Schweizerische weisen ihre deutschen Kameraden in Sofortaktionstechniken ein. Foto: JPW |
In bewährter Weise übernahm das LKA Mecklenburg-Vorpommern die fachliche und inhaltliche Begleitung des von Baltic Shooters federführend durchgeführten kombinierten Fortbildungs- und Wettkampfevents. Auch die grundsätzliche Organisation blieb, d.h. eine Fortbildung in Form von Workshops, der Vergleichswettkampf sowie die begleitende Fachmesse. Wie wichtig Plattformen wie die etablierte Güstrower Veranstaltung – sie stand erneut unter Schirmherrschaft des Ministers für Inneres und Sport Mecklenburg-Vorpommern, Lorenz Caffier – für den nationalen und internationalen Austausch über Taktik, Training sowie Führungs- und Einsatzmittel sind, hatte sich nur wenige Tage zuvor in Bayern gezeigt: Ein Amoklauf in München sowie zwei terroristische Anschläge bei Würzburg und in Ansbach ließen selbst Zweiflern deutlich werden, wie sehr sich das Bedrohungsspektrum erweitert hat. Einige der Teilnehmer des 8. Special Forces Workshops standen selbst noch bei diesen Großlagen wenige Tage zuvor im Einsatz.
Minister Lorenz Caffier bei seiner Ansprache. Foto: JPW |
Daß der Zusammenhalt von Spezialeinheiten Realität ist, zeigte sich ebenso. Im Rahmen der Veranstaltung kamen durch Spenden und eine Tombola 2.500 Euro für den SEV (Selbsthilfeverein nach gravierenden Unfällen) zusammen. Der Verein unterstützt schnell und unbürokratisch die Familien im Dienst getöteter oder schwer verletzter Kolleginnen und Kollegen.
Schwerpunkt Schießen
In den ersten beiden Tagen konnten die Teilnehmer an 14 praktischen Workshops teilnehmen. Schwerpunkt bildeten naturgemäß technische und taktische Schießfortbildungen. Kurse von ZService, Johannes Silbitzer (Glock), Jürgen „Brauni“ Braun (Baltic Shooters, unterstützt von Walther) sowie des Einsatzkommandos Cobra vermittelten Methodik, Didaktik und Techniken mit der Kurzwaffe.
Methodik und Technik. Foto: JPW |
Mike Navab leitete den Kurs „Präzisionsgewehr im Feuerkampf“, den Sako und Steiner mit TRG-Präzisionsgewehren und Zielfernrohren unterstützten.
Sako TRG im Einsatz auf der 300-Meter-Bahn. Foto: JPW |
Bewegungsschießen und dynamische Drills mit der Langwaffe standen auf der Agenda von Christian Breul (Baltic Defense).
Eine Möglichkeit, die Langwaffe bei einer Störung abzulegen. Foto: JPW |
C.G. Haenel CR223 in verschiedenen Varianten für eine deutsche Behörde. Foto: JPW |
Feuer und Bewegung
Die Schweizer Interventionseinheit Skorpion aus Zürich vermittelte ihren deutschen Spezialkräftekollegen Sofortaktionstaktiken bei plötzlich auftretendem Beschuss. Diese Kontaktdrills dienen dazu, gegen eine überraschend auftretende bewaffnete Täterschaft bestehen zu können.
Caliber-Kollege Tino Schmidt behandelte in seinem „Low Light“ Workshop im ETC der Fachhochschule der Polizei das Aufklären von Räumen bei Dunkelheit und schlechten Lichtverhältnissen.
SIG Sauer, Lindnerhof-Taktik, 3M und Schuberth, Rheinmetall sowie Proreta Tactical stellten Waffen sowie Ausrüstung und Trainingsgerät für die Station „Dynamisches Eindringen in Räume mit Lang- und Kurzwaffe“.
Einsatz der Flashbang, Nutzung der neuen Lindnerhof-Hybridlaminat-Plattenträger und der 3M/Schuberth-Helme. Foto: JPW |
Das SIG MCX gibt es inzwischen auch aus deutscher Fertigung. Foto: JPW |
Einsatz des G38 aus einem Fahrzeug heraus. Foto: JPW |
Die Schmeisser M4 PDW, eine neue aus Krefeld! Foto: JPW |
Weitere Workshops
Taktische Notfallmedizin hat in den letzten Jahren auch im polizeilichen Bereich erheblich an Bedeutung gewonnen. Dieses Jahr vermittelten der Notarzt Marco Hofmann, Dr. Uli-Rüdiger Jahn und Andreas Horst den Teilnehmern Einblicke in die erweiterte Erste Hilfe. Zudem stellten sie verschiedene Szenarien, unter anderem einen Massenanfall von Verletzten.
Hier bietet sich der Einsatz des Tourniquets an. Foto: JPW |
In luftiger Höhe! Foto: JPW |
Florian Lahner von der Lahner-Academy unterrichtete in gewohnter Qualität Selbstverteidigungstechniken. Foto: JPW |
Der Spezialist für containerisierte Fitnessstudios, Beaverfit, hat nun auch eine eigene taktische Linie „BeaverSOE“ herausgebracht. Beaverfit-Vertriebspartner Tacwrk aus Berlin stellte den neuen Container vor, an dem sich auch Abseilen oder Door-Breaching-Techniken trainieren lassen. Das führten Benno (Tacwrk) und Florian (5.11) auch gleich mit dem 5.11-Werkzeugsatz vor.
Fortbildung über Führungs- und Einsatzmittel
Im Rahmen weiterer Vorführungen und der begleitendenden Fachmesse konnten sich die Teilnehmer über etliche weitere Führungs- und Einsatzmittel informieren.
MEN demonstrierte die Durchschlagsleistung seiner Munitionssorten 9 x 19 mm Hartkern auf Schutzklasse 1- Westen, Stahlplatten sowie durch Windschutzscheiben.
RUAG wiederum stellte seine reichweitenreduzierte Swiss-P Final SR (Short Range) in .308 und .556 vor. Diese Munitionssorte ist besonders für den Einsatz in urbaner Umgebung gedacht, um Umfeldgefährdungen möglichst zu vermeiden.
B&T war ebenfalls mit seinem Spezialwaffenprogramm vertreten und veranstaltete gemeinsam mit RUAG eine theoretische und praktische Fortbildung zu den Themen Mittelkaliber .300Whisper und Schalldämpfern.
B&T/RUAG Ammotec Workshop - praktischer Teil. Foto: JPW |
Der RMMV Survivor in Polizeiausführung. Foto: JPW |
Beretta Defence und Albert-Arms stellten weitere Waffen vor. Schutzausstattung wie Helme oder Platten waren bei 3M und Schuberth, Busch Protection, Morgan Advanced Materials oder Rheinmetall zu sehen. Kahles, Schmidt&Bender und Steiner waren mit ihren Optiken vertreten.
Schießen mit dem Beretta ARX-160A3. Foto: JPW |
Wettkampf
In Verantwortlichkeit des Spezialeinsatzkommando des LKA Mecklenburg-Vorpommern stand dann der dritte Tag ganz im Zeichen des Wettkampfes. Er stellte den Höhepunkt der Veranstaltung dar. Sechs wie üblich phantasievoll gestaltete „Stages“ hatten die zwei-Mann-Teams bei dem einsatzbezogenen Leistungsvergleich“ zu bewältigen – eine davon in Einzelwertung. Dabei kam es auf Schnelligkeit, Treffsicherheit aber auch taktisches Geschick an. Immer wieder tauchte auf den Stages eine Papierscheibe auf, die einen verdeckten Ermittler darstellte – bei den Teilnehmern aufgrund der Ähnlichkeit zu einem prominenten Ballsportler „Ronaldo“ genannt. Der durfte natürlich nicht bekämpft werden.
Der BeaverSOE-Container von Beaverfit bildete ein zentrales Element der Extra-Challenge. Foto: JPW |
Die traditionelle „Extra Challenge“ verlangte den Wettkämpfern etliche Einzeldisziplinen mit Kurz- und Langwaffe sowie Schrotflinte und Präzisionsgewehr ab – unterbrochen von Hindernissen, Sprints und Seilklettern. Dieses Jahr galt es an einer Station unter anderem, eine Pistole aus einem Wasserbehälter zu fischen und im Anschluss Ziele zu bekämpfen.
In der SE-Gesamtwertung lag Österreich vorne! Es siegte das Team des EKO Cobra vor einer Abordnung der Wiener Spezialeinheit WEGA und zwei Kameraden der Bundeswehr. In der Polizeiwertung war das Siegertreppchen ebenfalls bunt gemischt: Es siegte das Team Luxemburg vor Niederösterreich und der BFE Hessen.
Auch wenn Wettkampfplatzierungen nicht den taktischen Einsatzwert von Einheiten widerspiegeln, sind es doch herausragende und bemerkenswerte Leistungen. Glückwunsch an alle Teilnehmer!
Fazit
Es waren wieder lehrreiche, lohnenswerte und kameradschaftliche Tage in Güstrow – eben ein „klasse Klassentreffen“. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an Frank Thiel, Thomas F. „Fisch“, Lutz Müller und natürlich alle Beteiligten sowie Teilnehmer!
Auf Wiedersehen 2017!
Jan-P. Weisswange