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Dienstag, 30. Juni 2020

Kostümkunde/Gearcheck: Royal Marines Commando Uniform 2020

Plymouth (ww) Die Royal Marine Commandos erhalten im Zuge des Modernisierungsprojektes Future Commando Force neue Kampfuniformen. Die neue Montur basiert auf der Crye-Precision Generation 4-Bekleidung.
Royal Marines Commando mit C8-Sturmgewehr (Foto: Royal Navy)

Die Royal Marines' Commando Uniform 2020 besteht aus Kampfhemd und -hose, Feldhemd und -hose, Dientsjacke und Dienstgürtel. Sie ist leichter, schneller trocknend, reißfester und luftdurchlässiger als die reguläre Bekleidung. Zudem wird die Royal Marines' Commando Uniform 2020 in Multicam ausgeliefert. Damit unterscheiden sich die Marines von den übrigen Streitkräften, deren Bekleidung im ebenfalls von Crye entwickelten Multi Terrain Pattern (MTP) gehalten ist.

Der Schriftzug Royal Marines Commando wird auf beiden Ärmeln getragen, links ist die "White Ensign" in getarnter Ausführung angebracht (Foto: Royal Navy)
Die Beschaffung der neuen Kampfuniform erfolgt über die NATO Support & Procurement Agency.
Mit der ab September 2020 erfolgenden Neuuniformierung soll nicht nur der Einsatzwert erhöht werden. Vielmehr soll sie auch die mit der laufenden Umstrukturierung Future Commando Force erfolgende Rückbesinnung auf die Rolle als amphibische Kommandotruppe äußerlich zum Ausdruck bringen. Das rechteckige Schriftband Royal Marines Commando mir roter Schrift auf Marineblau ist eine Reminiszens an die Rolle der Commandos im Zweiten Weltkrieg - zumal es fast 80 Jahre nach der Operation Collar, des ersten Commando Raids, eingeführt wurde. Ebenso wurde der Fairbairn Sykes-Dolch im Abzeichen der 3 Commando Brigade Royal Marines an das Erscheinungsbild des 1940 ausgegebenen ersten Musters des legendären Kampfmessers angepasst. Weiterhin wird die Zugehörigkeit zur Royal Navy gezeigt: Erstmals seit 1664 tragen die Marines die Seekriegsflagge White Ensign in einer taktisch abgetarnten Variante auf der Uniform.
Unten der veränderte Patch der 3 Commando Brigade mit der stilisierten ersten Form des weltbekannten Kampfmessers (Foto: Royal Navy)
Die taktische Variante der Seekriegsflagge "White Ensign" (Foto: Royal Navy)

Die derzeit erfolgende Umgliederung Future Commando Force gilt als größte Transformation der Royal Marines seit dem Zweiten Weltkrieg. Als vielseitig einsetzbare Elitetruppe der Royal Navy soll sie weltweit von See aus zum Einsatz kommen - egal ob in arktischen, gebirgigen, tropischen Gebieten oder sonstigen Küstenregionen. Der Fokus liegt dabei auf Kommandounternehmen. Die Beschaffung der neuen Uniform gilt daher auch als ein Signal des Modernisierungswillens.
www.royalnavy.mod.uk
www.cryeprecision.com

Sonntag, 28. Juni 2020

Kickstarter-Projekt: The Vickers Machine Gun von Dolf L. Goldsmith

Henderson, Nevada (ww) Gerne leite ich hier einen Hinweis meines Kollegen Dan Shea von Chipotle Publishing, LLC weiter. Über Kickstarter soll ein umfangreiches Buch über das legendäre Vickers-MG veröffentlicht werden.

Die auf Hiram Maxims Konstruktion basierende und von der britischen Firma Vickers von 1912 bis 1968  produzierte Waffe in .303 British diente in den britischen Streitkräften und auch in weiteren Commonwealth-Staaten als Standard-MG.
Der umfangreiche Bildband "The Vickers Machine Gun: Pride of the Emma Gees" stammt aus der Feder von Dolf L. Goldsmith, wobei auch Beiträge von Richard Fisher, Robert G. Segel und Dan Shea einflossen. Dolf hatte bereits in den 1990ern viel beachtete Standardwerke zum Maxim-MG und zum Vickers-MG vorgelegt und seither seine Forschungen fortgesetzt. So ist ein ultimatives Standardwerk mit 840 Seiten Umfang entstanden.
Über Kickstarter werden verschiedene Unterstützungspakete angeboten. Mehr Informationen gibt es hier bei Kickstarter.
Der S&T-Blog wünscht viel Erfolg bei dem Projekt und freut sich auf die Auslieferung im September!
www.smallarmsreview.com

Samstag, 27. Juni 2020

An die Schippe - Pionierpanzer Kodiak

Unterlüß (ww) Die gegenwärtige COVID-19-Lage macht sowohl Journalisten als auch Öffentlichkeitsarbeitern die Arbeit nicht einfacher. Viele Veranstaltungen und Messen müssen ausfallen oder können nur virtuell stattfinden. Mitte Juni ging es allerdings für eine kleine Zahl von Journalisten und Rheinmetallern unter Beachtung der Corona-Schutzmaßnahmen wieder in etwas klassischerer Form „an die Schippe“.

Mittelarmkonzept, Doppelwindenanlage, Räumschild, Leopard-2-Fahrgestell - die wesentlichen Merkmale des Pionierpanzer 3 Kodiak (Foto: JPW)
Und das gleich im wahrsten Sinne des Wortes, denn an seinem Standort Unterlüß stellte Rheinmetall den Pionierpanzer Kodiak vor. Er ist einer der Bewerber um die Nachfolge des Pionierpanzers Dachs.

Ein veritabler Genie-Panzer
Der Kodiak wurde Anfang der 2000er Jahre in enger Abstimmung mit der Schweizer Genietruppe – so nennen die Eidgenossen ihre Pioniere – neu entwickelt und speziell auf die operativen Einsatzbedürfnisse der Pioniere zugeschnitten.

Räumschild und Knickarmbagger hier beim Schlagen einer Bresche in einen Panzerabwehrgraben (Foto: JPW)
Der Kodiak baut auf dem Fahrgestell des Kampfpanzers Leopard 2 auf.  Das gut ausbalancierte Chassis mit seinem 1.100 kW starken Antriebspaket bietet eine hervorragende Mobilität auch in schwerem Gelände.

Das Leopard 2-Fahrgestell sorgt für hohe Beweglichkeit (Foto: JPW)
Der Kodiak hat eine drei Mann starke Besatzung: Fahrer/Bediener, Kommandant und ein weiterer Pionier, der bei Bedarf abgesessen die Arbeiten unterstützt, wie beispielsweise das Anschlagen der Winden. Der Kommandant sitzt in Fahrtrichtung vorne rechts, Fahrer/Bediener vorne links und der dritte Mann hinter dem Fahrerplatz.

Mittelarmkonzept
Herausragendes Merkmal des Kodiak ist sein Mittelarmkonzept. Der in der Mitte der Fahrzeugfront positionierte Ausleger ist das designbestimmende Element dieses Pionierpanzers. Das Mittelarmkonzept bietet den großen Vorteil, dass die Besatzung bei Arbeiten mit dem Ausleger den besseren Überblick behalten kann und das Fahrzeug auch in Engstellen einsetzbar ist. Weiterhin ermöglicht es einen maximalen Arbeitsbereich bei minimaler Abhängigkeit der Fahrzeugausrichtung. Dies vereinfacht und verkürzt den Einsatz und trägt so zum Schutz und zu der Sicherheit der Soldaten bei. Der Knickarmbagger des Kodiak hat ein großes Schaufelvolumen, mit dem er in der Lage ist, pro Stunde rund 200 Kubikmeter schweres Erdreich ohne Umsetzen des Fahrzeugs zu bewegen. Weiterhin kann er Lasten von rund 3,5 Tonnen bei maximaler Reichweite von neun Metern mit seinem Ausleger anheben.

Mit Räumschild...

...und Knickarmbagger...

...entsteht in Minutenschnelle eine Stellung für einen Kampfpanzer (Fotos: JPW)

Im Feld ist auftragsbedingt oftmals ein schneller Wechsel der Baggerwerkzeuge notwendig.  Der Kodiak ist standardmäßig mit zwei zusätzlichen Baggerwerkzeugen ausgerüstet: einem Universalgreifer und einem Betonzertrümmerer. Diese sind auf dem Fahrzeugheck verstaut und können unter Nutzung der Kameraanlage halbautomatisch, unter Schutz gewechselt werden.

Eidgenössischer Geniepanzer Kodiak beim Werkzeugwechsel (Foto: Rheinmetall)
Dieses Wechselkonzept ist bewährt und einsatzerprobt. Über die Schnellwechseleinrichtung können weiterhin zusätzliche pionierspezifische und handelsübliche Werkzeuge angebracht werden.

Räumschild
Der Kodiak verfügt über ein Räumschild mit Schnitt- und Neigungswinkelverstellung, das in der Breite erweiterbar ist. Dieses lässt sich während der Fahrt arretieren, was einen erheblichen Beitrag zur Systemsicherheit darstellt.
Das Rümschild lässt sich sowohl zum Anlegen von Panzersperren nutzen....
...als auch zum Schlagen von Breschen...

...für nachfolgende Kampfpanzer. (Fotos: JPW)

Bei Bedarf lässt sich das Räumschild durch einen Minenpflug ersetzen, so verwenden die niederländischen Streitkräfte z. B. einen Pearson-Pflug.

Niederländischer Kodiak mit Minenpflug (Foto: Rheinmetall)
Die Minenräumausstattung wird durch ein automatisches Minengassenmarkiersystem mit Markierungsstäben ergänzt, die der nachfolgenden Kampftruppe den sicheren Weg durch das Minenfeld zeigen. Sämtliche Wechselwerkzeuge oder Minenräumsysteme lassen sich für den Transport auf Multi-Hakenlift-Wechselpaletten verlasten.

Windenanlage
Die vielseitig einsetzbare Doppelwindenanlage des Kodiak ist mit zwei unabhängig voneinander nutzbaren 9-Tonnen-Spillwinden der Firma Rotzler ausgestattet. Die vergleichsweise leichten Windenseile können schnell und ohne zusätzliche Hilfsmittel oder Werkzeuge von einem Soldaten an ein Objekt herangeführt werden, wodurch der Aufenthalt außerhalb des Kampfraums minimiert wird.

Auseinanderziehen einer Baumsperre (Foto: Rheinmetall)
Dieses wird noch dadurch verstärkt, dass die Winden über einen Freilauf verfügen, d.h. der Kodiak kann mit angeschlagen Seilen zurücksetzen und so die Sicherheitsdistanz einfach erreichen. Der Einsatz von zwei Windenseilen parallel erlaubt es, Objekte wie z.B. Teile einer Sperre oder Barrikade kontrolliert wegzuziehen oder eine Winde zur Eigensicherung – etwa an einer Hanglage – einzusetzen und mit der anderen Winde ein Objekt zu bewegen. Diese Fähigkeiten sind insbesondere in beengten Umgebungen, wie z.B. in urbanem Gelände, vorteilhaft. Beim Einsatz der beiden 9-Tonnen-Winden kann unter Nutzung von Umlenkrollen ein Gewicht von über 60 Tonnen gezogen werden. Hierdurch erübrigt sich die Notwendigkeit zur Nutzung einer schwereren und unhandlicheren Winde bei zugleich minimierten Nutzungskosten.

Ergonomie und Einsatzwert
Sechs Kameras an Ausleger, Räumschild und an Front- und Heckseite unterstützen die aus zwei oder drei Soldaten bestehende Besatzung bei der Fahrt, wie auch die pioniertechnische Aufgabenerfüllung bei Tag und bei eingeschränkter Sicht. Jedes Besatzungsmitglied kann sich jederzeit das für ihn wichtige Kamerabild auf seinem Monitor anzeigen lassen. Hierdurch können die Aufgaben verteilt oder im Team zusammengeführt werden. Die Kameras erlauben es, den Werkzeugwechsel und alle pionierspezifischen Aufgaben unter Panzerschutz durchzuführen. Ein Hilfsaggregat (Auxiliary Power Unit) liefert bei Bedarf die elektrische Energie und versorgt zugleich die Kampfraumkühlanlage.
Der Kodiak eignet sich natürlich auch für Einsätze im Rahmen der Katastrophenhilfe. Erst kürzlich setzten die niederländischen Streitkräfte den PiPz 3 Kodiak zur Bekämpfung von Wald- und Flächenbränden im deutsch-niederländischen Grenzgebiet ein.
Kodiak unterstützt Löscharbeiten (Foto: Rheinmetall)

Rheinmetall fertigt und vertreibt den AEV 3 Kodiak in einem Konsortium gemeinsam mit der RUAG MRO Schweiz, dem strategischen Technologiepartner der Schweizer Armee. Neben der Schweiz sind derzeit Schweden, die Niederlande sowie Singapur weitere Nutzer, die ihre Kampfpanzer Leopard 2 mit dem Pionierpanzer 3 Kodiak und dem Bergepanzer 3 Büffel unterstützen.

Der BPz 3 Büffel – für Bergung und Instandsetzung
Der Bergepanzer (BPz) 3 Büffel birgt Schadfahrzeuge und unterstützt zudem mit seinem Kran die Instandsetzung im Feld. Der BPz 3 Büffel wurde im Auftrag der Bundeswehr sowie der Niederländischen Streitkräfte von Rheinmetall Landsysteme entwickelt. Der Büffel baut ebenfalls auf Basis des Leopard 2 auf und zeichnet sich durch hohe Beweglichkeit und Schutz aus. Der Ausleger auf der rechten Fahrzeugseite hat einen Arbeitsbereich von bis zu 7,9 Metern und kann Lasten von bis zu 30 Tonnen heben.
Bergepanzer 3 (Foto: JPW)
Auch hier setzt Rheinmetall auf die Zusammenarbeit mit der Firma Rotzler für die Windenanlage. Die spezielle Bergewinde ermöglicht es, auch schwerstverunglückte oder festgefahrene Gefechtsfahrzeuge zu bergen. In der aktuell laufenden Modernisierung für die Bundeswehr wurde die Gefechtsfeldbergeeinrichtung von der Vorderseite ans Fahrzeugheck verlagert. Hierdurch kann der Büffel Schadfahrzeuge unter Schutz ankoppeln und in zügiger Vorwärtsfahrt vom Gefechtsfeld schleppen.
Derzeit sind 200 BPz 3 Büffel in neun Nationen im Einsatz. Darüber hinaus werden über 300 Büffel-Kits als Aufbauten auf dem Varianten der Kampfpanzer Leclerc und dem K1 genutzt. Der BPz 3 Büffel hat seine herausragende Leistungsfähigkeit in diversen Operationen, vom Balkan bis an den Hindukusch, auch im Gefecht, unter Beweis gestellt.



www.rheinmetall.de


Mittwoch, 10. Juni 2020

Sikorsky CH-53K King Stallion absolviert Luftbetankungstests erfolgreich

Cheaspeake Bay/ Ostküste USA (ww) Der schwere Transporthubschrauber CH-53K King Stallion hat erfolgreich mehrere Luftbetankungstests mit dem Tankflugzeug KC-130J Super Hercules des U.S. Marine Corps absolviert. Der mehrstündige Testflug fand bereits Anfang April vor der Ostküste der USA statt.
CH-35K während der Luftbetankung durch ein KC-130J Tankflugzeug (Foto: U.S. Navy)


Bei den Tests zeigte sich, daß insbesondere auch das moderne elektronische Fly-by-Wire-Flugsteuerungssystem der CH-53K die Arbeitsbelastung der Besatzungen bei der Luftbetankung deutlich reduziert.
Die Fähigkeit zur Luftbetankung ist eine wichtige Grundlage für das Zurücklegen von Langstrecken ohne Zwischenlandung und erweitert die Einsatzoptionen der CH-53K deutlich. So sind damit die Verlegung in weit entfernte Einsatzgebiete sowie eine wesentlich längere Einsatzdauer möglich. Mit den jetzt erfolgreich durchgeführten Luftbetankungstests hat der von Sikorsky neuentwickelte Transporthubschrauber aus der CH-53-Familie einen weiteren wichtigen Meilenstein erreicht.
Die Luftbetankung ist darüber hinaus eine wesentliche Fähigkeit, über die auch der neue Schwere Transporthubschrauber (STH) der Bundeswehr verfügen soll. Mit der CH-53K bewirbt sich ein von dem Lockheed Martin-Tochterunternehmen Sikorsky und Rheinmetall geführtes Industrieteam auf diese aktuell laufende Ausschreibung der Bundeswehr.
Die Bundeswehr wird künftig neben dem gleichen bei den Tests eingesetzten Betankungsflugzeug auch über das Transportflugzeug C-130J von Lockheed Martin verfügen. Für den Laderaum der C-130J werden die Luftfrachtpaletten des 463L-Standards genutzt, die auch die CH-53K transportieren kann. Die Verwendung derselben Paletten in Flugzeug und Transporthubschrauber ist ein immenser Vorteil beim Verladen von Material. Die Interoperabilität stärkt weiterhin grundsätzlich die militärische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich: Beide Länder bauen gerade am Standort Évreux eine gemeinsame C-130J/KC-130J Luftfahrzeugflotte auf. Ebenso ist die Interoperabilität mit anderen Transportluftfahrzeugen im europäischen Raum, z.B. dem A400M, durch die Verwendung der gleichen standardisierten Luftfrachtpaletten ein Vorteil in gemeinsamen Missionen.
Die Serienfertigung der CH-53K wurde inzwischen planmäßig am Sikorsky-Standort in Connecticut aufgenommen. Aktuell befinden sich insgesamt 31 Luftfahrzeuge in verschiedenen Produktionsstufen. Die Verlegung des ersten USMC CH-53K Einsatzkontingents ist für 2023/24 vorgesehen.
CH-53K (fliegend) und CH-53G (Foto: Sikorsky)
In Deutschland soll die endgültige Entscheidung über die Vergabe des neuen Transporthubschraubers Anfang 2021 getroffen werden. Die erste Auslieferung der Luftfahrzeuge könnte, wie gefordert, ab 2024 erfolgen, um einen nahtlosen Übergang von der aktuellen CH-53G-Flotte zu ermöglichen, das entsprechende Personal auszubilden und die logistischen Grundlagen für den Betrieb in Deutschland zu schaffen. Zu diesem Zeitpunkt werden die ausgelieferten CH-53K des USMC bereits einsatzbereit sein und die Luftfahrzeugbesatzungen sowie Wartungstechniker würden die Erstausbildung des Bundeswehr Personals durch ihre Erfahrungen entsprechend unterstützen können. Die Aufstellung der STH-Flotte der Bundeswehr und der Übergang von der aktuell genutzten CH-53G soll bis 2032 abgeschlossen sein.


www.lockheedmartin.com
www.rheinmetall.com


Donnerstag, 4. Juni 2020

SIG Sauer vor Umbrüchen - Freude und Leid

Eckernförde, Newington/New Hampshire, USA (ww) Eigentlich wollte ich den neuen Monat mit einer freudigen Meldung zu SIG Sauer beginnen. Erst vor wenigen Tagen hat das Unternehmen der U.S. Army seine Testwaffen für das NGSW-Vorhaben übergeben. Doch Freude und Leid liegen oft eng beieinander. Und so traf die Branche die heutige Nachricht wie ein Paukenschlag: Der traditionsreiche Handwaffenhersteller will seinen deutschen Standort in Eckernförde schließen. Rund 130 Mitarbeiter wären von der Schließung betroffen.
Dunkle Zeiten in Eckernförde am deutschen Standort von SIG Sauer (Foto: JPW)

Zunächst hatte die "Bild"-Zeitung die traurige Nachricht gebracht, verschiedene weitere Medien griffen die Meldung dann auf. So hat SIG Sauer-Geschäftsführer Tim Castagne am 4. Juni 2020 zunächst Betriebsrat und dann die Belegschaft über die wirtschaftlich angespannte Situation des Standortes informiert.
Mehrere Gründe führt das Traditionsunternehmen dafür an, dass die Standortnachteile in Deutschland für SIG Sauer für die Zukunft keine wirtschaftliche Produktion von Sport- und Behördenwaffen mehr erlauben.
So schränke die Gesetzgebung die Nutzung von Sportwaffen immer mehr ein. Weiterhin würden bei der Vergabe von Behördenaufträgen sowohl von der deutschen Polizei als auch von der Bundeswehr einige wenige lokale Produzenten bevorzugt. SIG Sauer hingegen werde wegen seiner internationalen Ausrichtung von den Ausschreibungen systematisch ausgeschlossen. In der Tat stammen die meisten SIG Sauer-Entwicklungen derzeit aus den USA, weshalb sie nicht ITAR-frei sind.
SIG Sauer hat in den letzten Jahren auch in Deutschland einen Law-Enforcement-Bereich aufgebaut, zu den Produkten gehört der SIG MCX Rattler und die subkompakte P365 (Foto: JPW)
Dennoch hätten die Gesellschafter, die L&O Holding, in den letzten Jahren große finanzielle Beiträge zur Stabilisierung des Unternehmens geleistet und das Unternehmen habe drastische Sparmaßnahmen umgesetzt, um das Traditionsunternehmen und die Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern. Doch zu den vorhandenen Problemen wären noch die aktuellen Auswirkungen der Coronakrise gekommen, die eine Fortführung des Geschäftsbetriebs in Eckernförde wirtschaftlich zusätzlich erheblich belastet hätten.
Deutlich erfreulicher - wie erwähnt - sind die Nachrichten aus dem USA. Dort hat SIG Sauer am 1. Juni 2020 seine Kandidaten für das Next Generation Squad Weapon-Vorhaben der U.S. Army ausgeliefert. Zu den jetzt für die Erprobung übergebenen Komponenten zählen leichte Maschinengewehre SIG Sauer Lightweight Machine Guns (NGSW-AR), Sturmgewehre SIG Sauer Rifles (NGSW-R), Hybridmunition 6.8 SIG Sauer Hybridmunition sowie SIG Sauer Next Generation Schalldämpfer. 

Am 1. Juni 2020 übergab SIG Sauer USA seine NGSW-Testwaffen und -munition an die U.S. Army (Foto: SIG Sauer)
SIG Sauer führt seine Wurzeln auf die thüringische Waffenschmiede J.P. Sauer & Sohn bis ins 18. Jahrhundert zurück und verlegte nach dem Zweiten Weltkrieg seinen Firmensitz nach Eckernförde. Aus der fruchtbaren Kooperation mit der Schweizerischen Industrie Gesellschaft (SIG) ab den 1970er Jahren entstammen legendäre Produkte wie die P220-Familie. Die P225 diente ab den 1970er Jahren als P6 in etlichen deutschen Polizeibehörden und beim Zoll als Standard-Seitenwaffe.

Die SIG Sauer P6 ist die Polizeiversion der P225 (Foto: JPW)
Bis heute ist SIG Sauer beim BKA (P229) und bei den Spezialeinsatzkommandos Nordrhein-Westfalen (P226) vertreten. Das Gewehrsystem MCX dient unter anderem bei den Landespolizeien Berlin und Schleswig-Holstein als Mitteldistanzwaffe. Auch nach Schließung des Werks in Eckernförde soll die Ersatzteilversorgung für Behörden, Sportschützen und Jäger aufrecht erhalten werden.
Der Leser sehe mir nach, daß ich aus meiner Betroffenheit über die traurigen Nachrichten bezüglich des Traditionsunternehmens keinen Hehl mache. Meine erste Kurzwaffe, die ich mir als schießsporttreibender Student vom Munde abgespart habe, kam aus Eckernförde: Diese im September 1994 erworbene SIG Sauer P226 hat mich auf etlichen Wettkämpfen begleitet, ich nutze sie bis heute und ich halte sie in Ehren.