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Montag, 30. Dezember 2019

Rauhnächte-Readings (I): Soldat & Technik 2020

Bonn (ww) Zum zweiten Mal bringt der Mittler-Report Verlag sein jährlich erscheinendes Kompendium "Soldat & Technik" heraus. Die Ausgabe 2020 setzt den Anspruch der Publikation fort, sich im Schwerpunkt der individuellen Kampfkraft des Soldaten und ihren Multiplikatoren zu widmen. Hierzu zählen sowohl geistiges als auch technisches Rüstzeug: soldatisches Selbstverständnis, Kampfbereitschaft, Ausbildung, (Einsatz-)Erfahrung, Bekleidung, persönliche Ausrüstung und natürlich die Bewaffnung.
(Foto: Mittler-Report)
Im ersten Abschnitt “Handwaffen und Wirkmittel” stehen dieses Mal der infanteristische Werkzeugkasten der Bundeswehr, aktuelle Entwicklungen bei der Scharfschützenbewaffnung sowie die Renaissance der Panzerabwehr, das neue “Leichte Wirkmittel 1800 plus” und Mörser im Mittelpunkt.
Unter “Optronik und Nachtsicht” werden der Erhalt der Nachtkampffähigkeit durch Bilddatenfusion sowie Aspekte der infanteristischen Nachtkampffähigkeit behandelt.
Der Abschnitt “Führung, Vernetzung und Aufklärung” gibt einen Überblick über den Sachstand des “Infanterist der Zukunft” und schildert den Aufbau des “IdZ-ES plus”, so wie er im System Panzergrenadier eingebunden ist. Ein weiterer Artikel befasst sich mit der zunehmenden Bedeutung von Unmanned Aerial Systems auf dem Gefechtsfeld.
Bei der “Bekleidung und Ausrüstung” stehen aktuelle Beschaffungsvorhaben und neue Tarnmuster ebenso im Mittelpunkt wie das Bekleidungsmanagement der Bundeswehr und die bewegliche Unterbringung im Einsatz.
Im abschließenden Teil “Streitkräfte” behandelt die Broschüre den infanteristischen Kampf auf und von See sowie die Spezialkräfte der Deutschen Marine.  Ein Überblick über die Taktische Verwundetenversorgung schließt sich an.
In gewohnter Weise runden einige Firmenbeiträge die Fachartikel ab. So ist ein 100 Seiten starkes Kompendium entstanden, das zum so wichtigen Austausch zwischen Truppe, Beschaffern, Entscheidern und Industrie beiträgt.

Der Wehrtechnische Report “Soldat & Technik 2020” ist ab Ende Dezember 2019 für 14,80€ beim Mittler Report-Verlag als Print- und als online-Edition erhältlich.

Freitag, 27. Dezember 2019

FN SCAR-H PR wird Zielfernrohrgewehr FPSA der französischen Streitkräfte

Paris, Lüttich (ww) Die französischen Streitkräfte beschaffen das FN SCAR-H PR im Kaliber 7,62 mm x 51 als halbautomatisches Präzisionsgewehr „Fusil de précision semi-automatique (FPSA)“. Französische Defence-Medien hatten es bereits unter Berufung auf gute Quellen Mitte Dezember gemeldet, jetzt bestätigte es FN Herstal auf Nachfrage. Eine offizelle französische Pressemitteilung folgte am 6. Januar 2020.
Das FN SCAR-H PR in der FPSA-Konfiguration (Foto: FN Herstal)
Neben den halbautomatischen FN SCAR-H PR mit festen Schulterstützen liefert das Lütticher Handwaffensystemhaus ebenfalls die Schmidt&Bender-Zielfernrohre 1-8x24 CC PM II, Schalldämpfer B&T Rotex V, Zweibeine, Tragetaschen und weiteres Zubehör aus.
Die französische Beschaffungsbehörde DGA hatte im Sommer 2018 die Ausschreibung über 2.600 halbautomatische Scharfschützengewehre auf den Weg gebracht. Ebenso wurden 1.800 Restlichtverstärker und 1.000 Wärmebildgeräte ausgeschrieben. Die neue Waffe soll in den französischen Streitkräften das bisher genutzte Zielfernrohrgewehr FR-F2 ersetzen.
Das FPSA im Waffenkoffer (Foto: FN Herstal)
Das Zielfernrohr der FPSA kommt – wie erwähnt – von Schmidt & Bender, während die belgische Firma OIP Sensor Systems bzw. Telefunken Racoms aus Deutschland die Nachtsichtoptiken liefern. Die zum israelischen Konzern Elbit-Systems gehörigen Firmen werden die Visiere TIGRIS-IL und -IR ausliefern.
Französischer Fremdenlegionär mit FR F2 in Afghanistan (Foto: Davric/Wikipedia)
Das FN SCAR-H-PR dient bereits in Litauen, Belgien und Portugal als halbautomatisches Scharfschützengewehr. Auch die US-Spezialkräfte führen eine Version des FN SCAR-H PR als MK20 Sniper Support Weapon.



www.fnherstal.com

Dienstag, 24. Dezember 2019

Frohes und gesegnetes Weihnachtsfest 2019!

Myra/Polarkreis (ww) Schon wieder ist ein äußerst ereignisreiches Jahr verflogen. Langsam aber sicher geht es zumindest auf dem Blog in die Low-Ops-Phase.
(Foto: U.S. Air Force)
Allen Leserinnen und Lesern und deren Lieben wünsche ich ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest, einen "guten Rutsch" ins und alles erdenklich Gute, (Soldaten-)Glück, Gesundheit und Gottes reichen Segen im neuen Jahr 2020. Ein besonderer Gruß gilt selbstverständlich wieder unseren Kolleginnen, Kollegen und Kameraden, die über Weihnachten im In- und Ausland im Einsatz stehen und nicht zu Hause sein können. Ihnen wünschen wir einen ereignisarmen aber nicht langweiligen Dienst und stets eine gesunde Rückkehr in die Heimat. Auf bald in den wilden 20ern!

Freitag, 20. Dezember 2019

Coptex Anti Stabbing - diskreter Rucksack mit Stahlgeflecht gegen Stichwaffen

Wiesbaden (ww) In den letzten Jahren hat sich die Zahl der Angriffe mit Stichwaffen in Deutschland und Europa spürbar erhöht. Anders als landläufig vermutet, stellt ein Messerangriff meist immer eine lebensbedrohliche Lage dar: Die Wahrscheinlichkeit, eine Schusswaffenverletzung zu überleben, liegt bei 80 Prozent,  bei Stichverletzungen sinkt sie auf 60 Prozent. Aktionistische Mitführverbote oder Reglementierungen der Messerart und -größe bleiben wirkungslos, da sie ohnedies nur den gesetzestreuen Bürger treffen, einschränken und womöglich kriminalisieren. Um schnell verfügbaren Schutz bei plötzlichen Angriffen mit Messern sowie Hieb und Stichwerkzeugen durch Terroristen, Extremisten, Amokläufer oder Kriminelle bieten zu können, hat Coptex den Anti-Stabbing Rucksack entwickelt.
Der Coptex Anti-Stabbing fügt sich diskret in den Büroalltag ein. (Foto: JPW)
Der Coptex Anti-Stabbing  fällt diskret aus und wirkt wie ein moderner Business-Rucksack. Kernstück ist aber sein integriertes Stahlkettengewebe, welches als Stich- und Schnittschutz über die gesamte Frontseite in den Rucksack eingebracht ist.

Ein solches Stahlgeflecht ist über die gesamte Frontseite in den Rucksack eingebracht. (Foto. JPW)

Das Rückenteil und die Tragegurte des Coptex Anti-Stabbing sind mit einem Mesh-Gewebe gepolstert und erhöhen den Tragekomfort. Der 49 x 30 x 25 Zentimeter große tägliche Begleiter ist aus einem ausreichend stabilen 600D Nylon hergestellt.

Gepolstertes Notebookfach im hinteren Hauptfach (Foto: JPW)
Mit einem Fassungsvermögen von 35 Litern und vielen Verstaumöglichkeiten bietet er auch Platz für all die im Büroalltag erforderliche  Ausstattung. Ein großes gepolstertes Rückenfach  nimmt ein Notebook oder Tablet auf, davor befindet sich ein weiteres geräumiges Hauptfach für weitere Unterlagen oder eine Wasserflasche. 
Vorderes Hauptfach mit viel Stauraum und Netz-Innenfach (Foto: JPW)
Ein vorne aufgesetztes Fach bietet organisierten Stauraum für Stifte und Kleinutensilien wie Power-Bank, Taschenmesser, Visitenkartenetui oder ähnliches. Weitere zwei kleine Fächer vorne gibt es für Kleinteile wie Feuerzeuge, Batterien oder Medikamente.
Organisierter Stauraum für das Every Day Carry (Foto. JPW)
Zudem findet sich im oberen Bereich ein gepolstertes Fach beispielsweise für eine Sonnenbrille. Mehrere Innentaschen runden die Ausstattung ab.
Kleinere Utensilien sind ebenfalls schnell griffbereit (Foto: JPW)
Der Coptex Anti-Stabbing verfügt weiterhin über seitliche Halteschlaufen, die das An- und Ablegen des Rucksacks erleichtern. Im Falle eines Angriffs lässt er sich an diesen packen und wie ein Schild gegen Stiche, Schnitte oder Schläge einsetzen sowie um Distanz zum Angreifer aufzubauen.
Der Coptex Anti-Stabbing-Rucksack kostet 259,00 € (UVP). Er ist über den Fachhandel zu beziehen – oder auch über den VISIER-Shop.

Donnerstag, 19. Dezember 2019

Blind Date in Deutsch-Wagram - die neue Glock 44 in .22 long rifle

Deutsch-Wagram (ww) Mitte Dezember bat der österreichische Pistolenspezialist Glock in sein Hauptquartier nach Deutsch Wagram zu einem “Blind Date”. Rund 100 Gäste aus Politik, Exekutive, Industrie, Fachhandel und Presse folgten der Einladung in das neu eröffnete moderne Firmengebäude. Bis zuletzt hüllten sich die Gastgeber in tiefes Schweigen, was bei diesem Event – dem ersten seiner Art – prämiert werden würde. Am 10. Dezember um 16.00 Uhr Mitteleuropäischer Zeit lüftete die US-Spitzenschützin Michelle Viscusi vom Team Glock das Geheimnis: Zum Vorschein kam die brandneue Glock 44, eine Kleinkaliberpistole für Sport und Freizeit im Kaliber .22 Long Rifle.
Die schallgedämpfte und die Standard-Version der Glock 44. (Bild: JPW)
Als auf Dienstpistolen spezialisierter Autor überraschte mich dieser Coup durchaus. Aber Glock wäre nicht Glock, wenn die Pistole nicht mit höchsten Ansprüchen hinsichtlich Zuverlässigkeit, Einfachheit und Robustheit konstruiert worden wäre. “Wir haben keine Kleinkaliberpistole entwickelt, sondern wir haben unsere Pistole für das Kaliber .22 tauglich gemacht”, so brachte es Glock-Vertriebsleiter international, Richard Flür, auf den Punkt. Das Entwicklerteam hatte drei Jahre Arbeit in das Projekt hereingesteckt. 43 Testschützen verschossen 1,2 Millionen Patronen von 120 verschiedenen Munitionssorten von 17 unterschiedlichen Herstellern. “Wir stellten fest, dass es riesige Qualitätsunterschiede gibt – teilweise sogar von Los zu Los”, so ein Teamleiter. Die Tests erfolgten im Temperaturbereich von minus 40 bis plus 50 Grad Celsius.
Michelle Viscusi auf dem Schießstand mit der Glock 44. (Bild: JPW)
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Glock 44 verfügt mit 185 x 32 x 138 mm (L/B/H) nicht nur über nahezu identische Ausmaße wie eine Glock 19 Generation 5, sie lässt sich auch identisch bedienen. Die Waffe verfügt auch über einen Glock Marksman Barrel und das Safe-Action-System. Kaliberbedingt arbeitet sie allerdings nicht mit dem modifizierten Browning-Petter-SIG-System, sondern als Rückstoßlader mit festem Lauf und kraftschlüssigem Masseverschluss. Zwei wesentliche Merkmale tragen zur hohen Zuverlässigkeit der Glock 44 mit unterschiedlichsten Munitionssorten bei. So handelt es sich beim Verschluss um eine Hybridkonstruktion aus Stahl und Polymer.


Die Glock 44 lässt sich analog einer Glock 19 Gen 5 feldmäßig zerlegen. (Bild: JPW)
Er fällt daher verhältnismäßig leicht aus und kommt damit mit den rückstoßarmen Randfeuerpatronen gut zurecht. Weiterhin verfügt der 102 mm lange Lauf über ein geflutetes Patronenlager. Und auch die Geometrie der Schlagbolzengruppe wurde angepasst, um eine möglichst niedrige Fehlerquote beim Zünden der Randfeuerpatronen zu erreichen. Neben dem Standard-Lauf ist auch eine etwas längere Version mit einem M9x0,75 mm-Gewinde beispielsweise für Schalldämpfer verfügbar. Das Magazin besteht aus Polymer und fasst zehn Patronen. Weiterhin verfügt es über eine integrierte Ladehilfe.
Die im Magazin integrierte, beidseitig bedienbare Ladehilfe fungiert zeitgleich als Ladestandanzeiger. (Bild: JPW) 

Auf dem Schießstand machte die Glock 44 viel Freude. Auf zwei Bahnen lagen je ein Standard- und eine schallgedämpftes Modell bereit, um auf sieben Meter Löchle zu stanzen oder auch schnelle Gruppen zu schießen. Die vertraute Handhabung und die hohe Zuverlässigkeit sorgten dabei für Begeisterung. Mein persönliches Fazit: Ich hätte mir beim Einstieg in das Sportschießen eine solche Pistole gewünscht – zumal meine Trefferleistungen etwas besser im Vergleich zu einer Glock 19 Gen 5 auf die gleiche Entfernung ausfielen, auch wenn natürlich keine wirklichen Präzisionstests im Rahmen der Veranstaltung erfolgen konnten. Das wird VISIER natürlich ausführlicher nachholen. Grundsätzlich lässt sich aber nach zwei Tagen Schießstand sagen: Wer eine kostengünstige Trainingsalternative für Gebrauchspistolen sucht, ist mit der Glock 44 gut beraten.
Team-Glock-Schützin Michelle Viscusi an der Seite des Roving Tactical Reporters (Bild: JPW)
Neben dem Schießstand hatte Glock darüber hinaus noch zwei weitere Stationen vorgesehen. Zum einen lernten die Besucher die Glock-Konstruktionsphilosophie bei einer praktischen Ausbildung im Zerlegen und Zusammensetzen des neuen Modells kennen. Diese 90 Minuten boten zugleich einen Einblick in den “Armorer Course”. Zum anderen erhielten die Gäste im Rahmen einer ausführlichen Führung Einblicke in die moderne Fertigung bei Glock.
Am Ende waren sich alle einig, dass das Blind Date in Deutsch-Wagram eine gute Grundlage für Folgeveranstaltungen gelegt hatte.


www.glock.at








Montag, 9. Dezember 2019

Montagsmotivation: Der S&T-Blog Schiessleistungs-Verbesserungsdrill

Krefeld (ww) Pünktlich zum Wochenbeginn können wir mit Stolz unsere neue Schießscheibe für den S&T-Blog Schießleistungs-Verbesserungsdrill vorstellen. Hart aber herzlich und ohne viel Theorie gibt diese Hinweise zur Verbesserung der individuellen Schießfertigkeiten.

Die Scheibe gibt hart aber herzlich Anregungen zu Verbesserungen (Foto: JPW)
Die Scheibe lässt sich sowohl für behördliche als auch zivile Zwecke einsetzen und ist als "Dot-Drill" für Kurzwaffenübungen und Distanzen zwischen drei und fünf Metern ausgelegt. Sie funktioniert natürlich auch auf größere Entfernungen und mit Langwaffen. Ebenso lässt sich durch Zeitnahme etc. der Übungsanspruch erhöhen.

Die Scheibe durchlief strenge hauseigene Tests und konnte überzeugen! (Foto: JPW)

Die pdf-Vorlage gibt es gerne kostenlos per e-mail - einfach über unser elektronisches Postfach anfordern (Betreff: S&T Dot-Drill)! Also: Gut Schuss, DVC und Waidmannsheil für die kommende Woche!


Sonntag, 8. Dezember 2019

Aimpoint Comp M5B - neues Rotpunktvisier mit ballistischer Kompensation

Malmö/Paris (ww) Aimpoint hat auf der MILIPOL 2019 sein neues Rotpunktvisier CompM5b vorgestellt. Die Optik entspricht von den Abmessungen weitgehend dem M5, hat das Batteriefach aber unten links angeordnet.
Das Aimpoint Comp M5 B fällt sehr kompakt und robust aus (Foto: Tom Weber/milpictures via Aimpoint)

Das "B" steht für ballistische Kompensation. Statt der beiden Justierschrauben für Höhe und Seite verfügt das neue Modell über kalibrierte Stelltürme. Über die lässt sich die Position des 2MOA-Punktes  schnell verstellen. So lässt sich das Visier zum einen an die ballistische Kurve der jeweils genutzten Munitionssorte auf verschiedene Schussdistanzen anpassen, zum anderen können auch seitliche Ablagen - etwa durch Querwind - ausgeglichen werden. Auf die Stelltürme lassen sich hierzu an die jeweiligen Munitionssorten angepasste ballistische Kappen aufsetzen. Auf der Milipol zeigte Aimpoint unter anderem Ausführungen für 5,56mm x 45 und .300 BLK. Die schwedischen Optik-Spezialisten können diese Kappen aber nach Kundenwünschen maßschneidern.
Das neue Visier für 5,56 x 45 mm auf der MILIPOL (Foto: Jan-P. Weisswange)
In gewohnter Weise handelt es sich beim CompM5b um ein äußerst kompaktes und robustes geschlossenes System, welches durch eine handelsübliche AAA-Batterie (1,5V) betrieben wird. Deren Lebensdauer beträgt je nach Einstellung mindestens fünf Jahre. Die Intensität des Rotpunktes umfasst vier Nachtsicht- und sechs Tageinstellungen. Die Optik selbst wiegt lediglich 180 Gramm. Sie ist mit älteren Zusatzgeräten des schwedischen Rotpunktoptik-Pioniers sowie mit Nachtsichtgeräten kompatibel. Ebenso ist das Visier bis 45 Meter wasserdicht.
Insbesondere in Verbindung mit den Vergrößerungsnachsätzen 3XMag-1 und 6XMag-1 aus dem Hause Aimpoint kann das neue Visier seine Vorteile ausspielen und die Erstschusstrefferwahrscheinlichkeit und Präzision auf wechselnde Distanzen deutlich erhöhen. Es stellt so durchaus eine Alternative zu "Turmbau-Lösungen" aus ZF und aufgesetztem Rotpunktvisier oder ZF mit integriertem Rotpunkt dar - auch wenn das Aimpoint CompM5b ein vollwertiges ZF natürlich nicht ersetzen kann und soll.

www.aimpoint.com

 

Mittwoch, 4. Dezember 2019

Zu neuen Weiten - artilleristische Steilfeuer-Weltrekorde durch Rheinmetall und Denel in Südafrika

Alkantpan (ww) Was liegt näher, als am heutigen Barbaratag über Steilfeuer-Weltrekorde zu berichten? Vor gut einem Monat, am 6. November 2019, hat Rheinmetall im Rahmen eines Testschießens auf dem Versuchsgelände Alkantpan in Südafrika gleich drei Höchstweiten mit 155mm-Geschossen erreicht.
Waffenanlage der Panzerhaubitze 2000 beim scharfen Schuss in Alkantpan (Foto: Rheinmetall)

Die Weltrekorde wurden im Rahmen eines Testschießens mit internationalen Partnern und Kunden erzielt. Hintergrund der Veranstaltung war es darzustellen, wie neue Technologie die Leistungen bereits weltweit in Nutzung befindlicher Systeme steigern kann – sowohl, wenn diese die NATO-Standard des Joint Ballistics Memorandum of Understanding (JBMoU) erfüllen, als auch bei Nicht-JBMoU-Systemen.
Die drei neue Höchstreichweiten kamen mit unterschiedlichen Geschützen zustande. Mit 76 Kilometern erreichte eine G6-Haubitze (52 Kaliberlängen L-52 / 25 LiterTreibladungsraum) den bisher weitesten Schuss mit einem konventionellen 155mm-Artilleriegeschoss. Die Waffenanlage der Panzerhaubitze PzH2000 (L-52 / 23 l) kam auf 67 Kilometer. Und eine Feldhaubitze (L39 / 19 l) erreichte 54 Kilometer.
PzH2000, G6 und L39-Feldhaubitze (Foto: Rheinmetall)
Die folgende Tabelle zeigt die mit den jeweiligen Geschossen und Ladungen erzielten Reichweiten.
 
Waffe
Geschoss
Ladung
Reichweite (m)
JBMoU-Geschütz mit 39 Kaliberlängen
DM121 Prac Inert BT
Neue 39 Cal
Top Charge
29 171
JBMoU-Geschütz mit 39 Kaliberlängen
Assegai M2005 HE
V-LAP
Neue 39 Cal
Top Charge
53 917
PZH 2000 L52-23l
DM121 Prac Inert-BT
Neue 52 Cal
Top Charge
35 882
PZH 2000 L52-23l
Assegai M0121 IHE BB
Neue 52 Cal
Top Charge
47 374
PZH 2000 L52-23l
Assegai M2005-V-LAP
Neue 52 Cal
Top Charge
66 943
G6 L52-25l
M9703 Prac Inert 
V-LAP
M64 Zone 6 angepasst.*
76 280


*Neue Top Charge für 25-Liter-Ladungsraum in Entwicklung. Test geplant für 2020.
Das 155mm-Waffensystem der Panzerhaubitze PzH 2000 gilt als eines der leistungsfähigsten konventionellen Artilleriesysteme, welche im letzten Jahrzehnt in Nutzung waren, und kann eine hohe Schussfolge gemäß des JBMoU-Standards erreichen. Die von Denel Land Systems entwickelte und hergestellte G6 kam bei dem Testschießen in einer neuen Version zum Einsatz, um höhere Reichweiten auf Nicht-JBMoU-Standard zu erreichen.
In Verbindung mit der neu entwickelten Top Charge der Nitrochemie, ein Rheinmetall Joint Venture, konnte das Rheinmetall V-LAP-Geschoss diese neuen Weltrekorde für konventionelle Artilleriemunition aufstellen. Auch in Verbindung mit den anderen hauseigenen Boattail (DM121) und Basebleed (M1711) Geschossen, welche in Deutschland, bzw. den Niederlanden eingeführt sind, konnte durch die Nutzung der neuen Top Charge eine signifikante Reichweitensteigerung erreicht werden.
Sowohl bei Verschuss aus Geschützen mit 39 als auch 52 Kaliberlängen konnte das Assegai-Geschoss die Delegationen durch seine verbesserten Fähigkeiten hinsichtlich Antrieb und Reichweite überzeugen. Die Geschosse aus dem Hause Rheinmetall Denel Munition können in Verbindung mit den Technologien der Rheinmetall Waffe und Munition und der Nitrochemie jedes derzeit in Nutzung befindliche konventionelle 155mm-Artilleriesystem in bezug auf die Schussweite übertreffen.
Die mehr als 76 km Reichweite wurden aus einer nicht JBMoU-konformen Waffenanlage erzielt. Dies diente als Nachweis der Machbarkeit einer neuen Haubitze mit 83 km Reichweite. Rheinmetall plant in enger Abstimmung mit dem deutschen öffentlichen Auftraggeber die Entwicklung und den Bau einer solchen neuen 155mm-Waffenanlage mit deutlich größerem Ladungsraum und längerem Rohr mit 60 Kaliberlängen. Diese soll sowohl vorhandene JBMoU-konforme Munition als auch eine neue Munitionsfamilie verschießen können. Diese neue Munition wird einerseits auf die dort auftretenden Belastungen optimiert, lässt sich aber auch aus vorhandenen JBMoU-konformen Waffenanlagen verschießen. 83 Kilometer gilt dabei als Richtgröße, da ein bei diesen Reichweiten für die Präzision notwendiger Kurskorrekturzünder rund zehn Prozent Reichweite kostet. Somit kann die vom deutschen öffentlichen Auftraggeber geforderte effektive Reichweite von 75 Kilometern erzielt werden.


120mm-Mörserwaffenstaion Ragnarök (Foto: Rheinmetall)

Das Steilfeuerportfolio rundete Rheinmetall Norway mit dem 120mm-Mörsersystem Ragnarok und Munition aus dem Hause RDM ab. Diese Kombination erlaubt insbesondere von Mehrzweckfahrzeugen aus hohe Beweglichkeit und schnelle Schussfolgen. Ebenso kann sich die eigene Truppe wieder schnell dem Gegenfeuer entziehen.


www.rheinmetall.de

Dienstag, 26. November 2019

III. Los Lenkflugkörpersystem - Mehr MELLS für die Infanterie der Bundeswehr

Röthenbach (ww) Die Bundeswehr beschafft das III. Los des Mehrrollenfähigen Leichten Lenkflugkörper-Systems (MELLS). Die deutschen Streitkräfte trafen mit der EuroSpike GmbH eine Rahmenvereinbarung zur Lieferung von neuen Waffenanlagen MELLS und den dazugehörigen Panzerabwehrlenkflugkörpern. EuroSpike ist ein Joint Venture der Diehl Defence, Rafael und Rheinmetall.
MELLS-Trupp in versteckter Stellung (Foto: Eurospike) 
Die Anfang November 2019 getroffene Rahmenvereinbarung sieht eine Ergänzungsbeschaffung von 11.500 Lenkflugkörpern MELLS einschließlich Transport- und Lagerbehältern sowie von 214 Waffenanlagen MELLS einschließlich Transport- und Lagerbehältern mit Rucksäcken für die Waffenanlagen und Tragegestellen für die Lenkflugkörper vor. Dabei gilt eine Mindestabnahme von 1.500 Lenkflugkörpern und von 132 Waffenanlagen mit dem jeweiligen Zubehör.
Die jetzt von der Bundeswehr beauftragten MELLS-Flugkörper werden in Deutschland produziert und sind für den infanteristischen Einsatz vorgesehen. Rheinmetall wird über 100 Waffenanlagen („Integrated Command and Launch Unit“) einschließlich Transport- und Lagerbehältern sowie 1.500 Sätze mit Komponenten für den von Rafael entwickelten Lenkflugkörper Spike LR (Long Range) ausliefern. Die Auslieferung beginnt 2020 und wird bis 2023 andauern. Optional sieht die Rahmenvereinbarung die weitere Herstellung und Lieferung von rund 100 Waffenanlagen und einer fünfstelligen Zahl von Komponenten-Sets für den MELLS-Lenkflugkörper im Zeitraum 2024 bis 2031 vor.
MELLS lässt ich in verschiedene Traglasten aufteilen. (Foto: JPW)
MELLS ist ein moderner Effektor der neuesten Generation. Er lässt sich gegen gepanzerte Bodenziele auf Entfernungen von bis zu 4.000 Metern einsetzen.
Weltweit nutzen derzeit 33 Staaten SPIKE-Lenkflugkörper, davon 19 EU und/oder NATO-Staaten. Bisher wurden mehr als 30.000 SPIKEs weltweit ausgeliefert, über 5.500 Abschüsse sind verzeichnet - sowohl in der Ausbildung als auch im Kampf.
Rheinmetall verfügt über eine ausgewiesene Expertise bei MELLS. So integrierte das Unternehmen den modernen Lenkflugkörper bereits in den Schützenpanzer Marder und derzeit in den Schützenpanzer Puma. Zudem erfolgt durch ein anderes Unternehmen die Integration in den Luftlandewaffenträger Wiesel.
Auf längere Sicht hätte auch die weitergehende Vernetzung der Waffenanlagen und der Lenkflugkörper mit dem ebenfalls von Rheinmetall gelieferten Soldatensystem „Infanterist der Zukunft – Erweitertes System“ über das Führungs- und Informationssystem TacNet Zukunftspotential. Hierdurch kann die Sensor-to-Shooter-Kette weiter optimiert werden.
www.eurospike.com
www.diehl.com
www.rafael.co.il
www.rheinmetall.com

Britische Commandos: Royal Marines kehren zu ihren Wurzeln als maritime Spezialkräfte zurück


Devonport(ww) In ihrem 350sten Jubiläumsjahr stehen die Royal Marines offenbar vor großen Veränderungen. So soll die 3 Commando Brigade wieder mehr auf ihre Rolle als maritimes Kriegführungselement sowie auf Spezialkräfteeinsätze ausgerichtet werden. In der 3 Commando Brigade dienen neben den zur Royal Navy gehörenden Marines auch noch Soldaten der British Army, der Royal Navy und der Royal Air Force.
Das grüne Barett mit dem Löwen vor dem Globus ist das traditionsreiche Erkennungszeichen der Royal Marines
(Foto: MoD UK)

Für die Royal Marines bedeutet das durchaus eine Rückkehr zu ihren Traditionen. Dieser kommt nicht zuletzt durch einen Unterstellungswechsel und eine am 5. November erfolgte Umbenennung zum Ausdruck. So firmiert die ehemalige 1 Assault Group Royal Marines nun als 47 Commando Raiding Group und ist der 3 Commando Brigade unterstellt. Im Zuge der Umbenennung firmiert auch die 539 Assault Squadron jetzt als 539 Raiding Squadron.
Royal Marines bei einer amphibischen Landungsoperation bei Trident Juncture 2015 (Foto: MoD UK)
Der Traditionsname reiht sich nicht nur in die Benennung weiterer Verbände der 3 Commando ein (40, 42, 43, 45 Commando) sondern erinnert darüber hinaus an die bedeutende Rolle der Royal Marines im Zweiten Weltkrieg: Das damalige 47 Commando spielte eine Schlüsselrolle bei der Landung auf der niederländischen Insel Walcheren im November 1944. Hierdurch konnten die Zugänge nach Antwerpen freigekämpft werden, einem strategisch wichtigen Hafen für die Versorgung der Alliierten Truppen im Zweiten Weltkrieg.
Soldaten der 539 Assault Squadron in arktischer Umgebung (Foto: MoD UK)
Zuvor war das 47 Commando auch in Nordfrankreich im Einsatz. Etwa 48 Stunden nach der Landung am Gold Beach am D-Day kämpfte sich der Verband in einer wagemutigen Aktion bei  Port-en-Bessin aus der rückwärtigen Flanke heran und öffnete letztlich die Nachschubrouten für die vorrückenden alliierten Truppen. Diese Waffentat von Port-en-Bessin trug zu einem guten Teil zur jetzt erfolgten Namensänderung bei. 
Gedenken zum 75 Jahrestag um die Schlacht auf Walcheren (Foto: MoD UK)
Die Namensänderung soll überdies zum Ausdruck bringen, daß sich die Royal Marines wieder vermehrt auf  taktische Kommandounternehmen konzentrieren und ihr Wissen über seegestützte Kriegsführung wieder in den Vordergrund ihrer Kampfweise stellen sollen. Dabei steht das Sturmboot wieder im Mittelpunkt des Handelns, zusammen mit der Entwicklung modernster Waffen, Taktiken und Kampfstrategien. Dies alles ist Teil des Konzepts der Future Commando Force.
Schlauchboote setzen einen Spähtrupp der Royal Marines an der Küste ab (Foto: MoD UK)
 „Mit enormem Stolz konnte ich die Umbenennung von 1 Assault Group Royal Marines in 47 Commando (Raiding Group) Royal Marines bekannt geben", so der Kommandeur der Royal Marines, Generalmajor Matt Holmes. „Das Commando-Ethos ist unglaublich stark und bleibt der goldene Faden, der sich durch die Royal Marines zieht, während wir als Kommandotruppe der Royal Navy in die Zukunft gehen."
Prisenkommando der 539 Assault Squadron (Foto: MoD UK)
Das 47 Commando war mach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1946 aufgelöst worden. Mit der Umbenennung der  1AGRM, die jetzt unter dem Kommando der 3 Commando Brigade Royal Marines steht, ist der Verband nun im Einklang mit der Traditionsbezeichnung wiederbelebt worden. Die 1AGRM war 2001 aufgestellt worden und ist auf Operationen mit Landungsbooten und Sturmgruppen spezialisiert.  Sie hatte schon immer enge Verbindungen zur 47 Commando Association.

Dienstag, 19. November 2019

British Army bekommt Boxer - Mechanized Infantry Vehicle unter Vertrag

London/München/Düsseldorf (ww) Großbritannien kehrt zurück ins Boxer-Programm. So beschafft das Vereinigte Königreich für die Strike-Brigade der British Army über 500 der einsatzbewährten Radpanzer, welche als „Mechanised Infantry Vehicle“ (MIV) zulaufen werden. Die Britische Armee will die Varianten Truppentransporter, Führungsfahrzeug, Sanitätsfahrzeug und Specialist Carrier nutzen. Die Auslieferung der gepanzerten 8x8-Fahrzeuge wird voraussichtlich Ende 2022 beginnen und 2031 abgeschlossen sein.
Der Boxer MIV im Gelände (Foto: RBSL)
Anfang November 2019 schloss das britische Verteidigungsministerium über die europäische Rüstungsagentur OCCAR einen entsprechenden Vertrag mit der Artec GmbH, ein Konsortium aus Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann (KMW). Das Vorhaben hat einen Auftragswert von rund 2,6 MrdEUR (2,3 MrdGBP). Jeweils 50% des Auftragsvolumens entfallen auf Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann. Dabei wird ein Großteil der Produktionsleistungen in Großbritannien zu erbringen sein. Nach einem Serienanlauf in Deutschland werden rund 90 Prozent der Boxer-Fahrzeuge für die British Army auf der britischen Insel hergestellt. Hauptproduktionsstätten werden dabei das britische Werk der Rheinmetall BAE Systems Land und das KMW-Tochterunternehmen WFEL sein.
Der Boxer ist "British by birth" (Foto: RBSL)

Großbritannien kehrt mit dieser Beschaffungsentscheidung nach langer Unterbrechung wieder in ein europäisches Rüstungsprogramm zurück, dem das Land bereits in der Entstehungsphase des Boxers angehörte. Der Boxer ist heute auf bestem Wege, zu einem Standardfahrzeug innerhalb der NATO zu werden.


Modulares Fahrzeug – vielseitig und im Einsatz bewährt
Der Boxer ist ein hochgeschütztes 8x8-Radfahrzeug. Seine modulare Architektur erlaubt eine Variantenvielfalt wie bei keinem anderen Fahrzeugsystem. Bisher sind rund 700 Fahrzeuge in zwölf unterschiedlichen Versionen in drei NATO-Staaten unter Vertrag: Deutschland, Niederlande und Litauen. Auch beim NATO-Verbündeten Australien wurde vor kurzem das erste Boxer-Fahrzeug von insgesamt 211 Exemplaren an die Armee übergeben. Mit dem britischen Rüstungsvorhaben MIV steigt die Gesamtzahl der Boxer, die Artec bislang ausgeliefert bzw. unter Vertrag hat, auf über 1.400 Fahrzeuge.
Die Artec GmbH wurde 1999 gegründet. Sie ist ein Joint-Venture von Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. KG, Rheinmetall Military Vehicles GmbH und Rheinmetall Defence Nederland B.V.. Sie koordiniert die Serienfertigung und dient als Anlaufstelle für alle Exportfragen im Hinblick auf den Boxer.

Freitag, 15. November 2019

Task Force Barrakuda - niederländische MARSOF-Kampfschwimmer operieren erfolgreich gegen somalische Piraten

Rotterdam (ww) Mehrere niederländische Kampfschwimmer-Kameraden des Korps Mariniers  haben kürzlich hohe Tapferkeitsauszeichnungen für eine Kommandoaktion gegen Piraten erhalten. Das Verdienstkreuz (Kruis van Verdienste) erhielten die Mariniers  Sergeenats Dennis, Alex und Theo sowie der Mariniers-Sergeant-Major Harm.
Niederländische Kampfschimmer des Korps Mariniers in ihrem Element (Foto: MoD NLD) 
Der Einsatz der  auf der Fregatte HMS Zuiderkruis eingeschifften Task Force Barrakuda (NLD MARSOF) fand bereits im Jahr 2011 im Rahmen der Operation Atalanta vor der Küste Somalias statt. Dabei wurden im Rahmen zweier Kommandoaktionen mehrere Piratenschiffe fahruntüchtig gemacht, ohne sie zu versenken. Da die Boote längere Zeit ausfielen, ging die Zahl der Überfälle auf die zivile Schifffahrt deutlich zurück.
Die Verleihungszeremonie fand in Rotterdam statt (Foto: MoD NLD)
Die Froschmänner Dennis, Alex, Theo und Harm erhielten das Verdienstkreuz für ihr mutiges und strategisches  Handeln bei verdeckten Sabotageaktionen gegen Piratenschiffe. Dennis und Alex hatten sich freiwillig gemeldet, um ein von Piraten entführtes Fischereifahrzeug, das als Mutterschiff für Piraterie eingesetzt wurde, zu sabotieren. Neben rund 20 bewaffneten Piraten waren auch zwölf iranische Besatzungsmitglieder als Geiseln an Bord. Das Ziel lag in der Nähe eines Piratenlagers und eines weiteren Piratenschiffes. Die Annäherung erfolgte mit einem Unterwasser-Scooter. Alex steuerte das Fahrzeug, während Dennis das Anbringen der Sprengladung übernahm. Beides gestaltete sich wegen des starken Wellenganges als sehr schwierig, zudem bestand eine ständige Gefahr der Erkennung. Doch auch als der Atemluftvorrat knapp wurde, ließen sich die Männer nicht beirren und platzierten die Sprengladung schließlich. Anschließend ging es zum Sammelpunkt zurück, wo sie von den Festrumpfschlauchbooten der HMS Zuiderkruis aufgenommen wurden. Auf der Rückfahrt konnte man einen Lichtblitz an der Stelle des Piratenschiffs beobachten. Dieses lag am nächsten Tag beschädigt am Strand.
Die Ministerin verlieh persönlich das Kruis van Verdienste...(Foto: MoD NLD)
Harm und Theo übernahmen einen Tag nach der erfolgreichen ersten Operation eine neue Kampfschwimmeraktion. Wie bei der vorherigen Mission ging es darum, einen Sprengsatz am Kiel eines Piratenschiffes vor der somalischen Küste zu platzieren. Die Mariniers  mussten dabei einkalkulieren, dass die Piraten sehr wachsam waren.  Es befanden sich mindestens drei Wachen an Bord, die regelmäßig die Wasseroberfläche ableuchteten. Theo steuerte den Unterwasserscooter dieses Mal auf einer Alternativroute. Harm übernahm als Teamleiter das Platzieren und Aktivieren der Sprengladung. Vor Ort mussten die Froschmänner improvisieren, da die Ladung nicht an den geplanten Ort passte. Das Problem wurde gelöst und bei der Rückkehr zum Abholpunkt erfolgt die Explosion. Als Reaktion darauf eröffneten die Piraten das Feuer in Richtung der Mariniers, ohne sie jedoch zu treffen. Aufgrund der Aktion konnte das Piratenschiff lange Zeit nicht eingesetzt werden.
Neben den vier eingesetzten Froschmännern erhielten weitere drei Mariniers das Ehrenzeichen für Verdienste in Silber (Ereteken voor Verdienste in Zilver): Luitenant-kolonel der mariniers Oscar, Majoor der mariniers Nando und Sergeant-majoor van de mariniers Marcel . Sie waren maßgeblich an der Einsatzplanung und -führung  beteiligt.
...und das Ereteken voor Verdienste in Zilver. (Foto: MoD NLD)
Die niederländische Verteidigungsministerin Ank Bijleveld würdigte im Rahmen der Verleihungszeremonie die Kommandoakion der Task Force Barrakuda  als eine der schwierigsten maritimen Spezialoperationen der Niederlande seit dem Zweiten Weltkrieg. Sowohl unter als auch über Wasser hätten zahlreiche Gefahren gedroht.
Der Strategie und Technik-Blog gratuliert den niederländischen Kameraden in allerschärfster Form zu ihren herrlichen Waffentaten und wünscht allezeit eine Handbreit Wasser unter dem Kiel!

Dienstag, 5. November 2019

Carl Gustaf M4 - Saab und Raytheon testen lenkbare Munition

Karlskoga, Sierra Blance (ww) Saab Defense und Raytheon haben eine erste Testserie der neuen lenkbaren Munition für die schultergestützte Mehrzweckwaffe Carl Gustaf M4 erfolgreich durchgeführt. Damit könnte demnächst ein zusätzlicher Effektor die schon jetzt umfangreiche Munitionspalette der schultergestützten Waffe ergänzen.
Der M4-Lenkflugkörper nach dem Abschuss (Foto: Saab)
Wie die Unternehem am 31. Oktober 2019 mitteilten, fanden die Versuche mit dem Semiaktiven Laser-Steuerungssystem im September und Oktober in Karlskoga/Schweden und Sierra Blance/Texas statt. Saab und Raytheon kooperieren seit 2017 gemeinsam an dem Vorhaben der neuen lenkbaren Munition. Die soll sich aus beengten Umgebungen heraus auch gegen bewegliche Ziele einsetzen lassen und eine Reichweite von rund 2.000 Metern und mehr haben.
In Karlskoga wurden drei der neuen Lenkflugkörper verschossen - zwei gegen statische und einer gegen ein bewegliches Ziel. Letzterer traf im Semi-Active Laser-Guidance-Verfahren  ein sich mit 25 km/h bewegendes Ziel in der Größe eines Geländewagens auf eine Entfernung von 1.800 Metern. Weiterhin präsentierten die Unternehmen andere mögliche Suchkopftechnologien wie beispielsweise abbildender Infrarot-Suchkopf als weitere mögliche Optionen für die neue Munition. Ebenso wurden dynamische Versuche mit Gefechtsköpfen gegen verschiedene Ziele durchgeführt.
Richt- und Ladeschütze mit der CGM4 (Foto: Saab)
Die Ende der 1940er Jahre entwickelte „Carl Gustaf“ im Kaliber 84 mm ist bei über 40 Nationen im Einsatz. Saab Defence hat im Oktober 2014 die neueste Generation Carl Gustaf M4 vorgestellt. Dank der umfangreichen Munitionspalette, die sich aus dem mit Feuerleitvisieren bestückbarem Werfer verschießen lässt, eignet sich die „CGM4“ für nahezu alle Zielszenarien. Die US-Streitkräfte haben bereits die Carl Gustaf Generation 3 als "M3 Multi-Role Anti Armor Anti Personnel Weapon System (MAAWS)" im Einsatz und führen die CGM4 als M3E1 ein. Weiterhin forderten sie eine neue lenkbare Munitionssorte. Diese verleiht der vielseitigen schultergestützten Waffe noch mehr taktische Flexibilität.


www.saabgroup.com
www.raytheon.com

Freitag, 1. November 2019

Legendärer Leo - 40 Jahre Kampfpanzer Leopard 2

München (ww) Rund 40 Jahre seit Einführung des ersten Leopard 2 hat der Generalunternehmer für diesen bewährten Kampfpanzer, Krauss-Maffei  Wegmann (KMW), am 29. Oktober 2019 die ersten Exemplare der derzeit modernsten Versionen an Dänemark und Deutschland übergeben.
Der Leopard 2A7V für die Bundeswehr (Foto: KMW)...
Frank Haun, Vorsitzender der Geschäftsführung von KMW, überreichte dem Botschafter des   Königreichs Dänemark, Friis Arne Petersen, und dem Parlamentarischen Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung, Dr. Peter Tauber, die symbolischen Schlüssel der beiden ersten Fahrzeugsysteme.
...und für Dänemark (Foto: KMW)
Beide Nationen erhalten vergleichbare Varianten des Leopard 2A7-Kampfpanzers. Die Dänische Armee wird bis  2022 insgesamt 44 Leopard 2A7 erhalten. Der  deutschen Bundeswehr werden 104 Leopard 2A7V bis 2023 zulaufen.



V für "Verbessert"
Als ehemaliger schwerer Panzeraufklärer und "Leo-Mann" (der Leopard 2A4 war in meiner aktiven Zeit 1991-1993 unser Arbeitspferd) gestatte mir der geneigte Leser zum Sachstand Leopard 2 noch einige ausführlichere Informationen.
Die durch die „Friedensdividende“ stark gebeutelte deutsche Panzertruppe soll wieder von 225 auf 328 Kampfpanzer aufwachsen (2125 Leopard 2 besaß sie einst). Derzeit befinden sich die Leopard 2-Varianten A5 (1995, neues Panzerungskonzept, elektrische statt hydraulischer Waffennachführanlage), A6 (ab 2001; längere Rheinmetall-Glattrohrkanone L55 statt der zuvor genutzten L44), A6M (ab 2004, verbesserter Minenschutz) und A7 im Bestand. Die jetzt nochmals verbesserte Version heißt zunächst A7V (V = „Verbessert“). Befinden sich alle Kampfpanzer auf diesem Niveau, soll das „V“ wieder entfallen. Eine kleine Reminiszenz am Rande: „A7V“ lautete auch die Tarnbezeichnung des ersten deutschen Panzers. Sie leitete sich von der für die Entwicklung zuständigen „Abteilung 7 Verkehrswesen (A7V)“ des Allgemeinen Kriegsdepartements im preußischen Kriegsministerium ab. Die Entwicklung startete im November 1916, der erste Fronteinsatz erfolgte am 21. März 1918. Ob die Namensgleichheit gewollt ist, erscheint angesichts des Traditionsverständnisses der derzeitigen Bundeswehrführung eher fraglich. Sie ist dafür um so schöner.
Leopard 2A6 der Bundeswehr bei einer Gefechtsübung (Foto: Bundeswehr/Mandt)
Insgesamt will die Bundeswehr 68 von 100 im April 2015 von der Industrie zurückgekauften Leopard 2A4, 16 Leopard 2A6 aus niederländischen Beständen und 20 Leopard 2A7 auf den Konstruktionsstand A7V bringen. Die übrigen 32 Stück der 100 zurückgekauften Leopard 2A4 sollen als Ausgangsbasis für diverse Unterstützungsfahrzeuge dienen. Hierzu zählen die neue Gefechtsfeldbrücke, ein neuer Pionierpanzer und weitere, noch genauer zu definierende Umbauten. Jedenfalls sollen alle Familienfahrzeuge aus Gründen der besseren Logistik auf Leopard 2-Basis kommen.
Leopard 2A7 der Bundeswehr (Foto: Bundeswehr)
Bereits zur Ausstattung des A7 gehört das Führungs- und Waffeneinsatzsystem Kampftruppe „IFIS“ (Integriertes Führungs- und Informationssystem), welches den Leopard 2 A7 in den Führungsverbund einbindet. Zur Aufklärung verfügt er über modernste Sichtmittel, insbesondere erhielt der Kommandant das neue Attica-Wärmebildgerät von Airbus DS Optronics für sein Rundumblick-Periskop Peri R17A3. Eine verbesserte digitale Bordverständigungsanlage sowie eine moderne Brandunterdrückungsanlage bilden weitere Merkmale.
Einen wesentlichen Fähigkeitszuwachs stellt zudem die Möglichkeit zum Verschießen der neuen, im Patronenlager programmierbaren Munitionssorte 120 x 570 mm HE Temp DM11 von Rheinmetall dar. Diese kann entweder mit Aufschlagzünder arbeiten – also beispielsweise Breschen schlagen, oder mit programmierbarer Verzögerung Ziele nach Durchschlagen einer Deckung bekämpfen. Ebenso lässt sie sich mit programmierbarem Luftsprengpunkt („Air Burst“) verwenden. Hier detoniert der Gefechtskopf vor und über dem anvisierten Ziel.
Die programmierbare Panzerpatrone DM11 (Foto: Rheinmetall)
Im Rahmen der Modernisierung zum 2A7V behebt die Industrie – darunter KMW als Generalunternehmer, MTU, Renk, Rheinmetall und weitere Unternehmen – an den älteren Baureihen sofern noch notwendig die Obsoleszenzen am Feuerleitrechner und am Rechnerbediengerät, rüstet den neuen augensicheren Laserentfernungsmesser ein und integriert das neue Wärmebildgerät. Weiterhin erhalten die 68 zu modernisierenden Leopard 2A4 die neue Rheinmetall-Waffenanlage des Typs L55A1. Diese Kampfpanzer verfügen dann waffenseitig bereits über die technischen Voraussetzungen, die nächste Generation panzerbrechender Munition im höheren Druckbereich verschießen zu können.
Leopard 2A7 im Gelände (Foto: KMW)
Alle A7V erhalten eine verbesserte Energie- und Kampfraumkühlanlage (EKKA) mit einem Kühlaggregat, welches bei gleicher Leistung und Abmessungen eine ABC-Schutzbelüftungsanlage aufweist. Zudem erhält der Panzer eine weitere Kühlanlage für den Fahrerraum. Die EKKA stellt weiterhin sicher, dass das Waffensystem ohne laufendes Haupttriebwerk voll einsatzfähig bleibt. Ein neues Fahrernachtsichtgerät mit Wärmebildanteil für Vorwärts- und Rückwärtsfahrt steigert wiederum die Nachtkampffähigkeit nochmals. Der Fahrgestellbug erhält ein zusätzliches Schutzmodul. Ebenso lassen sich im Bedarfsfall schnell Zusatzpanzerungselemente für den Rundumschutz montieren. Generalüberholte und modernisierte Motoren, neue Antriebsstränge und ein neues Seitenvorgelege mit neuem Übersetzungsverhältnis erhöhen die Mobilität. Dabei steht insbesondere die schnelle Beschleunigung im Vordergrund, mit der sich im Gelände „schnelle Sprünge“ ermöglichen lassen.
Zwei vorgezogene Serienfahrzeuge auf Basis des A7 machen den Anfang der Modernisierung. Sie werden nach dem Zulauf Ende 2019 die Nachweisführung und die Einsatzprüfung durchlaufen. Als nächste Welle kommen die A7V auf Basis der A6 im Jahr 2020. Daran schließen sich die kampfwertgesteigerten ehemaligen 2A4 an. Den Abschluss bilden die übrigen 18 ehemaligen 2A7er. Auf diese Weise bleiben sie als derzeit modernste Variante möglichst lange in der Truppe.
Trotz des im Vergleich zum A7 nochmals moderneren Rüststandes schöpft die Bundeswehr nicht das gesamte Potential an Verbesserungen aus. Denn weder der Finanzrahmen noch der vorgesehene Zeitplan sollen gefährdet werden. „Mit dem Maßnahmenpaket wird letztlich der Investitionsstau der letzten 15 Jahre abgebaut und der KPz Leopard 2 auf einen soliden und spürbar leistungsgesteigerten Stand gebracht, ohne allerdings wieder den gleichen Vorsprung zu vergleichbaren Systemen zu erhalten, wie seinerzeit bei Einführung in den 1980er Jahren“, so lautet die nüchterne Analyse der zuständigen Abteilung im Amt für Heeresentwicklung. Klar erscheint aber schon jetzt, dass der Leopard2A7V nur ein weiterer Zwischenschritt zu einer völlig neuen Plattform bleibt – dem Main Ground Combat System (MGCS).

Legendärer Leo
Der deutsche Leopard 2 gehört ohne Zweifel zu den Spitzenreitern moderner Kampfpanzer. Im Oktober 1979 offiziell eingeführt, entstanden bisher einschließlich Lizenzbauten rund 3500 Exemplare, davon 2125 „Leos“ für die Bundeswehr. Der größte Teil davon (1800 Stück) lief in München beim Generalunternehmer Krauss-Maffei (heute Krauss-Maffei Wegmann/KMW und Teil des deutsche-französischen Gemeinschaftsunternehmens KNDS) von den Bändern. Darüber hinaus entstand ein weiterer großer Teil der Flotte an der Küste: Die Krupp Maschinenbau Kiel (MaK; heute Rheinmetall Landsysteme) fertigte 977 Leopard 2 vor allem für die Bundeswehr und die niederländischen Streitkräfte. 345 Exemplare entstanden wiederum in schweizerischer Wertarbeit. So rüstete Oerlikon Contraves (die Panzerbausparte gehört heute zum RUAG-Konzern) die eidgenössische Panzertruppe mit dem „Panzer 87“, einer Lizenzversion des Leopard 2, aus.
Der Verfasser auf dem Leopard 2A4 - Reserveoffizierlehrgang im November 1992 in Munster (Foto: JPW)

Derzeit nutzen neben der Bundeswehr noch die Streitkräfte 17 weiterer Nationen den Leopard 2. Neben Deutschland gehören Chile, Dänemark, Finnland, Griechenland, Indonesien, Kanada, Katar, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz, Singapur, Spanien und die Türkei dem Kreis der „Leopard 2-Benutzer (LEOBEN) an. Im Dezember 2018 bestellte zudem Ungarn bei KMW 44 neu gefertigte Leopard 2A7+ und wird sich damit als 19. Mitglied in die LEOBEN-Staaten einreihen.

www.kmweg.de