Zürich/Studen (ww) Zum zweiten Mal präsentierte Rheinmetall einem internationalen Fachpublikum seine umfassende Mittelkaliberkompetenz.
Boxer mit Lance-Turm. Foto: JPW |
100 Fachbesucher aus 18 Nationen kamen zum Medium Calibre Day 2013 am Firmensitz der Rheinmetall Waffe und Munition Schweiz AG in Zürich sowie im Erprobungszentrum Ochsenboden bei Studen. Ihnen bot sich ein vielseitiges Programm aus Vorträgen und Schießvorführungen – einschließlich einiger Premieren.
Oerlikon Revolver Gun Mk2
Premiere auf dem Medium Calibre Day 2013 feierte das Oerlikon Revolver Gun Mk2.
Oerlikon Revolver Gun Mk2. Foto: Rheinmetall |
Wirkung im Ziel
Munition mit programmierbarem Sprengpunkt (Airburst-Munition/ABM) gewinnt nicht nur bei der Flugabwehr, sondern auch auf dem konventionellen Gefechtsfeld, erst recht aber bei urbanen Einsätzen und auf See respektive bei der Küstenverteidigung zunehmend an Bedeutung. Die Funktionsweise von Airbust-Munition gab es in zwei Versuchsaufbauten zu begutachten. So schoss eine Granatmaschinenwaffe mehrere 40 mm x 53 High Explosive Dual Purpose-Air-Burst-Granaten, die punktgenau über auf dem Boden liegende Nachweisplatten detonierten.
Bushmaster 3 im scharfen Schuss. Foto: JPW |
Einsatzerfahrungen bei Luftoperationen zeigten, dass Piloten oft nach dem Abfeuern ihrer Bordkanonen die Trefferlage ihrer Feuerstöße schlecht erkennen können.
Feuerstoß aus F16-Gatlingkanone mit 20 mm x 102 FAP... |
...und mit 20 mm x 102 FAP-M (Frangible Armour Piercing with Marker). Fotos: JPW |
Der Joint Strike Fighter wird Mittelkalibermunition im Kaliber 25 mm x 137 verschießen. Rheinmetall bietet hierfür eine FAP-Munition an. Sie wurde bei einer Vorführung auf ein simuliertes Kampfhubschrauberziel geschossen.
Wirkung der 25 mm x 137 FAP-Munition (vorne). Foto: JPW |
Kampf in bebautem Gelände
Der Fähigkeit zum Kampf im bebauten Gelände gewinnt mehr und mehr an Bedeutung. Die im scharfen Schuss vorgeführte 35 mm x 228 FAPPIE (Frangible Armour Piercing with Pyrotechnical Induced Effect) eignet sich für „Military Operations in Urbain Terrain (MOUT)“. Aus 100 Meter Distanz abgefeuert, durchschlug sie eine 20 Zentimeter dicke Betonwand und warf eine in zwei Meter Entfernung dahinter aufgestellte Metall-Nachweisplatte durch ihre Splitterwirkung um.
Wirkung der 35mm x 228 FAPPIE auf ein urbanes Ziel. Foto: JPW |
Nicht nur für den Kampf im bebauten Gelände erweist sich Absitzstärke als veritabler Kampfkraftmultiplikator. Wie sich diese mit hohem Schutz, Beweglichkeit und Feuerkraft verbinden lässt, zeigte Rheinmetall erstmals mit dem Boxer in der Radschützenpanzerausführung (Infantry Fighting Vehicle, IFV) der Öffentlichkeit. In den IFV Boxer hatte Rheinmetall einen Prototypen seines bemannten LANCE-Turms integriert. Als Hauptwaffe diente hier eine MK30-2/ABM im Kaliber 30 mm x 173. Diese Waffe kommt auch im Schützenpanzer Puma zum Einsatz. Der Radschützenpanzer beschoss in einer kurzen Vorführung aus der Bewegung und aus dem Stand Ziele auf unterschiedliche Entfernungen mit Übungsmunition (Target Practice-Tracer Munition).
Neue Maschinengewehre für Waffenstationen
Zwei auf dem Symposium vorgestellte Waffen, das RMG 7.62 und das RMG 50, verschießen streng genommen Kleinkalibermunition, dienen aber beispielsweise auf Waffenstationen integriert ähnlichen Einsatzzwecken wie Mittelkaliberwaffen. Zudem sind sie sehr häufig koaxial in Mittelkalibertürmen integriert.
Das RMG 7.62 gehörte zu den völligen Neuheiten des Symposiums, wenn es auch nicht als „Hardware“ zu sehen war.
Prinzipskizze RMG7.62 |
Für das ebenfalls fremdangetriebene RMG.50, aber auch andere Waffen im Kaliber .50BMG, entwickelt Rheinmetall derzeit seine leistungsgesteigerte 12,7 mm x 99 Munition. Auf dem Ochsenboden demonstrierte man die Wirkung zweier dieser neuen Patronen. Die 12,7 mm x 99 PELE (Penetrator mit erhöhtem Lateralen Effekt) wirkte dabei gegen ein simuliertes Flugzeugziel und durchschlug sämtliche neun Nachweisbleche zuverlässig, wobei sich teilweise Sekundärsplitter bildeten. Nach Rheinmetall-Angaben verfügt diese Munition auch über eine sehr hohe Wirkung gegen gepanzerte Ziele, allerdings ließ das enge programm keine entsprechende Vorführung zu. Dafür wurde die 12,7 mm x 99 Armour Piercing Discarding Sabot (APDS) aus 100 Metern auf eine senkrecht stehende mehrere Zentimeter dicke Panzerstahlplatte (Rolled Homogenous Armour, RHA) abgefeuert.
Wirkung der 12,7 mm x 99 APDS auf Panzerstahl. Foto: JPW |
Ausblick
Mittelkaliberwaffensysteme und die umfangreiche Mittelkalibermunitionspalette eignen sich für etliche Anwendungen zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Die zu bekämpfenden Ziele und die einsatztaktischen Rahmenbedingungen bestimmen die zu verwendende Munition. Air-Burst-Fähigkeit, höhere Durchschlagskraft, Präzision zur Vermeidung von Kollateralschäden, MOUT-Anwendungen sowie Insensitive Munition (IM)-Eigenschaften sind einige Richtgrößen, die weitere Entwicklung der Mittelkalibermunition und -waffensysteme bestimmen werden.