HK121 mit Infanterie-Lauf und 50-Schuss-Gurttasche. Der Farbton RAL8000 bietet gute Tarneigenschaften. Die Sabre-Kampfbekleidung im PenCott Green Zone-Muster stammt von JK Defence. Foto: KUS/JPW |
Da sich die Nutzungsdauer des bewährten, auf dem MG42 basierenden mittleren Maschinengewehrs MG3 dem Ende entgegen neigt, arbeiten einerseits verschiedene Tüftler an diversen Upgrades dieser Waffe. Andererseits befinden sich als dessen „MG5“ genannter Nachfolger derzeit FN (MAG und MINIMI 7,62), IWI (Negev 7) und Heckler&Koch (HK121) im Gespräch. Der S&T-Blog schildert hier erste Eindrücke.
Hintergrund: Die MG-Initiative der Bundeswehr
Das Projekt "MG5" gehört zu der um den Jahreswechsel 2008/2009 durch die Bundeswehr auf den Weg gebrachte Maschinengewehrinitiative. Diese forderte ein leichtes, ein mittleres und ein schweres Maschinengewehr sowie ein mittleres MG mit hoher Kadenz.
Als leichtes MG dient das HK MG4 im Kaliber 5,56 x 45 mm. Als schwere MG nutzt die Bundeswehr derzeit das FN Browning M2 als Fahrzeug-, sowie das FN Browning M3M als Helikopterbewaffnung. Weiterhin entwickelt man derzeit in Oberndorf – allerdings nicht bei HK, sondern bei Rheinmetall – das fremdangetriebene schwere RMG.50, das leistungsgesteigerte 12,7mm-Munition verschießen kann. Als neues „MG6“ sucht die Bundeswehr ein „mittleres MG hohe Kadenz“ für Spezialkräfte. Hier gilt das derzeit in Erprobung befindliche fremdangetriebene Mehrrohrwaffe Dillon M134-D als aussichtsreicher Kandidat, wobei HK dieses Gatling-Gewehr vertreiben und technisch betreuen würde.
Die Idee zum HK121
Die Wurzeln des HK121 liegen aber nicht in der o. g. MG-Initiative. Denn bereits Ende 2005 entschloss sich die traditionelle Oberndorfer Waffenschmiede Heckler & Koch (HK), sein Produktportfolio im Bereich der Maschinengewehre zu erweitern.
HK121 (o) im Vergleich zum MG4. Foto: JPW |
So sollte mit dem HK121 ein ähnlich dem MG4 (Kaliber 5,56 x 45 mm; bisher eingeführt bei der Bundeswehr und in Spanien) handzuhabendes modernes Universal-MG im Kaliber 7,62 x 51 mm entstehen. Die Einsatzerfahrungen aus den Einsätzen in Afghanistan und dem Irak hatten nämlich nicht nur bei der Bundeswehr den Bedarf an solchen kampfkräftigen Waffen im alten NATO-Standardkaliber erkennen lassen.
Ab 2010 erfolgten in der Wehrtechnischen Dienststelle 91 in Meppen die Erprobungen. Auf Kundenwunsch erfolgten noch einige Modifikationen. Im April 2012 erklärte die Bundeswehr die Funktions- und Betriebssicherheit (FuBeSi) für die Waffe, die nun Serienreife erlangte.
Stabile Konstruktion
Das HK121 ist ein zuschießender Gasdrucklader mit verriegeltem Drehkopfverschluss und Long-Stroke-Gaskolbensystem. Äußerlich ähnelt es zwar dem MG4, dennoch unterscheidet es sich technisch von der „kleineren Schwester“. Das patentierte HK121-Waffengehäuse besteht nicht aus Blechprägeteilen, sondern aus zwei Gehäuseschalen aus Gußstahl sowie einem Anschlussblock, die in einem ebenfalls patentierten Verfahren zusammengefügt werden. HK gewährleistet eine Lebensdauer von 50.000 Schuss pro Gehäuse, wobei in Tests weit höhere Belastungsgrenzen erreicht wurden.
Die kaltgehämmerten, vierfach gezogenen und speziell beschichteten Rohre gibt es in drei Längen: Standard (550 mm), Infanterie (I, 460 mm) und Einbauwaffe (EBW, 663 mm). Sie kommen selbst im verschärften Beschussrythmus auf eine Lebensdauer von 1.500 Schuss mit der Hartkernmunition DM151. Ein MG3-Rohr verträgt in normalem Beschussrhythmus rund 400 und ein G8-Lauf 1.000 Schuss dieser Hartkernmunition.
Hohe Sicherheit
Die Gurtzuführung erfolgt – wie bei MG3 und MG4 – von links. Die Ladetätigkeiten beim HK121 sind mit denen beim MG4 und MG3 weitgehend identisch. Jedoch lässt sich das neue Oberndorfer Universal-MG als erste Waffe seiner Art weltweit überhaupt in jedem Ladezustand sichern und entsichern. Dies geschieht über einen beidseitig bedienbaren Feuerwahlhebel am Pistolengriff.
Eine Ladestandsanzeige tritt sicht- und fühlbar aus dem Gehäusedeckel aus, sobald sich eine Patrone in der Zuführung befindet und bietet so weitere Sicherheit. Darüber hinaus verfügt das HK121 selbst wenn es die Hartkernpatrone DM151 verschießt über volle Geschossvorlagefähigkeit gemäß NATO-Standard AC225/D14: Bleibt ein Projektil im Lauf stecken, treibt es das nachfolgende Geschoss mit hinaus, ohne dabei den Lauf zu sprengen. Tests ergaben sogar wiederholt, dass die Waffe danach weiter einsatzfähig bleibt.
Laufwechsel beim HK121. Foto: JPW |
Wirksamkeit
Die langen NATO-STANAG 4694-Schienen auf dem Gehäusedeckel des HK121 nehmen alle gängigen mechanischen und optischen Visierungen auf – einschließlich Nachtsichtvorsätzen.
Die Hauptkampfentfernung der Waffe beträgt rund 600 Meter, lafettiert 1.200 Meter. HK garantiert mit der derzeit gängigen Standard-Weichkernmunition DM111A1 bei zehn Schuss Einzelfeuer einen Streukreis von 30 cm auf 100 Meter.
Einstellung der Kadenz. Foto: JPW |
Modularität
Neben den NATO-STANAG 4694-Schienen auf dem Deckel sorgen drei weitere an der Drei-, Sechs- und Neun-Uhr-Position des vorderen Gehäuseteils für weitere Modularität. Darüber hinaus folgt die Waffe selbst dem „Baukastenprinzip“: Sie lässt sich werkzeuglos in etliche Konfigurationen umrüsten. So kann der Schützen seine Waffe optimal an den jeweiligen Einsatzzweck anpassen.
Die Versionen des HK121: Universal (U), Infanterie (I), Spezialkräfte (S), Einbauwaffe (EBW). Alle Bilder: Heckler&Koch |
Altes MG3-Zubehör lässt sich mit dem HK121 weiterhin nutzen. Unter anderem passt das HK121 auf sämtliche für das MG3 ausgelegten Fahrzeug- und Erdziellafetten.
Dessen ungeachtet bietet HK sein 121 auch als Einbauwaffe mit leistungsgesteigertem Rohr, und Einbau-Griffstück mit Verschlusssensor an. Dieser zeigt auf einem Bediengerät einer „Fernlenkbaren Waffenstation“ (FLW) an, in welcher Stellung sich der Verschluss befindet. Das leistungsgesteigerte Rohr bietet eine höhere Mündungsenergie, höhere Reichweiten – bis 1500 Meter – und höhere Durchschlagskraft. Zudem lassen sich 450 Schuss an der Waffe anbringen.
Erste Eindrücke
Aufgrund seines Designs sowie optionaler Anbauteile wie Grip-Pod-Sturmgriff oder Multifunktionstrageriemen erweist sich das HK121 bei einem versionsabhängigen Gewicht zwischen 9,9 und 11,2 Kilo als sehr führig und auch von einem Mann sehr gut zu bedienen. Es lässt sich in allen gängigen Anschlagsarten stehend, kniened und liegend angenehm schießen.
HK121 im Stehendanschlag. Foto: KUS/JPW |
Mit dem HK121 steht eine zeitgemäße und zukunftsträchtige Waffe im wirkungsvollen NATO-Standardkaliber 7,62 x 51 mm zur Verfügung, die sich mit dem MG3 ähnlich und mit dem MG4 nahezu identisch bedienen lässt und am bewährten deutschen Prinzip des einheitlichen Universalmaschinengewehres festhält. Weiterhin gilt aufgrund zwingender technischer Grundforderungen der Bundeswehr wie gesicherte Durchlademöglichkeit oder volle NATO-Geschossvorlagenfähigkeit etc. als aussichtsreichster Kandidat für dieses neue „MG5“.
Ausblick
Nach einigen Verzögerungen gab der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages am 27. Juni 2013 Mittel in Höhe von 2,76 Mio Euro zur Beschaffung von 65 Nachweismustern des HK121 für das MG5-Projekt frei. Wie der Kollege Thomas Wiegold auf "augen geradeaus" weiter berichtet, soll Heckler&Koch bei erfolgreicher Abnahme in einem Rahmenvertrag für 118,4 Mio Euro eine Erstausstattung von 7114 Waffensätzen liefern. Langfristig ist die Beschaffung von 12.733 MG5-Systemen geplant. Zum Vergleich: Vom MG3 beschaffte die Bundeswehr mehr als das Zehnfache, nämlich 139.000.
Text: Jan-Phillipp Weisswange, leicht ergänzte Version aus der ES&T 11/2012, S. 85-86
HK121-Versionen
HK121U
Universal |
HK121I
Infanterie |
HK121EBW
Einbauwaffe |
HK121S
Spezialkräfte | |
Funktionprinzip
|
Zuschießender Gasdrucklader mit verriegeltem Drehkopfverschluss
| |||
Kaliber
|
7,62 x 51 mm NATO, Zerfallgurt M13/DM60
| |||
Feuerarten und Schussfolge
|
600/700/800 Schuss/Minute; Dauerfeuer; Sichern in jedem Ladezustand möglich
| |||
Visierung
|
Nachtleuchtendes Klappkorn auf jedem Rohr;
Mechanisches oder optische Visiere für volle Tag- und Nachtkampffähigkeit | |||
Gewicht
|
11 200 g
|
9 900 g
|
10 000 g
|
12 100 g
|
Rohrlänge, -gewicht
|
550 mm, 3000 g
|
460 mm, 2500 g
|
663 mm,
3240 g |
550 mm, 3000 g
|
Gesamtlänge (min/max)
|
960/
1160 mm |
1060 mm
|
1055 mm
|
1012 mm
|
Mündungsgeschwindigkeit und –energie (V0, E0)
|
810 m/s, 3100 J
|
785 m/s,
2912 J |
840 m/s,
3334 J |
810 m/s, 3100 J
|
Kampfentfernung
|
600 m, lafettiert 1200 m
|
600 m
|
1500 m
|
1500 m
|
http://www.heckler-koch.com/de/militaer/produkte.html