Hohe Feuerkraft: Die mehrrollenfähige schultergestützte Unterstützungswaffe Infanterie alias RGW90 oder 1200-Meter-Waffe. Foto: JPW |
Geschäftsführer Dr. Wolfgang Böttger, der Leiter der Geschäftsentwicklung Dr. Herbert Weisshaupt und Thomas Meuter, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitarbeit, informierten hierzu ausführlich die wehrtechnische Fachpresse Mitte Oktober am Standort Burbach-Würgendorf im Westerwald. Um den Umsatz weiter zu steigern, verstärkt DND einerseits sein weltweites Engagement. Andererseits hat man neue Geschäftsfelder identifiziert.
Schultergestützte Mehrzweckwaffen
„Genug Feuerkraft“ betrifft natürlich zunächst die Kernkompetenz des Unternehmens. Diese bleiben die schultergestützten Panzerabwehr- und Mehrzweckwaffen, die nach dem Davis-Kanonenprinzip mit flüssiger Gegenmasse arbeiten. Panzerabwehrhandwaffen wie die beispielsweise durch Verbesserung der verwendeten Sprengstoffe kampfwertgesteigerte Panzerfaust 3 gehören keineswegs zum „alten Eisen“. Verschiedene von DND’s weltweit rund 20 Länderkunden wie etwa Japan, Finnland oder Südkorea sehen durchaus die Notwendigkeit, ihre Streitkräfte in größerem Umfang zur Panzerabwehr aller Truppen zu befähigen. Durch verbesserte Komponenten kann die Panzerfaust 3 inzwischen 1000 mm Panzerstahl (Rolled Homogenous Armour – RHA) durchschlagen, 300 mm mehr als von der Bundeswehr ursprünglich gefordert.
In absehbarer Zeit dürften aber die deutschen Streitkräfte einer der größten DND-Kunden weltweit bleiben. Grund ist die anstehende Erprobung und Beschaffung der Mehrrollenfähigen schultergestützten Unterstützungswaffe Infanterie. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich die Recoiless Grenade Weapon 90mm (RGW 90), die firmenintern in Anspielung auf die Reichweite auch „1200-Meter-Waffe“ heißt.
Die elf Kilo schwere und 990 mm lange RGW90 verfügt über ein leistungsfähiges Feuerleitvisier (FLV) von Cassidian Optronics (demnächst Airbus). Dieses kommuniziert mit der Waffe. Es erkennt die geladene Munitionssorte und kann diese programmieren. Als Patronen stehen neben der DM11-Mehrzweckmunition (wahlweise mit Splitter-, Quetschkopf/High Explosive Squash Head/HESH- und Blast-Funktion) die Plastik-Trainingsmunition (PT, DM13), die Nebelmunition (DM15), die IR-Leuchtmunition (DM16) sowie die Hohlladungs/Mehrzweckmunition (High Explosive Anti Tank/Multi Purpose/HEAT MP DM22) zur Verfügung. Da man aufgrund der hohen Reichweite und der dank des Marschtriebwerks des Geschosses inhärenten ballistischen Stabilität schon hervorragende Ergebnisse erziele, kratze man bereits an den Einsatzfeldern von Lenkflugkörpern, so DND. Ebenso seien neue Munitionstypen etwa für Steilfeuer denkbar.
Unter Schutz nachladbare Waffenstationen
Genug Feuerkraft bietet weiterhin eine fernlenkbare Waffenstation, die Stefan Bader vorstellte.
DND-Waffenstation für zwei Rohrwaffen (hier ist nur ein Rheinmetall RMG.50 eingerüstet) und zwei schultergestützte Waffen. Die Munitionshalterungen befinden sich in Ladeposition. Foto: JPW |
Aktive Schutzsysteme und Brandbekämpfung für Fahrzeuge
Dass sich mit genügend Feuerkraft Gefechtsfahrzeuge vor heutige Bedrohungen wirkungsvoll schützen lassen, führte DND mit Beschussversuchen vor.
Potentielle Bedrohungen auf dem Gefechtsfeld: IED-EFP (Exposively Formed Projectile), Patronen Kaliber 12,7 mm und 14,5 mm sowie das Pfeilprojektil eines 30-mm-Panzerabwehrgeschosses. Foto: JPW |
Die Schutzausstattung von Gefechtsfahrzeugen lässt sich zudem noch durch Dynameco-Brandunterdrückungs- und Feuerlöschanlagen verbessern, die ebenfalls „live“ demonstriert wurden. Die Feuerlöschanlagen schützen bei langsam verlaufenden Brandereignissen, während die Brandunterdrückungsanlagen bei schnell verlaufenden Bränden oder Verpuffungen zum Einsatz kommen. Sie reagieren im Millisekundenbereich und stoßen auf Hexafluor basierende Aerosole aus, um die Flammen zu bekämpfen.
Ausblick
Nicht nur mit seiner zukunftsträchtigen modularen Mehrzweckwaffenfamilie hat sich DND gut aufgestellt. Derzeit strömt mit der Rückverlegung der NATO-Streitkräfte aus Afghanistan eine Vielzahl von Großgeräten zurück in die Heimatländer. Hier bieten sich aufgrund der Einsatzerfahrungen Upgrade-Programme an, für die das Westerwälder Wehrtechnikunternehmen ebenfalls interessante Produkte anbietet.
(Text und Bilder: Jan-P. Weisswange)