Hollywood/Bad Homburg (ww) Kathryn Bigelows neuestes Epos
"Zero Dark Thirty" zeichnet die Jagd auf Usama bin Ladin nach. Der Filmtitel bezieht sich dabei auf den Beginn des Angriffs auf das Versteck "Geronimos" im pakistanischen Abottabad: Halb ein Uhr morgens.
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Zero Dark Thirty: Zugriff um 020030Emay11 in Abottabad. Foto: Universal Pictures Germany |
Und tatsächlich begann die Operation um 020030Emay11 – für unsere zivilen Leser: am 2. Mai 2011 um 00:30 Uhr Pakistan Standard Time. Die liegt fünf Stunden der koordinierten Weltzeit voraus (UCT+5) und damit in der NATO-Zeitzone „Echo“, abgekürzt E.
Gut - man weiss ja, wie der Einsatz endete und damit ist das Filmfinale absehbar. Aber um so mehr interessierte es mich, wie meine Lieblingsregisseurin ("Point Break - gefährliche Brandung" zählt bis heute zu meinen Lieblingsfilmen) den Stoff in ihrem immerhin über zweieinhalb Stunden langen Machwerk umsetzte.
Hauptprotagonistin in „Zero Dark Thirty“ ist die CIA-Analystin Maya. Jessica Chastain mimt Maya meisterhaft als eine jener in den letzten Jahren zunehmend in Wissenschaft, Presse, Streitkräften und Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben auftretenden "Perlhühner mit persönlichem Schwerpunkt Sicherheitspolitik" – hübsch anzuschauen, daher oft unterschätzt, aber intelligent, fleißig und fanatisch.
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Perlhuhn mit Pilotenbrille: Jessica Chastain als CIA-Agentin Maya. Foto: Universal Pictures Germany |
Strebsam, stur und sehr verbissen lässt Maya ihr Privatleben auf der Strecke und setzt sich selbst gegen uneinsichtige oder untätige Vorgesetzte durch, um ihr Ziel, Usama bin Ladin zur Strecke zu bringen, zu vollenden.
Sehr gut nehmen sich Kathryn Bigelow und ihre Mitstreiter - allen voran Drehbuchautor Mark Boal - aus meiner Sicht den unterschiedlichen Arbeitsweisen von Geheimdiensten an. So zeigen sie klar (und zutreffend), daß der Erkenntnisgewinn aus folternden Verhörmethoden einschließlich Waterboarding recht gering ist. Und auch der Einsatz eines Doppelagenten erweist sich als Fehlschlag - er führt sogar zu einem der blutigsten Tage für die CIA: Bei einem konspirativen Treffen in dem CIA-Stützpunkt FOB Chapman in Afghanistan sprengt sich der vermeintliche Verbündete am 30. Dezember 2009 in die Luft. Dabei reißt er fünf zum Teil hochrangige US-Agentinnen und Agenten, zwei US-Sicherheitsleute, einen jordanischen Agenten und den afghanischen Sicherheitschef der Basis mit in den Tod.
Was schließlich zum Erfolg führt, sind nüchterne Analyse, Auswertung und Aktenfresserei.
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Analystin beim Aktenfressen – Maya an ihrem Arbeitsplatz. Foto: Universal Pictures Germany |
So schlummerte der entscheidende Hinweis auf die Personalie eines Kuriers, der letztlich zum Versteck Usama bin Ladins führt, jahrelang in den hauseigenen Archiven der Agency, bis sie eine andere Jungakademikerin der bürokratischen Behörde wiederentdeckt und ihrem Vorbild Maya übergibt. Unter Schwierigkeiten gelingt es letztlich, den Kurier zu identifizieren, auszuspähen und das Versteck Usama bin Ladins in Abottabad zu entdecken. Noch viel zäher sind allerdings Vorgesetzte und politische Führung davon zu überzeugen, daß es sich bei dem Bauwerk um das Versteck des meistgesuchten Terroristen handelt.
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In der CIA-Operationszentrale kurz vor Einsatzbeginn. Foto: Universal Pictures Germany |
Das ganze läuft dann auf die rund halbstündige Zugriffsoperation heraus, die freilich "Männersache" ist. Maya sieht diese Aktion allerdings als zweitbeste Lösung, wie sie bei einem vorbereitenden Treffen vor den Stealth-Hubschraubern in der Area 51 (!) dem Teamleiter entgegenwirft: "Ich stehe nicht auf diese Ausrüstungs- und Kautabak-Sch... - ich hätte eine Bombe geworfen."
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Einsatzvorbereitungen. Gut gepatcht ist halb gewonnen. Der S&T-Blog-Patch befand sich übrigens zum Zeitpunkt der Dreharbeiten noch in der konzeptionellen Phase. Foto: Universal Pictures Germany |
Dann wären wir aber nie in den Genuss der sehr anschaulich und (von der Überpatchung der Protagonisten mal abgesehen) detailliert dargestellten Zugriffsaktion gekommen. Sie läuft sehr professionell und wenig hektisch ab. Und auch wenn das Ende vorhersehbar ist, fiebert man regelrecht mit.
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Zugriff! Foto: Universal Pictures Germany |
Fazit: Ein gut gemachter und auf jeden Fall sehenswerter Film!
Jan-Phillipp Weisswange