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Montag, 7. Oktober 2019

Hilti-Style - innovative Schießtechniken dank seitlicher Sturmgriffmontage

Hammelburg (ww) Beim Betrachten des Bundeswehr-Videos über den Vergleich MG5 gegen MG3 fiel mir ungefähr bei der Minute 4:04 eine nach meiner Kenntnis bis dato bei der Bundeswehr noch nicht veröffentlichte Schießtechnik auf. Kern bildet die Montage des Sturmgriffs an der Waffenseite der Nicht-Schusshand. Für diese Schießtechnik gibt es tatsächlich seit dem 11. April 2008 eine griffige (aber bisher weitgehend unbekannte) Bezeichnung, nämlich „Hilti-Style“.
Die Hilti-Style-Schießtechnik mit dem MG5 - Screenshot aus dem Bundeswehr-Video MG5 vs MG3




Aus Spaß wird Ernst
Der Hilti-Style steht für eine innovative Konfiguration moderner Handwaffen und Anbauteile sowie daraus abgeleiteter Schießtechniken. Die Idee des Hilti-Styles entstand – wie so oft – eher zufällig. Einige Bundeswehr-Reservistenkameraden (Namen sind dem Verfasser bekannt, zudem gehörte er selbst zu dieser Runde) diskutierten an jenem 11. April 2008 - zeitnah vor einem DVAg-Schießen - über Sinn und Unsinn von Vordergriffen bei Sturmgewehren. (Ich gebe zu, ich war nie ein Befürworter dieser Bauteile). Dabei wurde gelegentlich die große Ähnlichkeit dieser Anbauteile mit Bohrhammergriffen betont, woraus wiederum die Idee entstand, den Sturmgriff nicht unter den Handschutz, sondern seitlich daran zu montieren. Schnell entstand auch ein Name für diese Konfiguration: „Hilti-Style“- Montage – in Anlehnung an eine berühmte Schlagbohrmaschinenfirma.
Nach anfänglicher Heiterkeit konnte das Team allerdings zahlreiche sinnvolle Aspekte der Hilti-Style-Konfiguration identifizieren und Schießtechniken daraus ableiten. Diese sollen hier zur Diskussion gestellt werden.


Ergonomischer Anschlag
Seit Jahrzehnten werden bei schweren Bohrhämmern die Vordergriffe seitlich montiert. Dies gewährleistet hohe Ergonomie auch bei längeren Arbeiten. Die Hilti-Style-Konfiguration ermöglicht einen stabilen Anschlag in vielen taktischen Situationen. Nachteil: Sie erfordert eine gewisse Umgewöhnung.


Problemloses Auflegen des Vorderschaftes
Mein wesentlicher Kritikpunkt an Sturmgriffen ist mit der Hilti-Style-Konfiguration eliminiert: Sitzt der Sturmgriff nicht unter dem, sondern an der Seite des Handschutzes, lässt  sich die Waffe relativ problemlos und stabil auflegen. Lagebedingtes schnelles präzises Einzelfeuer aus einer Deckung heraus ist damit einfacher möglich.


Schnelle Transition von Lang- auf Kurzwaffe
Da die schussschwache Hand den Vordergriff umfasst, lässt sich damit auch die Langwaffe besser und schneller aus dem Weg bringen. Das wiederum erleichtert und beschleunigt die Transition auf die Kurzwaffe.

Vorteil für AK- und SIG-Systeme
Für Rechtshänder ergibt sich aus der Hilti-Style-Konfiguration ein weiterer Vorteil in bezug auf AK- und SIG-Systeme. Diese haben den Durchladehebel auf der rechten Waffenseite angebracht. Da beim Hilti-Style der linke Arm am Vordergriff bleibt, können die Fertigladetechniken mit der rechten Hand durchgeführt werden, wobei die Waffe im Ziel bleibt. Auch beim G36 lässt sich diese Technik anwenden, da dessen Durchladehebel beidseitig bedienbar ist. Ich gebe aber zu, daß ich Anhänger der Dogmatik bleibe, die schussstarke Hand während der Waffenmanipulationen am Griffstück zu behalten.


Fazit
Der „Hilti-Style“ mag auf den ersten Blick erheiternd erscheinen. Bei genauerer Betrachtung ergeben sich allerdings zahlreiche Vorteile. Die wesentliche Herausforderung ist ein intensives Training. Inwieweit sie sich in der Praxis bewähren wird, müssen weitere Tests zeigen. Eines steht jetzt schon fest: Setzt sich der „Hilti-Style“ durch, könnte dies die taktische Schießausbildung ergänzen.


Jan-Phillipp Weisswange