In einer gemeinsamen Projektgruppe haben der Fachbereich Luft- und Raumfahrttechnik der FH Aachen und die Sinn Spezialuhren GmbH einen technischen Standard für Fliegeruhren (TeStaF) entwickelt.
Mit dem TeStaF sollen Uhren zertifiziert werden, die den enormen Belastungen während des Fliegens standhalten und die die funktionalen Anforderungen von Piloten erfüllen. Um die hohen Anforderungen – die Nettozeit der Tests beträgt 38 Stunden – zu erfüllen, müssen die Zeitmesser nicht nur eindeutig und sekundengenau, sondern auch bei Nacht ablesbar sein. Weiterhin müssen sie gegen Stöße und Vibrationen unempfindlich sein, das Eindringen von Wasser oder Kerosin verhindern und einem raschen Temperaturwechsel sowie Veränderungen des Umgebungsdrucks bis 0,044 bar standhalten können – das entspricht einer Flughöhe von etwa 21 300 Metern. Schließlich dürfen sie die Avionik und die Sicherheit des Fluggerätes nicht beeinträchtigen. Erfüllen die Uhren alle Tests, erhalten sie ein Zertifikat für einen festgelegten Seriennummernkreis und das Qualitätssiegel „TeStaF“ auf dem Ziffernblatt und dem Gehäuse. Der TeStaF ist als wissenschaftliche Publikation der FH Aachen in Deutsch und Englisch als kostenloser Download unter www.testaf.org verfügbar. Über das Aachen Institute of Applied Sciences e.V. (AcIAS) bietet die FH Aachen allen Uhrenherstellern die Prüfung und Zertifizierung von Fliegeruhren gemäß den Anforderungen des TeStaF an.
Mitten in Frankfurt-Rödelheim befindet sich die Firmenzentrale der Sinn Spezialuhren zu Frankfurt a. M. Foto. Dr. Jan-P. Weisswange |
In der FH Aachen wurde ein idealer Partner für das Projekt gefunden. Im Rahmen des gemeinsamen Forschungsprojektes wurden am Fachbereich Luft- und Raumfahrttechnik umfangreiche Experimente und Messungen in Labors, Flugzeugen und Hubschraubern durchgeführt, bestehende uhren- und luftfahrtspezifische Vorschriften auf ihre Anwendbarkeit auf den TeStaF geprüft sowie Piloten verschiedener Fluggeräteklassen zu den funktionalen und praktischen Anforderungen befragt. „Da, wo es in der Luftfahrt bereits eine Norm gibt, wurde geprüft, ob und wie sie in den TeStaF aufgenommen werden kann“, erläutert Prof. Dr. Frank Janser, der Leiter der gemeinsamen Projektgruppe. „In den Bereichen, in denen es noch keine Norm gibt, haben wir dann eigene Anforderungen entwickelt.“ Praktisch erprobt wurden die theoretischen Erkenntnisse im Rahmen eines Prototypen-Tests in Hitze, Kälte und großer Höhe durch den Cheftestpiloten Volker Bau unter Leitung von Antoine Van Gent, dem Manager der Testflüge bei Eurocopter. (ww)