Die neue Türöffnungsmunition Rheinmetall HEBE im scharfen Schuss. (Foto: JPW) |
Die hochkarätigen Schießfortbildungen an den ersten beiden Tagen und der abschließende Wettkampftag bieten hervorragende Möglichkeiten, sich auszutauschen. „Von dem Workshop profitieren nicht nur die Schießausbilder unserer Spezialeinheiten“, so Thomas Krense, der amtierende Leiter des LKAs. „Ebenso wirkt sich diese Veranstaltung auf die Regeldienstkräfte aus, die beispielsweise über Multiplikatorenausbildungen für neue Gefahren sensibilisiert werden und taktische Verhaltensweisen an die Hand gegeben werden.“
Beschussversuch mit 7,62 x 39 mm (Foto: JPW) |
Die Industrie nutzt bereits seit geraumer Zeit das Forum im hohen Norden, um über neue Produkte zu informieren – und die Meinung der Anwender zu hören, die dann wiederum in Weiter- und Neuentwicklungen einfließen.
Beschuss zu Beginn
Verschiedene Beschussvorführungen leiteten die Workshop-Phase ein. Der Helmhersteller Busch-Protection stellte zwei seiner Produkte bereit: Ein ballistisches Visier in der Schutzstufe VPAM 3 hielt dem Beschuss mit einer Neun-Para aus ca. 5 Metern Entfernung stand. Ein weiterer VPAM-3-Aramidhelm mit einer aufgesetzten Polyethylen-Stirnpanzerung in VPAM 6 wiederum ließ sich selbst wiederholt mit 7,62 x 39mm auf die gleiche Entfernung nicht durchdringen.
Beschusstest der Busch-Protection-Helme (Foto: JPW) |
Frank Thiel rief nochmals die Erkenntnisse aus den „Car-Shooting“-Ausbildungen in Erinnerung – und dass der Bereich hinter der Hinterachse tendenziell eine sehr gute Deckung biete. So gab es auf einer in dieser Position befestigten Zielscheibe trotz gut zweihundert abgegebener Schüsse aus Lang- und Kurzwaffen gerade mal einen Wirkungstreffer. Quintessenz: Ballistische Schutzausstattung hilft. Sie darf aber nicht dazu verleiten, sich nicht mehr taktisch zu bewegen und vorhandene Deckungen nicht zu nutzen.
Neues und Altes
Rheinmetall zeigte die in Entwicklung befindliche 40mm-Patrone „High Explosive Blast Enhanced (HEBE)“. Die Munition verfügt über einen Abstands-Aufschlagzünder, der das Geschoss noch vor der Tür zur Detonation bringt. Auf diese Weise lassen sich auch stärkere Türen aus Distanz öffnen. Weiterhin stellte das Unternehmen sein Schnellnebelschutzsystem „Rosy“ vor, welches in Sekundenschnelle die Sichtlinie zwischen Angreifer und eigener Stellung unterbricht – das macht es beispielsweise für Personenschutzaufgaben interessant.
Der Sonderwagen RMMV Survivor R gehörte auch dieses Jahr wieder zum ausgestellten Großgerät. (Foto: JPW) |
RUAG Ammotec, Albert Arms und Kahles demonstrierten die Leistung eines schallgedämpftem Präzisionsgewehrsystems im Kaliber .338 Lapua Magnum mit diversen Munitionssorten. So nahm der Schalldämpfer schon ordentlich etwas vom Mündungsknall regulärer 338er Swiss-P-Laborierungen weg.
Schallgedämpfte ALR338 (Foto: JPW) |
Firmenchef Anton Albert hielt zudem noch eine waffentechnische Kuriosität parat, nämlich die Pistole PSM im Kaliber 5,45 x 18mm.
PSM im Kaliber 5,45 x 18mm. (Foto: JPW) |
SIG MCX, oben schallgedämpft; unten mit 9"-Rohr in .300BLK als MP5-große Mitteldistanzwaffe (Foto: JPW)
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Robinson Armament XCR-1 (Foto: JPW) |
Erstmals am Start
„Acht Mal haben wir geschwänzt, jetzt wurde es Zeit“, so drückte es ein HK-Mitarbeiter augenzwinkernd aus: Der Oberndorfer Waffenbauer war dieses Jahr erstmals mit einem eigenen Auftritt am Start. Hierzu gehörte ein Workshop mit Wettkampfcharakter, bei dem die Teilnehmer das Gewehr HK416A5 und der Pistole SFP9 kennenlernten. Gemeinsam mit Schmidt&Bender stand zudem der taktische Einsatz des Zielfernrohrs auf Nah- und Mitteldistanz auf dem Programm. Hierfür stellte Schmidt&Bender das neue Zielfernrohr 1-8x24 PM II Short Dot Dual CC bereit.
Der ZF-Experte Harald Weiss: „Bei dem Glas befindet sich das Absehen auf der ersten und der Rotpunkt auf der zweiten Bildebene, weshalb er bei höheren Vergrößerungen seine Ausmaße beibehält.“
Darüber hinaus ließ sich - wie berichtet - erstmals ein näherer Blick auf das neue Sturmgewehr HK433 werfen.
HK433 (Foto: JPW) |
Volles Spektrum
Wie gewohnt, zeichneten sich alle 15 Workshops durch hohen Praxisbezug und Dynamik aus. Das Spektrum umfasste Fortbildungen vom Kampf im Nah- und Nächstbereich bis hin zum Präzisionsschützeneinsatz auf mehrere hundert Meter. Florian Lahner (Lahner-Akademie) vermittelte Techniken für den waffenlosen und bewaffneten Einsatz auf kürzeste Distanzen.
Florian Lahner (M.) unterweist polnische Kameraden (Foto: JPW) |
Walther und Jürgen „Brauni“ Braun von den Baltic Shooters sowie Glock und Johann Silbitzer nahmen sich dem Thema Kurzwaffen-Schießtechniken an. ZService führte in Kooperation mit RUAG Ammotec einen Kurs für Instinktives Schießen durch. Dafür stellte RUAG die neue Pistole Arsenal Stryk B bereit und bat die Teilnehmer zugleich um Feedback für die weitere Entwicklung der Waffe.
Die Arsenal Stryk B im scharfen Schuss (oben). (Fotos: JPW) |
Workshop Einsatzflinte (Foto: JPW) |
Rosi (r.) und Thorben von DBHR weisen in den Gebrauch des über BSST vertriebenen Universal Shield ein. (Foto: JPW) |
Die MEN 5,56 x 45 LFI schont Indoor-Schießstände im Vergleich zur Einsatzmunition (Löcher rechts) deutlich. (Foto: JPW) |
Rosi wies zudem in den Gebrauch von Zielfernrohren auf Präzisionsschützengewehren ein. Albert Arms boten einen Workshop „halbautomatisches Präzisionsgewehr im Feuerkampf“ an, und der erstmals teilnehmende österreichische Waffenbauer Ritter & Stark stellte bei einem weiteren Langdistanz-Workshop sein modulares taktisches Präzisionsgewehr SX-1 vor.
Ritter&Stark-Workshop mit SX-1 (Foto: JPW) |
Phalanx-Shield und MP5 (Foto: JPW) |
Die Vielseitigkeit der Veranstaltung untermauerten nicht zuletzt zwei weitere Kursangebote. So widmeten sich Marco Hoffmann, Uli-Ruediger Jahn und Andreas Horst dem Thema taktische Notfallmedizin. Und hoch hinaus ging es beim Workshop „Abseiltechniken und Schusswaffen“.
Abseiltechniken mit Schusswaffen (Foto: JPW) |
Hochdynamische Lagen
SIG Sauer und Ultimate Training Munition (UTM) versetzten an ihrer Station die Teilnehmer in die Lage, mit Kurz- und Langwaffen in unübersichtlichen Situationen agieren zu müssen. Bei den „Force on Force“-Szenarien standen Vorgehen in Gebäuden und an einem Bus auf dem Programm. Dabei nutzten Teams und Darsteller UTM-Farbmarkierungsmunition.
SIG/UTM-Workshop (Foto: JPW) |
Keine Bewegung ohne Feuerschutz! (Foto: JPW) |
Schmeisser M4 mit Glasbrecher-Mündungsfeuerdämpfer und teleskopierbarer Schulterstütze. (Foto: JPW) |
Wettkampf
Der einsatzbezogene Leistungsvergleich bildete wie üblich den krönenden Abschluss der Veranstaltung. Wie gewohnt stand er unter Verantwortung des SEK des LKA Mecklenburg-Vorpommern. Die Zwei-Mann-Teams hatten sieben phantasievoll gestaltete Stages zu bewältigen. Dabei kam es auf Schnelligkeit, Treffsicherheit aber auch taktisches Geschick an.
Bei der traditionellen „Extra Challenge“ – dieses Jahr durch Busch Protection und Beretta unterstützt – mussten die Wettkämpfer auf einem Parcours unterschiedliche Entfernungen Ziele mit Selbstladegewehr, Maschinenpistole und Pistole treffen. Natürlich sorgten dabei diverse Hindernisse für erschwerende Abwechslung.
Start in die Extra-Challenge (Foto: JPW) |
Ein großes Dankeschön an dieser Stelle geht natürlich wieder an Frank Thiel, Thomas F. „Fisch“, Lutz Müller und alle Beteiligten sowie Teilnehmer! Auf Wiedersehen 2018 zum zehnjährigen Jubiläum!
Jan-P. Weisswange