Unterlüß (ww) Die gegenwärtige COVID-19-Lage macht sowohl Journalisten als auch Öffentlichkeitsarbeitern die Arbeit nicht einfacher. Viele Veranstaltungen und Messen müssen ausfallen oder können nur virtuell stattfinden. Mitte Juni ging es allerdings für eine kleine Zahl von Journalisten und Rheinmetallern unter Beachtung der Corona-Schutzmaßnahmen wieder in etwas klassischerer Form „an die Schippe“.
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Mittelarmkonzept, Doppelwindenanlage, Räumschild, Leopard-2-Fahrgestell - die wesentlichen Merkmale des Pionierpanzer 3 Kodiak (Foto: JPW) |
Und das gleich im wahrsten Sinne des Wortes, denn an seinem Standort Unterlüß stellte Rheinmetall den Pionierpanzer Kodiak vor. Er ist einer der Bewerber um die Nachfolge des Pionierpanzers Dachs.
Ein veritabler Genie-PanzerDer Kodiak wurde Anfang der 2000er Jahre in enger Abstimmung mit der Schweizer Genietruppe – so nennen die Eidgenossen ihre Pioniere – neu entwickelt und speziell auf die operativen Einsatzbedürfnisse der Pioniere zugeschnitten.
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Räumschild und Knickarmbagger hier beim Schlagen einer Bresche in einen Panzerabwehrgraben (Foto: JPW) |
Der Kodiak baut auf dem Fahrgestell des Kampfpanzers Leopard 2 auf. Das gut ausbalancierte Chassis mit seinem 1.100 kW starken Antriebspaket bietet eine hervorragende Mobilität auch in schwerem Gelände.
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Das Leopard 2-Fahrgestell sorgt für hohe Beweglichkeit (Foto: JPW) |
Der Kodiak hat eine drei Mann starke Besatzung: Fahrer/Bediener, Kommandant und ein weiterer Pionier, der bei Bedarf abgesessen die Arbeiten unterstützt, wie beispielsweise das Anschlagen der Winden. Der Kommandant sitzt in Fahrtrichtung vorne rechts, Fahrer/Bediener vorne links und der dritte Mann hinter dem Fahrerplatz.
MittelarmkonzeptHerausragendes Merkmal des Kodiak ist sein Mittelarmkonzept. Der in der Mitte der Fahrzeugfront positionierte Ausleger ist das designbestimmende Element dieses Pionierpanzers. Das Mittelarmkonzept bietet den großen Vorteil, dass die Besatzung bei Arbeiten mit dem Ausleger den besseren Überblick behalten kann und das Fahrzeug auch in Engstellen einsetzbar ist. Weiterhin ermöglicht es einen maximalen Arbeitsbereich bei minimaler Abhängigkeit der Fahrzeugausrichtung. Dies vereinfacht und verkürzt den Einsatz und trägt so zum Schutz und zu der Sicherheit der Soldaten bei. Der Knickarmbagger des Kodiak hat ein großes Schaufelvolumen, mit dem er in der Lage ist, pro Stunde rund 200 Kubikmeter schweres Erdreich ohne Umsetzen des Fahrzeugs zu bewegen. Weiterhin kann er Lasten von rund 3,5 Tonnen bei maximaler Reichweite von neun Metern mit seinem Ausleger anheben.
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Mit Räumschild... |
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...und Knickarmbagger... |
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...entsteht in Minutenschnelle eine Stellung für einen Kampfpanzer (Fotos: JPW) |
Im Feld ist auftragsbedingt oftmals ein schneller Wechsel der Baggerwerkzeuge notwendig. Der Kodiak ist standardmäßig mit zwei zusätzlichen Baggerwerkzeugen ausgerüstet: einem Universalgreifer und einem Betonzertrümmerer. Diese sind auf dem Fahrzeugheck verstaut und können unter Nutzung der Kameraanlage halbautomatisch, unter Schutz gewechselt werden.
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Eidgenössischer Geniepanzer Kodiak beim Werkzeugwechsel (Foto: Rheinmetall) |
Dieses Wechselkonzept ist bewährt und einsatzerprobt. Über die Schnellwechseleinrichtung können weiterhin zusätzliche pionierspezifische und handelsübliche Werkzeuge angebracht werden.
RäumschildDer Kodiak verfügt über ein Räumschild mit Schnitt- und Neigungswinkelverstellung, das in der Breite erweiterbar ist. Dieses lässt sich während der Fahrt arretieren, was einen erheblichen Beitrag zur Systemsicherheit darstellt.
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Das Rümschild lässt sich sowohl zum Anlegen von Panzersperren nutzen.... |
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...als auch zum Schlagen von Breschen... |
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...für nachfolgende Kampfpanzer. (Fotos: JPW) |
Bei Bedarf lässt sich das Räumschild durch einen Minenpflug ersetzen, so verwenden die niederländischen Streitkräfte z. B. einen Pearson-Pflug.
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Niederländischer Kodiak mit Minenpflug (Foto: Rheinmetall) |
Die Minenräumausstattung wird durch ein automatisches Minengassenmarkiersystem mit Markierungsstäben ergänzt, die der nachfolgenden Kampftruppe den sicheren Weg durch das Minenfeld zeigen. Sämtliche Wechselwerkzeuge oder Minenräumsysteme lassen sich für den Transport auf Multi-Hakenlift-Wechselpaletten verlasten.
WindenanlageDie vielseitig einsetzbare Doppelwindenanlage des Kodiak ist mit zwei unabhängig voneinander nutzbaren 9-Tonnen-Spillwinden der Firma Rotzler ausgestattet. Die vergleichsweise leichten Windenseile können schnell und ohne zusätzliche Hilfsmittel oder Werkzeuge von einem Soldaten an ein Objekt herangeführt werden, wodurch der Aufenthalt außerhalb des Kampfraums minimiert wird.
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Auseinanderziehen einer Baumsperre (Foto: Rheinmetall) |
Dieses wird noch dadurch verstärkt, dass die Winden über einen Freilauf verfügen, d.h. der Kodiak kann mit angeschlagen Seilen zurücksetzen und so die Sicherheitsdistanz einfach erreichen. Der Einsatz von zwei Windenseilen parallel erlaubt es, Objekte wie z.B. Teile einer Sperre oder Barrikade kontrolliert wegzuziehen oder eine Winde zur Eigensicherung – etwa an einer Hanglage – einzusetzen und mit der anderen Winde ein Objekt zu bewegen. Diese Fähigkeiten sind insbesondere in beengten Umgebungen, wie z.B. in urbanem Gelände, vorteilhaft. Beim Einsatz der beiden 9-Tonnen-Winden kann unter Nutzung von Umlenkrollen ein Gewicht von über 60 Tonnen gezogen werden. Hierdurch erübrigt sich die Notwendigkeit zur Nutzung einer schwereren und unhandlicheren Winde bei zugleich minimierten Nutzungskosten.
Ergonomie und Einsatzwert Sechs Kameras an Ausleger, Räumschild und an Front- und Heckseite unterstützen die aus zwei oder drei Soldaten bestehende Besatzung bei der Fahrt, wie auch die pioniertechnische Aufgabenerfüllung bei Tag und bei eingeschränkter Sicht. Jedes Besatzungsmitglied kann sich jederzeit das für ihn wichtige Kamerabild auf seinem Monitor anzeigen lassen. Hierdurch können die Aufgaben verteilt oder im Team zusammengeführt werden. Die Kameras erlauben es, den Werkzeugwechsel und alle pionierspezifischen Aufgaben unter Panzerschutz durchzuführen. Ein Hilfsaggregat (Auxiliary Power Unit) liefert bei Bedarf die elektrische Energie und versorgt zugleich die Kampfraumkühlanlage.
Der Kodiak eignet sich natürlich auch für Einsätze im Rahmen der Katastrophenhilfe. Erst kürzlich setzten die niederländischen Streitkräfte den PiPz 3 Kodiak zur Bekämpfung von Wald- und Flächenbränden im deutsch-niederländischen Grenzgebiet ein.
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Kodiak unterstützt Löscharbeiten (Foto: Rheinmetall) |
Rheinmetall fertigt und vertreibt den AEV 3 Kodiak in einem Konsortium gemeinsam mit der RUAG MRO Schweiz, dem strategischen Technologiepartner der Schweizer Armee. Neben der Schweiz sind derzeit Schweden, die Niederlande sowie Singapur weitere Nutzer, die ihre Kampfpanzer Leopard 2 mit dem Pionierpanzer 3 Kodiak und dem Bergepanzer 3 Büffel unterstützen.
Der BPz 3 Büffel – für Bergung und InstandsetzungDer Bergepanzer (BPz) 3 Büffel birgt Schadfahrzeuge und unterstützt zudem mit seinem Kran die Instandsetzung im Feld. Der BPz 3 Büffel wurde im Auftrag der Bundeswehr sowie der Niederländischen Streitkräfte von Rheinmetall Landsysteme entwickelt. Der Büffel baut ebenfalls auf Basis des Leopard 2 auf und zeichnet sich durch hohe Beweglichkeit und Schutz aus. Der Ausleger auf der rechten Fahrzeugseite hat einen Arbeitsbereich von bis zu 7,9 Metern und kann Lasten von bis zu 30 Tonnen heben.
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Bergepanzer 3 (Foto: JPW) |
Auch hier setzt Rheinmetall auf die Zusammenarbeit mit der Firma Rotzler für die Windenanlage. Die spezielle Bergewinde ermöglicht es, auch schwerstverunglückte oder festgefahrene Gefechtsfahrzeuge zu bergen. In der aktuell laufenden Modernisierung für die Bundeswehr wurde die Gefechtsfeldbergeeinrichtung von der Vorderseite ans Fahrzeugheck verlagert. Hierdurch kann der Büffel Schadfahrzeuge unter Schutz ankoppeln und in zügiger Vorwärtsfahrt vom Gefechtsfeld schleppen.
Derzeit sind 200 BPz 3 Büffel in neun Nationen im Einsatz. Darüber hinaus werden über 300 Büffel-Kits als Aufbauten auf dem Varianten der Kampfpanzer Leclerc und dem K1 genutzt. Der BPz 3 Büffel hat seine herausragende Leistungsfähigkeit in diversen Operationen, vom Balkan bis an den Hindukusch, auch im Gefecht, unter Beweis gestellt.
www.rheinmetall.de