Diese Skizze des Dardanellen Feldzuges entstammt dem Buch Otto Liman von Sanders "Fünf Jahre Türkei". Foto: JPW |
In Deutschland hingegen geriet die Schlacht weitgehend in Vergessenheit. Zu Unrecht, denn aus militärhistorischer Sicht war Gallipoli die erste und einzige Schlacht im Ersten Weltkrieg, die auf beiden Seiten umfassend im multinationalen und streitkräftegemeinsamen Zusammenwirken ausgefochten wurde. Sie hat damit eine herausragende Bedeutung bekommen.
Ebenso erscheint es mir wert, an den „Löwen von Gallipoli“ zu erinnern, den General der Kavallerie und Marschall der Osmanischen Armee Otto Liman von Sanders (1855 – 1929). 1874 als Fahnenjunker in die Streitkräfte des Großherzogtums Hessen eingetreten, diente er zuletzt als Kommandeur der 22. Division in Kassel, bevor er 1913 Leiter der deutschen Militärmission in Konstantinopel wurde.
Otto Liman von Sanders verfasste über seine Erlebnisse das Buch "Fünf Jahre Türkei". Foto: JPW |
Hier erwarb er sich große Verdienste bei der Reform der osmanischen Streitkräfte. Die durch sein strategisches Geschick gelungene Abwehr der alliierten Eroberungsversuche an der Dardanellenfront gilt sogar als ein Zeichen dieser erfolgreichen Bemühungen. Liman von Sanders – einer der ganz wenigen höheren preußischen Offiziere mit jüdischen Wurzeln – trat schließlich auch dem Völkermord an den Armeniern entgegen und drohte in seinem Zuständigkeitsbereich sogar an, mit Waffengewalt gegen Deportationen und Massakern an der armenischen Zivilbevölkerung vorzugehen.
Gemäß des Ansatzes „Versöhnung über den Gräbern“ des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. erscheint es geboten, am heutigen ANZAC Day allen rund 100.000 Gefallenen, den Ermordeten und Vertriebenen dieses Kriegsschauplatzes zu gedenken. Der S&T-Blog unterstützt im Übrigen den von Klaus Wolf - dessen Buch zu lektorieren ich die Ehre hatte - schon mehrfach angeregten Vorschlag, eine deutsche Gedenkstätte in Gallipoli einzurichten. Bisher gibt es auf dem Gelände der ehemaligen Sommerresidenz der deutschen Botschaft in Tarabya einen deutschen Soldatenfriedhof, auf dem auch Gefallene der Dardanellenschlacht ihre letzte Ruhe fanden.