Zutendaal (ww) Bereits zum zweiten Mal
luden FN Herstal und dessen deutscher Behördenvertreter Teuto-Defence ausgewählte Fachmedien auf den
Schießstand Zutendaal in Belgien ein.
Das Feuereitvisier FN FCU-1.5M im Einsatz. Foto: JPW |
Dabei boten sich praktische Einblicke in das
umfangreiche Handwaffenprogramm des belgischen Traditionsherstellers.
Einweisung der Medienvertreter in die aktuelle Produktpalette. Foto: JPW |
Einen kleinen Eindruck
in bewegten Bildern gibt es bei den Kollegen von K-ISOM.
Der S&T-Blog nutzte
den Event und sah sich zwei Geräte genauer an: Das Minimi 7.62 sowie das
Feuerleitvisier „Fire control Unit (FCU)“. Beide sollen die effektive
Reichweite im infanteristischen Kampf erhöhen.
Doppelt hält besser!
Spätestens ab September
2001 brachte der „Global War on Terror“ mit seinen weiten Schussdistanzen den
Trend zur älteren NATO-Standardpatrone 7,62 x 51 mm zurück. Und bereits im März
2001 schrieb das US Special Operations Command die Beschaffung einer
Ersatzwaffe für das bei den Marine-Spezialkräften benutzte Maschinengewehr M60E4/Mk43
Mod 0 in diesem Kaliber aus. Bei FN erinnerte man sich daher an die Frühphase
der sehr erfolgreichen „Mini Mitrailleuse“ alias „Minimi“. Die 1974 durch
FN-Konstrukteur Ernest Vervier und seine Ingenieure entwickelte Waffe hatte nach
der NATO-Standardisierung der 5,56 x 45-mm-Patrone ab den 1980er Jahren innerhalb
der NATO weite Verbreitung als „Squad Automatic Weapon (SAW)“ gefunden. Insgesamt
zählen heute über 45 Staaten zu den Minimi-Nutzern, 20 davon gehören der NATO
an.
FN Minimi 7.62 im Stehendanschlag. Foto: JPW |
Was aber kaum bekannt
war: Die FN-Tüftler hatten bereits seinerzeit gleich eine „Minimi 7.62“ mit auf
den Weg gebracht – eine kompakte SAW in 7,62 x 51 mm. Die war durch den Kleinkaliber-Hype aber natürlich in einen Dornröschen-Schlaf verfallen. Und zudem bot (und bietet) die Lütticher Waffenschmiede ja nach wie vor das FN MAG als "echtes" Universalmaschinengewehr im älteren NATO-Kaliber an. Jetzt aber brachte FN die Minimi
7.62 noch auf den aktuellen Stand der kleinkalibrigeren
Zwillingsschwester. Das geschah vor allem durch „Picatinny“-Befestigungsschienen,
damit die Waffe optische Visierungen oder Laser-Licht-Module aufnehmen konnte.
Schon zwei Jahre später – 2003 – begann bei FN‘s US-Tochterfirma die Produktion
der vom SOCOM als Mk48 Mod 0 und Mod 1 beschafften Waffe. Australien zog nach
und bezeichnet sie als FN Maximi. Weitere Staaten wie Frankreich oder jüngst Norwegen
schlossen sich an. Dabei gaben sicherlich die weitgehende Teilegleichheit und
die identische Bedienbarkeit zur kleinkalibrigeren Version wesentliche Ausschläge.
Im Gegensatz zur
kleineren Schwester besitzt die Minimi 7.62 keinen
zusätzlichen Magazinschacht, sondern nutzt nur Zerfallgurte. Standardmäßig verfügt sie über ein integriertes
hydraulisches Puffersystem. Dieses sorgt für gleichmäßige Schussfolge und reduziert
den empfundenen Rückstoß. Wie die kleinere Schwester auch, lässt sich die
Minimi 7.62 daher problemlos im Stehendanschlag schießen.
Eine wahlweise feste oder
einschiebbare Schulterstütze sowie ein optional verfügbarer „Triple Rail
(T.R.)“-Handschutz mit integrierten Befestigungsschienen an der 3-, 6- und
9-Uhr-Position gewährleisten zusätzliche Flexibilität für die
Einsatzkonfiguration. FN bietet die Minimi 7.62 auch in einer auf
Bundeswehrbedürfnisse abgestimmten Version an.
Die FN Minimi 7.62 in der für die Bundeswehr vorgeschlagene Version mit T.R.-Vorderschaft, Grip-Pod-Sturmgriff, einschiebbarer Schulterstütze und Zieloptik 4x30. Foto: JPW |
Technische Daten Minimi 7.62
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Minimi 7.62
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Kaliber
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7,62 x 51 mm NATO
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Funktionsprinzip,
Feuerarten
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Zuschießender
Gasdrucklader mit Drehkopfverschluss, Dauerfeuer
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Gesamtlänge
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versionsabhängig 865 mm (Schulterstütze eingeschoben),
1 000 mm (Schulterstütze ausgezogen), 1 015 mm (feste
Schulterstütze)
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Rohrlänge und -gewicht
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502 mm, 2 160 g
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Gewicht
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versionsabhängig 8 200 – 8 600 Gramm
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Kadenz
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700 – 800 Schuss/Minute
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Effektive Reichweite
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1 000 Meter
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„Pilum“ zum „Gladius“
Das Feuerleitvisier „Fire Control
Unit (FCU)“ gehört bereits zur modularen Kampfausstattung „Gladius“ der Bundeswehr.
Sie soll die deutschen Infanteristen der Zukunft dazu befähigen, 40 x 46 mm
Low-Velocity-Granaten punktgenau ins Ziel zu bringen.
Die zum Bundeswehr-Projekt "Gladius" gehörige Variante der FN FCU-1.5M mit G36-Wechselmagazinschacht einschließlich Halterung für Kabelschalter. Foto: JPW |
FN bietet zwei Versionen seiner FCU an, die FCU-1.5 M und
die FCU-850N (siehe Tabelle).
Technische
Daten der FN FCU-Varianten
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FN
FCU 850-N
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FN
FCU-1.5M
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Abmessungen
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155 mm x 87 mm x 76 mm (gesamt)
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155 mm x 87 mm x 76 mm (gesamt)
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Gewicht
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528 g ohne Batterien
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570 g ohne Batterien
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Reichweite
Laserentfernungsmesser
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>900 m
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>900 m
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Messgenauigkeit
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+/- 2 m
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+/- 2 m
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Laserstrahl
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850 nm
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1 550 nm
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Sichtbarer
Laserpointer
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Klasse 3B
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Klasse 1 (Ausbildung) – Klasse 3B (Einsatz)
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Unsichtbarer
Laserpointer
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Klasse 1M
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Klasse 1 (Ausbildung) – Klasse 3B (Einsatz)
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Maximaler
Visierungswinkel
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>40° (>380 m Schussweite)
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>40° (>380 m Schussweite)
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Ballistikrechner
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-
Kann ballistische Eigenschaften von
mehr als 50 verschiedenen Munitionssorten speichern und verarbeiten
-
Berücksichtigt und kompensiert den
Erhöhungswinkel zum Ziel
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Energieversorgung
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Zwei CR123-Batterien
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Beide Geräte lassen sich ähnlich bedienen. Die FN FCU-1.5M,
die die Bundeswehr beschafft, bietet den Vorteil, daß der Laser des Entfernungsmessers
augensicher und nicht detektierbar ist.
Der S&T-Blog konnte die FCU in
Zutendaal auf dem Stand-Alone-Granatwerfermodul aus der SCAR-Waffenfamilie
(Special Operations Command Combat Assault Rifle) erproben.
FN FCU-1.5M auf Stand-Alone-Granatwerfermodul der SCAR-Familie. Foto: JPW |
Dabei fiel die
einfache Handhabung auf: Mittels des Kabel-Tastschalters aktiviert der Schütze
den Laserstrahl, bringt diesen mittels des rot leuchtenden Absehens im
Sichtfenster des Visiers auf das Ziel und lässt den Taster dann los. Das Gerät
zeigt jetzt auf dem kleinen Display die ermittelte Entfernung an. Gleichzeitig
läuft das Absehen auf den neuen Haltepunkt ein. Der Schütze bringt es erneut
auf das Ziel und hält jetzt automatisch die Waffe im erforderlichen
Abschusswinkel. Sollte die Waffe verkantet sein, signalisiert das Absehen dem
Schützen durch Blinken, die Waffe entsprechend neu auszurichten. Nun muss er
nur noch den Abzug betätigen, und die Granate fliegt in Richtung Ziel. Beim S&T-Blog-Testschießen
ließen sich auf diese Weise auf knapp über 100 Meter Entfernung sogar manngroße
Scheiben treffen
Hohe Präzision und einfache
Bedienung sorgen überdies für eine ausgezeichnete
Erstschusstrefferwahrscheinlichkeit. So berichteten FN und Teuto-Defence von
einem Truppenversuchsschießen. Dabei traten
geübte Granatpistolenschützen mit Leitervisier gegen kurz ausgebildete
FCU-Schützen an. Es galt, drei Ziele auf unterschiedliche Distanzen zwischen
100 und 350 Metern zu bekämpfen. Die Leitervisier-Schützen brauchten etwa drei
Minuten und acht Schuss Munition – übrigens die gesamte Kampfbeladung eines Bundeswehr-Granatwerferbedieners
an 40-mm-Patronen. Die FCU-Schützen benötigten in knapp anderthalb Minuten lediglich
drei Granaten. Die FCU ergänzt somit also Wurfspeer „Pilum“ das Kurzschwert
Gladius, die Hauptbewaffnung einstigen römischen Legionäre.
Text: Jan-Phillipp
Weisswange; weitere Informationen in ES&T 1/2013, S. 111-112