Paris (ww) Die Leser, die meine Beiträge auf Instagram oder Twitter verfolgen (JPW_FIDES) konnten zumindest schon erste Bilder meiner Aufklärungsergebnisse von der Eurosatory 2018 sehen und auch über eine der
Live-Vorführungen des 1RPIMA habe ich schon berichtet (mehr zu den anderen Vorführungen kommt noch). Mit ein paar Tagen zeitlichem Abstand erscheint mir nun eine erste Bewertung der diesjährigen Ausgabe der bedeutendsten europäischen Rüstungsmesse für Landsysteme angemessen.
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Französische Aufklärer im Rahmen der Live-Demonstration (Foto: JPW) |
Als auffälligstes Merkmal erschien mir der französische Führungsanspruch in der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Dieser dehnt sich auch auf die Rüstungspolitik aus.
Der französische Führungsanspruch wird aus meiner Sicht zunächst in einer hierzulande wenig bemerkten Umbenennung deutlich: Seit Mai 2017 firmiert das französische Verteidigungsministerium unter dem neuen und aus meiner Sicht offensiveren Namen „Ministère des Armées“!
Man stelle sich vor, der Bendler-Block würde fortan das „Bundesministerium der Streitkräfte“ beherbergen. Der Zustand der Bundeswehr ließe dann die dafür politisch Verantwortlichen in noch schlechterem Licht erscheinen. Demgegenüber läuft unter Führung des Ministère des Armées derzeit mit dem Programm „Scorpion“ eine bemerkenswerte Modernisierung der französischen Streitmacht - ganz gemäß des Mottos "Morgen wird heute gewonnen".
Sichtbare Beispiele für diese Modernisierung ließen sich nicht nur am Stand des französischen Ministeriums, sondern auch bei dem deutsch-französischen Rüstungskonzern Krauss-Maffei Wegmann Nexter Defense Systems (KNDS) oder Thales besichtigen.
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Spähpanzer Jaguar mit 40mm CTAS-Kanone als Hauptbewaffnung (Foto: JPW) |
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Geschütztes Mehrzweckfahrzeug Griffon (Foto: JPW) |
Der neue Spähpanzer Jaguar oder das gepanzerte Mehrzweckfahrzeug Griffon entstehen bei Nexter. Große Teile der Sensorik, der Vernetzung und der Ausbildungsinfrastruktur stammen von Thales.
Mit dem EMBT (Euro Main Battle Tank) setzte KNDS gleich zu Beginn der Messe ein rüstungspolitisches Signal. Der „Euro-Kampfpanzer“ verbindet ein deutsches Leopard 2A7-Fahrgestell aus dem Hause Krauss-Maffei Wegmann mit dem Turm des von Nexter produzierten französischen Kampfpanzers Leclerc.
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Der Euro Main Battle Tank am Stand von KNDS (Foto: JPW) |
Von einem möglichen Main Ground Combat System – also dem „Kampfpanzer der nächsten Generation“ – war auf der Messe bemerkenswerterweise noch wenig zu sehen.
Das Thema MGCS greift dieser Blog aber noch einmal gesondert auf, da in dieses Vorhaben kurz nach der Messe Bewegung kam.
Doppelt modulares Dickblech
Unabhängig vom MGCS gab es dieses Jahr natürlich neues Dickblech zu sehen. Dabei gehört auch hier Modularität inzwischen zum Standard – und zwar gleich im doppelten Sinne. „Baukastenprinzipe“ erlauben zum einen die Anpassung eines einzelnen Fahrzeugs beispielsweise hinsichtlich der Bewaffnung, zum anderen lassen sich durch neuere Designs sogar die Missionsausstattungen der Fahrzeuge verhältnismäßig schnell verändern. Das macht ganze maßgeschneiderte Fahrzeugflotten möglich, die sich durch hohe Teilegleichheit und damit einfachere Logistik auszeichnen.
Zunächst als ein Beispiel für die modulare Bewaffnung der CV90MKIV.
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Über dem Turm des CV90MKIV erkennt man modulare Wechselmodule mit alternativen Bewaffnungen und Ausstattungen (Foto: JPW) |
An dem Turm lassen sich schnell unterschiedliche Module mit diversen Bewaffnungen oder Startern für Drohnen anbringen.
Ein anderes herausragendes Beispiel für seine Modularität ist der aus Fahr- und Missionsmodul bestehende Boxer von der Artec GmbH, einem Joint Venture von KMW und Rheinmetall. Am Stand von Rheinmetall war der Vorschlag für einen Flak-Boxer zu sehen, ausgestattet mit dem Oerlikon Skyranger-Geschütz. Dieses Projekt zielt u. a. auf die Fähigkeitsdefizite beim Nah- und Nächstbereichsschutz der deutschen Luftverteidigung, die die Bundeswehr nach der Ausphasung des "Gepard" schließen sollte.
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Oerlikon Skyranger-Boxer (Foto. JPW) |
General Dynamics European Land Systems machte anhand zweier Fahrzeuge auf Basis des Schützenpanzers ASCOD ebenfalls den modularen Ansatz auf Grundlage einer „Common Base Platform“ deutlich.
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GDELS ASCOD MMBT (Foto: JPW) |
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GDELS ASCOD IFV30 (Foto: JPW) |
Die Version Medium Main Battle Tank (MMBT) trug einen Oto-Melara-Turm mit 120mm-Waffenanlage, die Variante Infantry Fighting Vehicle 30 einen Elbit-Turm mit 30mm-Maschinenkanone.
Rheinmetalls völlig neu entwickelte mittlere Gefechtsfahrzeugfamilie Lynx KF41 (KF = Kettenfahrzeug) feierte gleich doppelt Premiere. Am Dienstag (12. Juni 2018) stellte das Unternehmen den Lynx KF41 als Schützenpanzer vor.
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Lynx KF41 IFV mit Lance 2.0-Turm und fremdangetriebener 35mm-Maschinenkanone "Wotan 35" (Foto: JPW) |
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Doppelstarter für zwei Eurospike-Panzerabwehrlenkflugkörper, Schnellnebelschutzsystem und RMG762 (Foto: JPW) |
Nach Messeschluss erfolgte der Umbau auf die Führungsvariante Lynx KF41 Command, die am Mittwoch (13. Juni 2018) Debüt hatte. Der Umbau selbst dauerte keine vier Stunden.
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Lynx KF41 Command mit Fieldranger Multi-Waffenstation, RMG50 und davor dem Gladius 2.0 (Foto: JPW) |
Deutlich kleiner fällt die neue Fahrzeugfamilie Mantis der israelischen Firma Carmor aus.
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Camor Mantis (Foto: JPW) |
Auch diese Plattform lässt sich für unterschiedlichste Zwecke anpassen. Die Besatzung findet in einer hochgeschützten Monocoque-Zelle Platz.
Zu den ungeschützten Hinguckern zählte ohne Zweifel das Multi Role Vehicle von Mercedes Benz.
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Mercedes Benz MRV mit Elbit Longview-Aufklärungsausstattung (Foto. JPW) |
Rückkehr der Amphibienfähigkeit?
Im „Kalten Krieg“ spielte das Überwinden von Gewässern noch eine bedeutendere Rolle, als im Zeitalter der Konstabler-Einsätze in der wüsten weiten Welt. Gleichwohl legen einige Streitkräfte aufgrund der geographischen Gegebenheiten ihrer heimatlichen Einsatzumfelder darauf noch heute wert.
Der neu vorgestellte Patria 6x6 weist – wie sein größerer Bruder AMV – einen Wasserantrieb auf.
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Patria 6x6 (Foto. JPW) |
KMW überraschte mit der Konzeptstudie eines geschützten amphibischen Kettenfahrzeugs.
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Bugansicht des KMW APVT... (Foto: JPW) |
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...und die Ausstiegsluke am Heck (Foto: JPW) |
Das "Amphibious Protected Vehicle Tracked (APVT)“ wiegt unter 30 Tonnen, bietet 2 + 8 Mann Besatzung Platz und trägt die fernbedienbare Waffenstation FLW200+, die mit einer 20mm-Maschinenkanone ausgestattet werden kann.
Kamerad Roboter
Unstrittig wird das Thema Robotik auch im Landstreitkräftebereich eine stärkere Rolle spielen.
Die Plattform TheMIS der estnischen Firma MILREM war gleich mit mehreren Bewaffnungsoptionen zu sehen, beispielsweise mit der fernbedienbaren Waffenstation DeFNder von FN Herstal oder als „Optio“ mit der 20mm-Waffenstation von Nexter.
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Der fernbediente Waffenträger MILREM TheMIS mit DeFNder-Waffenstation stoppt in einem Szenario der Industrievorführung einen Angriff auf Flüchtlinge (Foto: JPW) |
Rheinmetall zeigte erstmals sein Mission Master UGV in der Cargo-Variante.
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Der Mission Master Cargo, hier mit Trage für die Verwundetenevakuierung (Foto: JPW) |
Hier sind sowohl Fernbedienung als auch autonome Operation möglich.
Für bewaffnungsfähige Unmanned Air Systems stellte Thales seine gelenkte Präzisionsmunition „Fury“ vor.
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Thales Fury (Foto: JPW) |
Soweit die ersten Eindrücke. Mehr zur Eurosatory 2018 demnächst hier und in den einschlägigen Publikationen.