Ende November 2012 testete
Rheinmetall seinen neuen 50kW-Hochenergielaser-Waffentechnologiedemonstrator in der
vollständigen Wirkkette „Zieldetektion, Zielverfolgung und Zielbekämpfung“
erfolgreich.
Der 50 kW-HEL-Waffentechnologiedemonstrator. Foto: Rheinmetall |
Die Versuchsreihe fand im
firmeneigenen Erprobungszentrum Ochsenboden (EZO) in der Schweiz in
winterlicher Umgebung und bei „blendendem“ Sonnenschein statt.
Der im EZO aufgebaute
50kW-HEL-Waffentechnologiedemonstrator bestand aus zwei Funktionsmustern: einer
in einem Oerlikon Revolvergun-Flugabwehrgeschützturm integrierten
30kW-Waffenstation, verbunden mit einem Oerlikon Skyguard 3-Feuerleitgerät und
einer in einem Revolvergeschützturm der 1. Generation integrierten
20kW-Waffenstation, die für statische Versuche dazugeschaltet werden konnte.
Dazu kamen weitere Module für die Energieversorgung.
Die Tests sollten zunächst
die Effizienzerhöhung der 50kW-HEL-Waffe im Vergleich zu der im vergangenen
Jahr eingesetzten 10kW-HEL-Waffe nachweisen. So stand dieses Mal für die
einzelnen Szenarien Luftverteidigung („Air-Defence“), Abwehr von Raketen,
Artillerie- und Mörsergranaten („Counter Rocket, Artillery, Mortar/C-RAM)“
sowie Asymmetrische Kriegführung („Asymmetric Warfare“) gegenüber 2011 die
fünffache Laserleistung zur Verfügung.
Weiterhin wollte Rheinmetall
zeigen, dass es mittels der „Beam Superimposing Technology (BST)“ möglich ist,
mit räumlich dislozierten HEL-Waffenstationen ein einzelnes Ziel zu bestrahlen
und so die Strahlleistungen mehrerer Effektoren auf dem Ziel zusammenzufassen.
Dieser modulare Technologieansatz erlaubt es, die sehr gute Strahlqualität der
einzelnen Laserwaffenmodule beizubehalten und vielfach in der Leistung zu
skalieren. Rheinmetall sieht damit den Nachweis erbracht, dass somit der
Realisierung eines zukünftigen HEL-Waffensystems mit der Leistung von 100kW
nichts mehr im Wege steht.
Zum Nachweis der hohen
Standfestigkeit des 50kW-HEL-Waffentechnologiedemonstrators durchtrennten die
Rheinmetaller damit auf 1000 Meter Entfernung einen massiven T-Stahlträger von 15
Millimetern Stärke.
Im Szenario „Air Defence“
wurden Zieldarstellungsdrohnen im
Stechflug auf zwei Kilometer Entfernung bekämpft. Dabei detektierte das
Skyguard-Radar das mit über 50 m/sec anfliegende Unmanned Aerial Vehicle (UAV)
problemlos auf eine Entfernung von drei Kilometern. Anschließend führte die
30-kW-Waffenstation auf Basis der Skyguard-Daten das Grobtracking mechanisch
durch. Das Feintracking der UAV’s erfolgte über das optische Trackingsystem in
den Strahlführungsmodulen der einzelnen Laserwaffenmodule. Abschließend
bekämpften sie nach „Feuerfreigabe“ umgehend das UAV und zerstörten dieses
innerhalb weniger Sekunden erfolgreich.
Im Szenario „Counter Rocket,
Artillery, Mortar“ galt es, ein ballistisch verschossenes Kleinstziel zu tracken,
zu verfolgen und schließlich erfolgreich zu bekämpfen. Dabei stellte eine
Stahlkugel von 82 Millimetern Durchmesser, die mit einer Geschwindigkeit von
rund 50 m/sec flog, eine Mörsergranate dar. Das Feuerleitgerät Skyguard
detektierte dieses Ziel sofort und führte die 30kW-Laserwaffenstation
mechanisch nach, die Strahlführungssysteme der Laserwaffenmodule verfolgten das
Ziel optisch und bekämpften es abschließend im Flug. „Damit wurde nicht nur
einmal mehr der prinzipielle Nachweis erbracht, dass sich zukünftige
Laserwaffen für C-RAM-Szenarien eignen. Vielmehr konnten auch die
Bekämpfungszeiten von Mörsergranaten auf grössere Entfernung erheblich
verringert werden. Sie liegen nun in dem für solche Anwendungen erforderlichen
Bereich – selbst wenn die Ziele bei ungünstigen Witterungsbedingungen schwer
detektierbar sind“, so Rheinmetall in seiner Pressemitteilung nicht ohne Stolz.
„Die jetzt erfolgreich abgeschlossenen Versuche zeigen, dass der von
Rheinmetall aufgebaute HEL-Waffentechnologiedemonstrator allen Unkenrufen zum
Trotz die Zielbekämpfung auch unter widrigsten Witterungsbedingungen wie
Schnee, Sonne, Eis und Regen erfolgreich einleitet und abschließt. Weiterhin
unterstreichen die Tests in beeindruckender Art und Weise, dass Rheinmetall
sich bei dem Thema Energie- und Kühlbedarf eines zukünftigen HEL-Waffensystems
einzig an den Anforderungen der Einsatzszenarien orientiert. Im Vergleich zum
Vorjahr konnte Rheinmetall die Leistungsdichte (kW/m³) des
Technologiedemonstrators deutlich steigern, so kann nun im gleichen Volumen die
doppelte Laserleistung realisiert werden.“
Für das Jahr 2013 plant
Rheinmetall eigenfinanziert den Aufbau eines Technologiedemonstrators mit 60kW
und mehr Strahlleistung. Neben Laser-waffenstationen sollen dabei parallel u.a.
35mm-AHEAD-Revolvergeschütze einbezogen werden. So sollen mögliche Synergien
von Laser- und Rohrwaffen untersucht und aufgezeigt werden.
Darüber hinaus wird das
Konzept einer mobilen HEL-Waffe, welches 2011 mit einem 1kW-Funktionsmuster auf
einem Sonderfahrzeug TM170 erfolgreich umgesetzt wurde, auf zwei
unterschiedliche fahrenden Plattformen weiterverfolgt. Ziel ist es, die Rahmenbedingungen für die
Integration einer HEL-Waffe auf Fahrzeuge im freien Feld zu untersuchen. (ww)