Berlin (ww) Angesichts der immer komplexeren sicherheitspolitischen Herausforderungen bleiben die deutschen Streit- und Sicherheitskräfte auf erstklassiges Personal angewiesen. Wie ernst die Lage diesbezüglich aussieht, bekam der interessierte Bürger in den letzten Tagen gleich dreifach vor Augen geführt: In Köln flog beim Bundesamt für Verfassungsschutz ein per Stellenanzeige rekrutierter ehemaliger Porno-Darsteller als islamistischer Maulwurf auf. Die Bundesministerin der Verteidigung stellte ihre neue Personalgewinnungsstrategie vor, die u. a. die Einstellung von Schulabbrechern in die attraktive Arbeitgeberin Bundeswehr anregt, um deren Personalkörper flexibel atmen zu lassen. Und das doch noch prestigeträchtige Bundeskriminalamt konnte von 120 ausgeschriebenen neuen Kommissaranwärterstellen nur etwas mehr als die Hälfte besetzen, da die Kandidaten – immerhin Abiturienten – reihenweise am deutschen Rechtschreibtest scheiterten.
Bildung und Sicherheitspolitik stehen in engem Zusammenhang. Leider ist vor allem in Deutschland Bildung zu fachidiotischer Schnellqualifizierungsinflation degeneriert, bei der vor allem die gering qualifizierten Mitbürger auf der Strecke bleiben. Denn die sehen sich in der teuer beraten(d)en aber immer weniger produzierenden Wirtschaft kaum besser gestellt als die steigende Zahl der Metöken, die durch staatlich bereitgestelltes Brot und Spiele ruhig gehalten werden. Von daher bleibt auch abzuwarten, inwieweit Rekruten ohne Schulabschluss die Chance der Bundeswehr als Schule der Nation begreifen werden.
Der Bildungsmisere-Bumerang kommt jedenfalls alleine im Bereich der Sicherheitspolitik nun gleich mit doppelter Kraft zurück: Erstens ist das Interesse an Sicherheitspolitik generell relativ gering ausgeprägt – was sich nicht zuletzt an mangelnden Bewerberzahlen für die Streit- und Sicherheitskräfte widerspiegelt. Und zweitens sehen diese sich hierdurch wiederum genötigt, ihre Ansprüche anzupassen – ein Euphemismus für „senken“. So degeneriert selbst der „Kampf um die besten Köpfe“ zum bloßen „Kampf um Kopfzahlen“.
Gerade um wenigstens die im jüngsten Weißbuch vielbeschworene gesamtgesellschaftliche „Resilienz“ zu erreichen (ich plädiere nach wie vor, daß Wehrhaftigkeit der Anspruch sein muss), reicht aber selbst der Kampf um die Kopfzahlen nicht mehr aus. Um die besten Köpfe zu gewinnen, muss der Kampf bereits in den Köpfen beginnen – gefördert von einer wirklichen Bildungspolitik, die dabei hilft, gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge zu erkennen und so ihren Teil dazu beiträgt, den Bürger zu mehr Verantwortungsbereitschaft zu erziehen.
Jan-Phillipp Weisswange