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Sonntag, 25. Dezember 2011

Frohe Weihnachten!

Liebe Freunde, Kameraden, Kolleginnen und Kollegen!
Ich danke für Interesse, Kooperation und Kameradschaft und wünsche Euch/Ihnen allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest uns einen guten Rutsch ins und alles erdenkliche (Soldaten-)Glück, Gesundheit und Gottes Segen im neuen Jahr!

Dienstag, 20. September 2011

Neues ZF-Selbstladegewehr G28 für die Bundeswehr


Das Zielfernrohr-Selbstladegewehr G28 kommt als neue Handwaffe in die Bundeswehr. Ende August erhielt Heckler & Koch den Auftrag, mehrere hundert Systeme der ursprünglich DMR762 („Designated Marksman Rifle/Zielfernrohrschützengewehr 7,62 mm x 51) bezeichneten Waffe an die deutschen Streitkräfte zu liefern.
Das G28 ist eine militärische Version der zivilen Match Rifle MR308. Die rund 980 mm lange Waffe wiegt einsatzbereit knapp 7 900 Gramm. Das 420 mm lange Rohr ist hartverchromt, was zu Haltbarkeit und Präzision beiträgt. Gemeinsam mit der eigens vorgesehenen Munition „7,62 mm x 51 DMR“ und dem neuen Schmidt & Bender-Zielfernrohr 3-20x56 soll die neue Waffe eine deutlich bessere Präzision – Zielsetzung 1,5 Winkelminuten (Minute of Angle/MOA; entspricht einem Streukreis von rund 45 mm auf 100 Meter) – erreichen. Die Kampfentfernung beträgt 600 Meter, entsprechende Zielmittel für den Nachtkampf sollen diese Reichweite auch bei Dunkelheit gewährleisten. Ein Rotpunktvisier – das Aimpoint Micro T1 – sitzt für den Kampf auf kürzere Reichweiten als „backup“ auf dem ZF. Eine weitere Neuerung stellt die Farbe dar: Die Waffe und das Zielfernrohr kommen in dem Farbton Grünbraun (RAL8000). Dieser hat sich als weltweit universell einsetzbare Tarnfarbe erwiesen. Heckler & Koch bietet zudem einen Umbausatz an, mit der sich das G28 feldmäßig in eine kürzere und leichtere Patrouillenversion umrüsten lässt. (ww)

Samstag, 14. Mai 2011

120mm HE DM11 - neues Eisen im Feuer


Um  die Wirksamkeit von Kampfpanzern  im Einsatz gegen eine Vielzahl ungepanzerter und halbharter Ziele deutlich zu erhöhen, hat Rheinmetall im Auftrag des Bundesministeriums der Verteidigung eine neue Zweitmunition 120mm High-Explosive DM11 entwickelt und Mitte Mai Im Erprobungszentrum Unterluess einem internationalen Publikum vorgestellt. 

Patrone 120 mm x 570 HE Temp. DM11 (Foto: Rheinmetall)

Die HE DM11 zeichnet sich vor allem durch die Programmierbarkeit der geladenen Patrone sowie durch die Fähigkeit zum Luftsprengpunkt (Air Burst) aus.
Die Patrone 120 mm x 570 HE Temp. DM11 ist modular aufgebaut und besteht aus Gefechtskopf mit programmierbarem Zünder und einer ballistischen Haube, dem Leitwerk, einem Führungsband, der selbstverbrennenden Hülse mit Treibladung, sowie dem neu gestalteten Hülsenboden mit Treibladungsanzünder und integriertem Datenkabel zur Programmierung. Durch die realisierten Schnittstellen zwischen Antrieb und Gefechtskopf respektive Antrieb und Zünder ist sichergestellt, dass sowohl ein lebensalterbedingter Austausch des Antriebes wie auch ein Wechsel auf andere Zünder in der Zukunft unter wirtschaftlichen Bedingungen möglich ist. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal dieser Munition ist die sichere Verschießbarkeit in allen Klimazonen (-46oC bis + 71oC). 
Leopard 2 A 4 beim Verschuss der HE DM11 (Foto: Jan-P. Weisswange)

Die HE DM11 soll folgende Zielszenarien abdecken:
-       - Bekämpfung weicher Ziele,
-       - Bekämpfung von Fahrzeugen/leicht gepanzerten Fahrzeugen,
-       - Bekämpfung von offenen und gedeckten Panzerabwehrstellungen,
-       - Bekämpfung von Feldbefestigungen,
-       - Durchschlagen von Deckungen und Bekämpfen von Zielen hinter Deckungen, 
-       - Schaffen von Breschen und Durchgängen im bebauten Gelände für eigene abgesessene Kräfte und dies alles
-       - bei möglichst hoher Präzision und großer Reichweite.
Um die Verwendungsbreite optimal zu erfüllen, lässt sich die Munition in drei Zünder-Modi verwenden:
-       - Aufschlagzündung (Impact Fuze Mode/Point Detonation, PD); dabei detoniert der Gefechtskopf im Zielmedium, um größere Breschen zu schlagen;
-       - programmierbare Verzögerung (Programmable Delay/Point Detonation with Delay, PDwD), hierbei detoniert der Gefechtskopf nach Durchschlag der Deckung;
-       - programmierbarer Luftsprengpunkt (Air Burst/AB Mode); hierbei detoniert der Gefechtskopf vor und über dem anvisierten Ziel.
-        
Die Reichweite der neuen Munitionssorte beträgt bis zu 5 000 Meter.


Programmierkit schnell zurüstbar
Weitere Bestimmungsgröße der Entwicklung war, die Programmierung der Munition ohne Veränderungen der Feuerleitrechner – diese sind beim Leopard 2A4 weitgehend analog, bei den Folgemodellen hingegen digital – zu gewährleisten, damit alle Leopard-2-Typen die Munition ohne Einschränkung nutzen können. Zudem sollte sich das zur Programmierung der Munition erforderliche Programmierkit möglichst einfach in vorhandene Kampfpanzer einrüsten lassen und möglichst wenig neue Komponenten, Spezialwerkzeuge oder Testausrüstung erfordern. Schließlich sollte sich für die Besatzung die gewohnte Handlungsfolge bei der Bekämpfung von Zielen nicht verändern. 
Additional Control Box (ACB) für das Ladeschützenbediengerät (Foto: Rheinmetall)


Um die Verwendung in anderen Panzertypen mit gleicher Hauptbewaffnung zu ermöglichen, erfolgte die Munitionsentwicklung auf Basis der NATO-Schnittstellenkontrolldokumente für Kampfpanzer-Hauptbewaffnung 120mm (Interface Control Documents/ICD).
Das Programmierkit besteht aus einem „Ammunition Communication Module (ACM)“ zur Programmierung der Zünder, einer Schnittstelle (Interface-Box) zwischen ACM und Feuerleitrechner, die alle relevanten Daten für das ACM generiert und einem zusätzlichen Schaltkasten für das Ladeschützenbediengerät (Add-on Control-Box/ACB). Vom auf der Waffenwiege über der Bordkanone sitzenden ACM aus gehen die zu programmierenden Daten über eine Kabel seitlich an der Waffenwiege, eine Stange am Verschluss und einem Kontaktstift im Verschlussblock an den neu gestalteten Zündstiftträger, der neben dem Zündstift nun auch einen Kontaktstift zur Programmierung der geladenen Patrone verfügt. Vorhandene Systeme lassen sich also wenig aufwendig aptieren. 
Das US Marine Corps hat die in den USA Multi Purpose MP DM11 genannte Munition bereits seit Mitte 2010 im Einsatz mit sehr guter Wirkung. (ww)

Montag, 9. Mai 2011

Glock-Pistolen für schweizerische Spezialkräfte

Glock 17 Gen 4. Foto: Glock
Die Spezialkräfte  der Schweizerischen Armee wollen Glock-Pistolen als neue Faustfeuerwaffen beschaffen.  Die Pistolen mit Polymer-Griffstück und Safe-Action-Abzugssystem des österreichischen Herstellers aus Deutsch-Wagram konnten sich in einem Testverfahren, an dem das Armee-Aufklärungsdetachement 10, die Militärische Sicherheit sowie die Beschaffungsbehörde Armasuisse beteiligt waren, gegen die übrigen Mitbewerber durchsetzen.  Sofern das Parlament die Haushaltsmittel freigibt, beginnt die Beschaffung ab 2012. Zum Lieferumfang gehören Pistolen Glock 17 Generation 4 (Bild oben) und Glock 26 Generation 4 – beide im Kaliber 9 mm x 19. Dazu kommen die auf die FX- und ATK-Trainingsmunition ausgelegten Versionen Glock  17  T und Glock 26 T.

Sonntag, 8. Mai 2011

Tagung "Einsätze der Bundeswehr" 09./10. Juni 2011 in Potsdam

Der Report Verlag führt am 9./10. Juni 2011 in Potsdam in Zusammenarbeit mit dem Einsatzführungskommando der Bundeswehr eine Fachinformationstagung zum Thema „Einsätze der Bundeswehr“ durch.

Ihr durch Führungskräfte und Experten aus Bundeswehr, Politik, Wirtschaft und Medien gestaltetes Programm bietet vor dem Hintergrund der Reform der Bundeswehr aktuelle Informationen u.a. zu Führung, Planung und Auswertung von Einsätzen. Ein besonderer Schwerpunkt wird auf die Unterstützung gelegt, die die Wirtschaft durch die Bereitstellung von Material und Dienstleistungen für die Einsätze leistet.

Programmpunkte:

  • Aktuelle Einsätze der Bundeswehr im Überblick (Generalleutnant Rainer Glatz, Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr)
  • Strategische Planung und Führung der Einsätze – heute und morgen (Brigadegeneral Dieter Warnecke, militärischer Stellvertreter des Leiters Einsatzführungsstab BMVg)
  • Operative Planung und Führung der Einsätze – heute und morgen (Kapitän zur See Jörg Klein, Abteilungsleiter Einsatzspezialaufgaben (J 3/5/7), EinsFüKdoBw)
  • Erfahrungen und Folgerungen aus dem Einsatz (Generalmajor Hans-Werner Fritz, bis Februar 2011 Kommandeur RC North ISAF)
  • Die Einstellung der Bevölkerung zu den Einsätzen (Rüdiger Fiebig, Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr)
  • Information über Einsätze – die Medienarbeit der Bundeswehr aus journalistischer Sicht (Stephan Löwenstein, Frankfurter Allgemeine Zeitung)
  • Podiumsdiskussion: Parlamentsarmee im Einsatz: Unter welchen Voraussetzungen ist der Einsatz militärischer Mittel in der Außensicherheitspolitik der Bundesrepublik Deutschland legitim?
    Teilnehmer:
    Rainer Arnold MdB, Verteidigungspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion
    Ernst-Reinhard Beck MdB, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Verteidigung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
    Christoph Schnurr MdB, Mitglied des Verteidigungsausschusses (FDP)
    Katja Keul MdB, Mitglied des Verteidigungsausschusses (Bündnis 90 / Die Grünen)
  • „Lessons Learned“: Einsatzauswertung als Grundlage für Forderungen an Ausbildung und Material (Oberst i.G. Uwe Jansohn, Dezernatsleiter Einsatzauswertung, EinsFüKdo Bw)
  • Forderungen an die Unterstützung von Einsätzen (Oberstleutnant i.G. Horst Hauck, Dezernatsleiter Logistische Aufgaben (J4), EinsFüKdoBw
  • Die Rolle des Streitkräfteunterstützungskommandos bei Planung und Durchführung von Einsätzen (Brigadegeneral Peter Gorgels, Chef des Stabes Streitkräfteunterstützungskommando)
  • Die Territoriale Wehrverwaltung im Einsatz (Christian Nachtwey, Unterabteilungsleiter II, Abteilung Wehrverwaltung, Infrastruktur und Umweltschutz, BMVg)
  • Beschaffung für den Einsatz (DirBWB Bernd-Ulrich von Wegerer, Servicebereichsleiter P1, Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung)
  • Unternehmen als Kooperationspartner im Einsatz: Erfahrungen, Problemfelder und Perspektiven
    SAATEG Zwischenlösung im Einsatz (Jürgen Michel, Rheinmetall Defence Electronics)
    Service im Einsatz (Detlef Bartel, Krauss-Maffei Wegmann)
    Logistische Unterstützung von Einsätzen (Udo Eschenbach, Deutsche Post AG)

Informationen und Teilnahmebedingungen: www.report-verlag.de oder  >>HIER<<

Dienstag, 26. April 2011

Führung im Gefecht - Erfahrungen und Gedanken zur Verantwortung und Belastung des militärischen Führers

Der Offizier wird lange auf die Führung eines Verbandes hin ausgebildet, er sammelt Erfahrungen in vielen Verwendungen und Führungsfunktionen. Und doch ist es in vielerlei Hinsicht eine Ausnahmesituation, einen Verband nicht nur im Einsatz, sondern im Gefecht zu führen. Der vorliegende Artikel schildert die Erfahrungen aus Sicht des Kommandeurs der QRF 3, die zwischen April und Oktober 2009 im Norden Afghanistans in 14 Gefechten stand.

Jeder militärische Führer weiß, dass sich seine Planung und seine Entscheidungen im Gefecht unmittelbar als konkrete Gefährdung seiner eigenen Soldatinnen und Soldaten auswirken. Auch wenn militärische Führer und die unterstellte Truppe alles richtig, ja perfekt machen könnten, kommt es im Gefecht zwangsläufig früher oder später zu Verwundeten und Gefallenen in den eigenen Reihen. Und obwohl das Wissen darum in der Ausbildung vermittelt wird, trifft die Erkenntnis, dass die eigene Entscheidung unausweichlich ein Risiko für Leib und Leben der eingesetzten Soldaten nach sich zieht, den militärischen Führer nach dem ersten Gefecht, spätestens nach den ersten eigenen Verlusten, mit unvorstellbarer Wucht. Das damit verbundene Dilemma, nämlich um der Erfüllung des Auftrages willen seine Soldaten diesem Risiko aussetzen zu müssen, ist unauflöslich. Manch Vorgesetzter kann diese Wucht nicht aushalten und muss den Einsatz beenden. Nur der militärische Führer, der sich diese Verantwortung immer wieder bewusst macht, wird daraus die richtigen Konsequenzen für sein Verhalten ziehen und verantwortlich handeln können.

Mai 2009, Alpha-Zug QRF3 in der Ortschaft Yumar Basar, 30 km westlich Kunduz (Foto: Andreas Thelen)

QRF 3 im Einsatz
Von April bis Oktober 2009 war die Quick Reaction Force (QRF) 3 als mobile Reserve des deutschen Regionalkommandos Nord im Norden Afghanistans eingesetzt. Dieser Auftrag führte die QRF 3 im Einsatzraum des Regionalkommandos von Ghormach im Westen bis Taloqan im Osten, von Heyraton im Norden bis Darzab und Pol-E-Khomri im Süden. Schwerpunkt des Einsatzes war Kunduz, wo das Provincial Reconstruction Team (PRT) dauerhaft mit einer Kompanie der QRF 3 verstärkt wurde und die QRF 3 zweimal geschlossen dem Kommandeur des PRT unterstellt war. Neben der Verstärkung des PRT Kunduz nahm die QRF 3 an drei größeren Operationen teil, sicherte die afghanischen Präsidentschaftswahlen mit ab und wurde mehrfach mit der Absicherung von hochrangigen Besuchen sowie Konvoischutz beauftragt. Dabei standen Kräfte der QRF 14 Mal im Gefecht und vier Mal unter Raketenbeschuss. Vier Soldaten wurden im Gefecht verwundet, sieben Soldaten mussten aufgrund psychischer Verwundung den Einsatz vorzeitig beenden. Drei Ehrenkreuze für Tapferkeit, für beispielhafte Taten im Zuge der beiden geschilderten Gefechte und gut 20 Ehrenkreuze in Gold in besonderer Ausführung wurden verliehen. Die Voraussetzungen für die Ende 2010 neu eingeführte "Einsatzmedaille Gefecht" erfüllen weit über 200 Soldaten.
Der 29. April 2009 markierte mit zwei Angriffen auf deutsche Kräfte des PRT Kunduz den Beginn der damaligen Taliban-Offensive im Raum Kunduz. Bereits seit 2006 waren eine Veränderung der Lage und eine stetig zunehmende Zahl der Angriffe auf deutsche Kräfte zu verzeichnen. Im Frühjahr und Sommer 2009 gingen die Aufständischen auch im Norden Afghanistans und besonders in der Provinz Kunduz zu einer neuen Taktik und damit einer neuen Qualität der Angriffe über. Schon zuvor hatte es Angriffe mit improvisierten Sprengfallen (IED), Beschuss deutscher Patrouillen und Raketenangriffe auf die Feldlager, vor allem in Kunduz, gegeben. Im Sommer 2009 standen deutsche Soldaten jedoch jede Woche, manchmal nahezu täglich, im Gefecht mit den Aufständischen. Diese Entwicklung führte in Deutschland zu der unter anderem durch den damaligen Wehrbeauftragten des deutschen Bundestages angestoßenen Diskussion um den Begriff der "kriegsähnlichen Zustände".
Ausgehend von diesen Rahmenbedingungen sollen wesentliche Aspekte des Führens im Einsatz und im Gefecht und der damit verbundenen Führungsverantwortung am Beispiel der Gefechte bei Basoz und Sujani am 4. Juni 2009 und bei Gerdan am 7. Juni 2009 näher beleuchtet werden. Das Gefecht der QRF 3 bei Basoz wurde bereits in mehreren Publikationen behandelt. Aus Gründen der operativen Sicherheit war dies jedoch bisher nur in Auszügen der Fall. Mit dem zeitlichen Abstand von eineinhalb Jahren ist es jetzt möglich, dieses Gefecht in seinem ganzen Ausmaß darzustellen.


Das Gefecht bei Basoz und Sujani (4. Juni 2009)
Die QRF 3 führte am 4. Juni 2009 Operationen im Zuge der Hauptstraße nord-westlich der Polizeistation Charah Darah mit einem Infanteriezug (Bravo), einem verstärkten Spähtrupp der unterstellten Aufklärungskompanie, sowie einer so genannten Task Unit unter Führung eines Kompaniechefs der QRF, bestehend aus Kräften der QRF und einem unterstellten Zug des PRT Kunduz (Golf). Weitere Kräfte der QRF waren in der Polizeistation stationiert. Zwei Züge (Alpha und Charlie) befanden sich im PRT, Alpha war gerade zurück von einer Operationen während der vorausgegangenen Nacht, Charlie war als Reserve eingesetzt.
Um 16:13 Uhr Ortszeit (alle Zeitangaben beziehen sich auf die Zeitzone D*, Mitteleuropäische Zeit plus dreieinhalb Stunden) wird der Spähtrupp nordwestlich der Ortschaft Basoz durch einen Selbstmordattentäter angesprengt und von feindlichen Kräften beschossen. Der Spähtrupp durchstößt den Hinterhalt und erhält den Auftrag, nördlich Basoz so in Stellung zu gehen, dass aus Westen nachstoßender Feind bekämpft werden kann. Gleichzeitig erhält Bravo den Auftrag, den Spähtrupp bei Basoz zu entsetzen, um die Voraussetzungen für einen Gegenangriff entlang der Straße J79 - Yumar Bazar zu schaffen. Der Kompaniechef der Task Unit erhält den Auftrag, mit seinen Kräften südlich der Stellung Bravos bei der Ortschaft Kharoti in Stellung zu gehen, um die Hauptstrasse sowie den Abzweig nach Basoz unter Kontrolle zu behalten und dem Feind einen Angriff in den Rücken des Bravo Zuges zu verwehren.
Absicht QRF ist es, zunächst eine mögliche Vernichtung des Spähtrupps zu verhindern, dann die gewonnenen Stellungen zu halten und nachstoßenden Feind im Zuge der Straße Basoz - Yumar Bazaar bei günstiger Gelegenheit zu zerschlagen.
Noch bevor Bravo die Stellung nördlich Basoz gewinnt, kommt es um 16:50 Uhr beiderseits der Ortschaft zum Gefecht. Bereits im Anmarsch wird Bravo zwischen Kharoti und Basoz auf über einem Kilometer Länge des Weges beschossen. Der Zug durchstößt die vermutete feindliche Sicherung südlich der Ortschaft und stellt Schulterschluss mit dem Spähtrupp her. Im Moment der Verbindungsaufnahme mit der Spitzengruppe eröffnet der Feind mitten in der Ortschaft Basoz trotz anwesender Zivilbevölkerung erneut das Feuer. Es entbrennt ein heftiger Feuerkampf. Sowohl der Spähtrupp und die Spitzengruppe des Bravo Zuges in Basoz, als auch die Hauptteile Bravo, noch hart südlich Basoz, werden mit RPG (Rocket Propelled Grenade- Panzerfaust) und Handwaffen beschossen. Während des gesamten folgenden Gefechts in der Ortschaft Basoz wird unmissverständlich deutlich, dass dieser Feind keine Rücksicht auf die Zivilbevölkerung nimmt. Der Infanteriezug Bravo geht nunmehr mit eingegliedertem Spähtrupp im Zuge der Ortschaft Basoz in Stellung und verteidigt sich erfolgreich gegen eine große Anzahl Aufständischer, die in mehreren Wellen aus verschiedenen Richtungen angreifen. Unmittelbar mit dem beginnenden Beschuss während des Anmarsches wird die Reserve der QRF, Charlie, zur Verstärkung nach Basoz in Marsch gesetzt. Alpha wird neue Reserve. Etwas später wird ein Zug der afghanischen Nationalarmee (ANA), unterstützt durch ein belgisches OMLT (Operational Mentoring and Liaison Team), der QRF unterstellt und zum Schutz der linken Flanke eingesetzt. Gegen 17:15 Uhr treffen zwei amerikanische A-10 "Thunderbolt"- Erdkampfflugzeuge zur Luftnahunterstützung ein. Der Kompaniechef verlässt mit dem Golf-Zug Kharoti und geht südlich Basoz angelehnt an Bravo in Stellung.


Gefecht bei Barsoz und Sujani (4. Juni 2009), Lage um 17:15 Uhr

Das Gefecht entwickelt sich über rund eineinhalb Stunden. Mehrfach versuchen die Aufständischen, Bravo von allen Seiten anzugreifen und eine weiche Flanke zu finden - alle Angriffe werden abgewiesen. Gegen 18:15 Uhr ist Charlie in die linke Flanke der Aufständischen vorgedrungen und nimmt die Wegegabelung nördlich Basoz, über die der Feind Nachschub herangebracht und Verwundete abtransportiert hat. Die Aufständischen sind offensichtlich von der heftigen Gegenwehr überrascht. Nachdem sie bereits hohe Verluste haben hinnehmen müssen, brechen sie ihren Angriff ab und weichen nach Westen aus. Gleichzeitig kommt eine große Anzahl unbewaffneter Zivilisten aus den Häusern hervor. Es ist anzunehmen, dass diese das Ausweichen der Aufständischen ermöglichen sollen. Ob die Bevölkerung dabei freiwillig oder unter Zwang handelt, konnte auch später nie abschließend geklärt werden. Die Sprachmittler meldeten jedoch, dass sie gesehen hätten, wie Taliban die Menschen aus den Häusern getrieben haben.
Die QRF 3 führt das Gefecht mittlerweile mit sechs Manöverelementen (Task Units): 1) ANA und belgisches OMLT bei Kharoti, 2) KpChef mit Golf-Zug südlich Basoz, 3) Bravo mit Spähtrupp in Basoz, 4) Charlie an der Wegegabelung nördlich Basoz, und 5) den Kräften in der Polizeistation, dabei unter anderem ein Mörsertrupp. Außerdem wird der QRF die Reserve des PRT, der Foxtrott-Zug, unterstellt, dieser wurde 6) als Reserve Eins in die Polizeistation befohlen. Mittlerweile wird die QRF von vier A10-Erdkampfflugzeugen unterstützt. Alpha verbleibt als Reserve Zwei an den Fahrzeugen marschbereit im PRT.
Nachdem deutlich geworden war, dass die QRF die Stellung in Basoz ohne Verluste behauptet hat und der Feind keine Anstalten mehr macht, erneut anzugreifen, verlegt die QRF die beiden Task Units Bravo und KpChef von Basoz über Sujani-Ulya - Sujani - Nur-i-Sufi in Richtung Polizeistation. Charlie überwacht als Nachtruppe zunächst weiter die Wegegabelung und folgt den anderen Kräften mit einigem Abstand.
Dabei kommt es um 18:54 Uhr bei Bravo und Golf erneut zum Gefecht hart nördlich der Ortschaft Sujani. Nach heftigem Feuerkampf durchstoßen die Kräfte beider Task Units einen groß angelegten Hinterhalt und gehen südlich der Ortschaft Sujani auf- und abgesessen in Stellung. Foxtrott, noch auf dem Weg zur Polizeistation, wird zur Ortschaft Nur-i-Sufi verlegt, um ein erneutes Vorlegen der Aufständischen zu verhindern und die Strasse in eigener Hand zu behalten. Charlie beobachtet den Feuerkampf der anderen Züge, sitzt unverzüglich hart südlich der Ortschaft Sujani-Ulya ab und greift auf- und abgesessen im Zuge der Strasse Sujani-Ulya - Sujani in die linke Flanke der Aufständischen an. Golf und Bravo sichern sich südlich Sujani rundum und bereiteten sich auf das abgesessene Vorgehen in die zuvor durchstoßene Ortschaft vor, um die Aufständischen in ihrer rechten Flanke anzugreifen und Verbindung zu Charlie herzustellen.

Gefecht bei Barsoz und Sujani (4. Juni 2009), Lage um 19:40 Uhr


Wie zuvor bei Basoz sind die Aufständischen davon überrascht, dass deutsche Kräfte nicht nur das Feuer erwidern, durchstoßen und wegfahren, sondern absitzen, den Kampf aufnehmen, rasch Verstärkung heranführen und Angriffe in ihre Flanke führen. Eine Annahme des Gefechts durch deutsche Truppen wurde von den Aufständischen vermutlich nicht erwartet.
Als der Angriff Charlies den Nordrand der Ortschaft Sujani erreicht und droht, die Flanke der Aufständischen aufzurollen, brechen sie erneut das Gefecht ab und flüchten, wieder unter hohen Verlusten. Aufgrund ihrer guten Geländekenntnis gelingt es ihnen jedoch, alle ihre Toten und Verwundeten mitzunehmen. Charlie sitzt wieder auf, durchstößt die Ortschaft Sujani und stellt den Schulterschluss zu den anderen eigenen Kräften her. Die A 10 umkreisen die eigenen Stellungen, können keine Bewaffneten mehr aufklären, melden aber große Menschenmengen in beleuchteten Gehöften. Die QRF geht davon aus, dass sich die Bevölkerung in diese Gehöfte geflüchtet hat und sich bewusst zu erkennen gibt, um sich so zu schützen. Unter gegenseitiger Überwachung gehen alle Züge über die Stellung des Foxtrott-Zuges zurück auf die Polizeistation. Dort werden die Gefechtsschäden aufgenommen - fast alle Fahrzeuge sind getroffen worden, in einem TPz steckt eine nicht zur Wirkung gelangte Panzerfaustgranate. Danach verlegt die Masse der Kräfte zurück ins PRT, während der KpChef mit zwei Zügen in der Polizeistation verbleibt. Der Feind greift nicht wieder an.
Der heftige Feuerkampf bei Sujani dauerte rund 30 Minuten, das anschließende Vorgehen des Charlie-Zuges weitere 30 Minuten. Insgesamt war das Gefecht um 21:27 Uhr nach fünf Stunden beendet. Obwohl mehrere Fahrzeuge getroffen worden waren, gab es auf Seiten der QRF keine physisch Verwundeten oder gar Gefallene. Die spätere psychische Verwundung mindestens eines Soldaten ist aber auf Erlebnisse auch während dieses Gefechts zurückzuführen.

Bewertung
Die aus diesem Gefecht gezogenen Lehre waren unter anderem, dass der Feind im Raum Charah Darah in der Lage war, bis zu 100 Aufständische, darunter auch ausländische Kämpfer, in mehreren Gruppen zu koordinieren. Gleichzeitig war es ihm möglich, während des laufenden Gefechts einen weiteren Hinterhalt für ausweichende oder zur Verstärkung herbeigeführte Kräfte vorzubereiten.
Es wurde aber auch deutlich, dass ein rasches Heranführen von Verstärkungen und die Bereitschaft zum abgesessenen Kampf unter Nutzung der eigenen überlegenen Feuerkraft die Schlüssel zum Erfolg waren. Die Aufständischen im nördlichen Chahar Darah gingen danach für einen längeren Zeitraum von der Taktik komplexer Hinterhalte zurück zu einzelnen "Hit and Run" Aktionen.

A-Zug QRF3 am 6. Juni 2009 bei Nur-i-Sufi, westlich Kunduz (Foto: QRF 3) 


Das Gefecht bei Gerdan (7. Juni 2009)
Nur drei Tage später, am 7. Juni 2009, gerät ein Zug des PRT Kunduz auf der das südliche Chahar Darah von Nord nach Süd durchziehenden Hauptstrasse gegen 11:25 Uhr in einen Hinterhalt, durch eine IED-Explosion wird ein Dingo bewegungsunfähig.
Ausgangspunkt des Entsatzangriffes der QRF ist die Polizeistation Charah Darah. Eigene Kräfte in nahezu Kompaniestärke, bestehend aus Alpha-Zug QRF, je einem BAT (beweglicher Arzttrupp) und Rettungstrupp der QRF, Foxtrott-Zug PRT Kunduz und verstärktem Spähtrupp der Aufklärungskompanie Mazar-E-Sharif unter Führung eines Kompanieeinsatzoffiziers der QRF verlegen in rascher Fahrt nach Süden, um diesem Zug zur Hilfe zu kommen. Aus der Erfahrung des Gefechts vom 4. Juni 2009 wird die Feindlage so beurteilt, dass die Aufständischen einen Folgehinterhalt auf die Verstärkungskräfte rund 1500 Meter nördlich des ersten Hinterhalts vorbereitet haben.

Gefecht bei Gerdan (7. Juni 2009)


Die gemischte Kompanie trifft gegen 12:00 Uhr wie vorhergesehen auf den Folgehinterhalt, bindet den Feind mit dem vorn angreifenden Foxtrott des PRT und greift mit dem abgesessenen Alpha der QRF rechts umfassend in die Flanke der Aufständischen an. Dabei wird ein Soldat der QRF schwer verwundet. Bei seiner Bergung aus dem feindlichen Feuer wird ein weiterer Soldat mittelschwer verwundet. Die Gefechtsführung des Zuges muss sich um 12:16 Uhr zunächst auf die Rettung der Verwundeten konzentrieren, der Schwerverwundete überlebt den Tag nur knapp. Gleichzeitig besteht die Notwendigkeit, den Zug des PRT, der sich immer noch eineinhalb Kilometer weiter südlich verteidigt, zu entsetzen. Bereits um 12:22 Uhr wird die Verbindung zu ihm hergestellt.
PRT und QRF setzten weitere Kräfte zur Verstärkung ein, die gemeinsam aus dem Gefechtsstand des PRT geführt werden. In rascher Folge werden zwei weitere Züge, Charlie QRF und Hotel PRT, erster mit je einem zweiten BAT und Rettungstrupp der QRF, letzterer zusammen mit Bergekräften und einem weiteren BAT nach vorne geführt. Erneut unterstützen zwei amerikanische A10-Erdkampfflugzeuge.
Mehrere Angriffe werden zurückgeschlagen, gegen 12:45 Uhr werden die Verwundeten unter dem Schutz eines Halbzuges Alpha QRF und einer A10 ins PRT gebracht. Gleichzeitig steht Foxtrott unmittelbar nördlich des ersten Hinterhalts noch einmal im Feuerkampf. Charlie QRF überwacht die zurückkommenden Kräfte mit den Verwundeten aus dem Raum einer Höhe, Hotel PRT belässt die mitgeführten Bergekräfte bei Charlie, verlegt nach vorne und erreicht den Kampfplatz um 12:58 Uhr.
Gegen 14:30 Uhr wird das ausgefallene Fahrzeug aus dem ersten Hinterhalt geborgen und alle Kräfte werden unter gegenseitiger Überwachung schrittweise nach Norden zurückgenommen. Dabei kommt es zu keinem weiteren Feuerkampf.


Bewertung
Eine besondere Herausforderung dieses Gefechts war die Tatsache, dass neben den Aufständischen auch Zivilisten auf den Feldern in der Nähe der Ortschaft Gerdan arbeiteten. Aus heutiger Sicht muss davon ausgegangen werden, dass die Aufständischen sie erneut als menschliche Schutzschilde missbraucht haben.
Die eigenen Führungsstrukturen gestalteten sich kurzfristig kompliziert. Dies war auf die wechselseitige Unterstellung von Kräften des PRT unter die QRF und die der gesamten Task Unit unter das PRT zurückzuführen.  Noch im Verlaufe des Gefechts wurde dies durch eine gemeinsame Führung aller Kräfte aus dem Gefechtsstand des PRT ausgeglichen.
Besonders in diesem Gefecht wurden die Belastung und die Verantwortung der eingesetzten Führer aller Führungsebenen deutlich, nachdem zwei Soldaten verwundet worden waren und damit sowohl deren Leben gerettet, aber gleichzeitig auch der Entsatz des Zuges aus dem ersten Hinterhalt weitergeführt werden mussten. Die Entscheidung, vorn kämpfende Kräfte herauszulösen, weil der BAT ohne Begleitschutz nicht zurück fahren kann, oder es nicht zu tun, weil diese Kräfte sonst zur Erfüllung des Auftrages - Entsatz der eingeschlossenen Kameraden -  fehlen könnten, damit aber wertvolle Zeit zur Rettung des Lebens der Verwundeten verstreicht, ist sehr schwer.
Der Erfolg ist gerade in diesem Gefecht vor allem auf die Führungsleistung der vorn kämpfenden Führer und Unterführer zurückzuführen.


Die Verantwortung des militärischen Führers
Im Gefecht bedeutet verantwortliches Führen, die Truppe so einzusetzen, dass der militärische Auftrag erfüllt wird und gleichzeitig die anvertrauten Soldatinnen und Soldaten die größtmöglichen Überlebenschancen haben. Daher muss der militärische Führer genau abwägen, welches Risiko er bereit ist einzugehen und ob seine konkrete Absicht es rechtfertigt, dafür das Leben seiner Soldaten einzusetzen.
Vor allem anderen kommt es daher darauf an, schon in der Vorausbildung zu einem Einsatz von Anfang an keinen Zweifel daran zu lassen, dass der Verband ins Gefecht gehen wird, wie das Gefecht geführt werden soll und dass der Verband es gewinnen wird.
Noch mehr als im Alltag des Einsatzes gilt im Gefecht, dass die Soldaten ihre Führer erleben, wollen. In besonderer Weise gilt das für den Kommandeur, der aber nicht überall sein kann. Zwar kann nicht jeder Soldat den Kommandeur sehen, aber viele Soldaten können ihn am Funk hören. Es kommt daher darauf an, wie in der Ausbildung zu handeln und vor allem am Funk ruhig zu bleiben. Die unterstellten Führer und alle Soldaten, die den Funk mithören können, schöpfen Zuversicht, wenn dann so geführt wird, wie es geübt wurde und so, wie sie ihren Kommandeur kennen.
Von unschätzbarem Wert für eine Truppe ist der Erfolg im ersten Gefecht. Hier zeigt sich, ob das Richtige ausgebildet und geübt wurde und ob Führer und Geführte im Feuer bestehen können. Für den Führer entscheidet sich, ob die Soldaten ihm weiter zutrauen sie erfolgreich im Gefecht zu führen. Wird das erste Gefecht nicht nur überstanden, sondern gewonnen und gelingt dies gar ohne eigene Verluste, dann schöpft die Truppe daraus unbeschreiblich viel Selbstvertrauen. Diese Faktoren entscheiden über die Bereitschaft, sich dem nächsten Gefecht zu stellen und die Zuversicht, es erneut zu gewinnen. Dermaßen gestärkt steigen die Chancen der Truppe, im nächsten Gefecht dann auch wirklich wieder erfolgreich zu sein.
Der Erfolg ohne Verluste im Gefecht bei Basoz und Sujani war daher auch die Grundlage für die QRF 3, die Verwundung von zwei Soldaten im folgenden, aus rein taktischer Sicht nicht minder erfolgreichen, Gefecht von Gerdan relativ gut zu verkraften.
Für den militärischen Führer kommt es darauf an, vor seinen Soldaten und sich selbst bestehen zu können, in dem er in der Vorbereitung, im Einsatz, im Gefecht und in kritischer Situation alles dafür getan hat, dass die ihm unterstellten Soldaten den Auftrag des Verbandes erfüllen können und gleichzeitig die bestmöglichen Chancen haben zu überleben.
Dazu gehört für den Kommandeur eines Verbandes, den Soldaten und deren Angehörigen ehrlich und klar zu sagen, was im Einsatz auf den Verband zukommen wird, wie man dem begegnen möchte und die Gefahren nicht schönzureden. Für die QRF 3 war dies der Ausspruch: "Wir gehen ins Gefecht!" Solches Verhalten führt in der Einsatzvorbereitung zu Widerständen, aber die Soldaten danken es, wenn die Situation eingetreten ist. Moderne Studien über Posttraumatische Belastungsstörungen belegen, dass Menschen, die als Helfer bei Katastrophen, Polizisten und eben auch Soldaten unvorbereitet besonders schwierigen, ja entsetzlichen Situationen ausgesetzt sind, später besonders häufig an den psychischen Folgen leiden. Die Verantwortung für die unterstellten Menschen erfordert es daher, nicht nur für das Gefecht auszubilden, um es im Einsatz gewinnen zu können, sondern die eigenen Soldatinnen und Soldaten auch mental so vorzubereiten, dass sie gute Chancen haben ihre seelische Gesundheit zu erhalten.
Dazu gehören im Einsatz die Nachbereitung der Gefechte durch Gesprächsführung mit allen Soldaten durch Vorgesetzte, Seelsorger und Psychologen, genauso wie eine taktische Auswertung. Beratungen mit den unterstellten Führern wann immer möglich vergrößern die Akzeptanz des militärischen Führers und weben ein unsichtbares Band des Vertrauens in den Verband.
Dazu gehört auch, sich als militärischer Führer immer wieder vor Augen zu führen, dass die eigenen Befehle dazu führen werden, dass eigene Soldatinnen und Soldaten zu Schaden kommen. Der Auftrag erfordert es auch, Risiken und Wagnisse einzugehen. Die Fähigkeit des militärischen Führers entscheidet dabei wesentlich über den Ausgang des Gefechts, wohl auch über die Höhe der eigenen Verluste, nicht aber über die Unversehrtheit des Einzelnen. Wer unter allen Umständen Verluste vermeiden will, zaudert und verpasst den richtigen Moment der Entscheidung. Letztlich setzt er dadurch seine Soldaten höheren Risiken aus und wird die Verluste, die er vermeiden wollte, umso bitterer erfahren.
Nur wer dies für sich akzeptiert, auf Verluste eingestellt ist und gleichzeitig keinen Zweifel an der Entschlossenheit erkennen lässt, Gefechte zu gewinnen, kann seine Truppe zum Erfolg führen.


Der Zugführer Alpha QRF3, Oberleutnant K., im Mai 2009 bei Kunduz (Foto: Andreas Thelen)

Autor
Oberstleutnant Hans-Christoph Grohmann ist Dezernatsleiter Einsatzgruppe Afghanistan im Einsatzführungskommando der Bundeswehr und war, von Juni 2008 bis September 2010 stellvertretender Regimentskommandeur Jägerregiment 1 und von April bis Oktober 2009 Kommandeur der QRF 3.
Der Artikel erschien in Strategie&Technik 4/2011, S. 11 - 16