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Dienstag, 5. Mai 2020

Who dares wins - 40 Jahre SAS-Operation Nimrod in Princes Gate, London

London (ww) Heute vor 40 Jahren, am 5. Mai 1980, beendeten britische SAS-Spezialkräfte eine tagelange Geiselnahme in der iranischen Botschaft London. Die Operation Nimrod dauerte rund 17 Minuten und wurde durch etwa 50 Angehörige der B Squadron 22nd SAS Regiment durchgeführt.

Angehörige des Blue Team bei der Annäherung über die Balkone der Vorderseite (Foto: Archiv)
Während der Operation wurden 19 von 20 Geiseln gerettet. Eine Geisel wurde von Terroristen erschossen, zwei weitere wurden verletzt. Auch fünf der der sechs Geiselnehmer wurden getötet, ein SAS-Truppführer wurde verwundet. Die erfolgreiche Operation Nimrod erlangte weltweit Berühmtheit - nicht zuletzt da sie von zahlreichen Medien live dokumentiert wurde und sich somit vor den Augen der Weltöffentlichkeit abspielte. 
Die Geiselnahme in London South Kensington hatte am 30. April begonnen. Sechs Terroristen einer separatistischen iranischen Bewegung namens "Demokratisch-revolutionäre Front für die Befreiung Arabistans" waren gegen 11.30 Uhr Ortszeit in die Botschaft eingedrungen.

Princes Gate SW7 (Aufnahme aus 2017)...
Die Vorderseite der iranischen Botschaft (Aufnahme aus 2017, JPW)

Dabei hatten die mit Pistolen, Maschinenpistolen und Handgranaten bewaffneten Männer den zum Schutz der Vertretung eingeteilten Polizeibeamten Trevor Lock überwältigt. Insgesamt nahmen sie 26 Personen als Geiseln.
In den folgenden Tagen zogen sich die Verhandlungen zur Beendigung der Botschaftsbesetzung hin. Immerhin gelang es den Verhandlern der Metropolitan Police, die Freilassung von fünf Geiseln zu erreichen. Parallel dazu bereitete sich die B Squadron auf einen möglichen Einsatz vor. Zur Einsatzplanung wurde unter anderem ein Kartonmodell des Botschaftsgebäudes erstellt.
Das Modell der Botschaft aus Karton (Foto: JPW)
Die Lage spitzte sich am sechsten Tag der Besetzung zu, als das angesichts mangelnder Verhandlungserfolge zunehmend nervösere Terroristenkommando den Pressesprecher der Botschaft, Abbas Lavasani, erschoss. Das Special Air Sevice Regiment wurde damit beauftragt, sich zum Sturm auf die Botschaft vorzubereiten. Die hierzu vorgesehenen Kräfte gingen um etwa 17.00 in ihre Bereitschaftsstellungen. Um 19.07 Uhr ging das Kommando vor Ort von der Polizei auf das Militär über. Um 19:23 begann die Operation Nimrod.
Zwei taktische Elemente, Red Team („Romeo“) und Blue Team (“Bravo“), waren zum Sturm auf die Botschaft vorgesehen. Vom Dach aus sollte ein Ablenkungstrupp das Oberlicht sprengen und das Red Team die oberen Teile des Gebäudes nehmen, während sich das Blue Team auf Erdgeschoss, Keller und ersten Stock konzentrieren sollte.

Blick aus den Princes Gardens auf die Rückseite der Gebäude, die iranische Botschaft ist rechts zu erkennen.
(Aufnahme aus 2017, JPW)
Beide Elemente würden sich dann im ersten Stock treffen. Insgesamt sollten 30 – 35 Mann in die Botschaft eindringen. Dazu kamen weitere Deckungstrupps (mit Tränengas- und Rauchkörpern) an Gebäudefront und Rückseite, Scharfschützen, eine Aufnahmegruppe für die Geiseln an der Rückseite des Gebäudes, das Führungselement und Reserven.
Auf das Codewort „London Bridge“ seilten sich mehrere Trupps des Red Teams vom Dach der Botschaft ab und drangen über die Hinterseite des Gebäudes in die oberen Stockwerke ein. Dabei verfing sich der Gruppenführer in den Seilen und erlitt schwere Brandverletzungen, da die Gardinen im Gebäude durch Tränengasgranaten Feuer gefangen hatten. Er konnte durch eine zweite Welle aus seiner mißlichen Lage befreit werden und setzte kämpfte weiter.
Red Team auf dem Balkon auf der Rückseite des Gebäudes beim Eindringen in den zweiten Stock (Foto: Archiv)
Das Blue Team drang an der Gebäudevorderseite nach Zugangssprengung (wobei sich die Sprengmittelmenge nach der bewährten Formel „P für Plenty“ richtete ) über die Balkone der Nachbargebäude in den ersten Stock ein. Zeitgleich nahmen weitere Bravo-Trupps Erdgeschoss und Keller der Botschaft über die Hinterseite des Gebäudes.
Angehörige des Blue Team dringen über das Erdgeschoss auf der Gebäuderückseite in die Botschaft ein (Foto: Archiv)
Im Inneren hatte Police Constable Trevor Lock bei Angriffsbeginn seinerseits einen Terroristen niedergerungen, um ihn an Gegenwehr zu hindern. Lock war es gelungen, seinen 38er Revolver während der gesamten Zeit vor den Geiselnehmern verborgen zu halten. Der niedergerungene Terrorist wurde von eindringenden SAS-Kräften eliminiert.
Während der Befreiungsoperation feuerte einer der Terroristen auf die Geiseln. Dabei kam der Botschaftsangehörige Ali Akbar Samadzadeh ums Leben, zwei weitere Geiseln wurden verletzt. Die SAS-Sturmtrupps erschossen bei ihrem Angriff insgesamt fünf Terroristen, unter anderem einen, der sich mit einer Handgranate unter die zu Evakuierenden gemischt hatte.
Teile der Counter-Terror-Ausstattung, wie sie bei Operation Nimrod genutzt wurde (rechts im Schaukasten). Primärwaffe der Einsatzkräfte in der Botschaft war die Heckler&Koch MP5, Sekundärwaffe die FN Browning High Power (Foto: JPW)
Alle befreiten Geiseln wurden über die Hinterseite des Gebäudes in den Garten geleitet, fixiert und identifiziert. Im Garten konnte auch der sechste Terrorist festgenommen werden, der sich unter den Geiseln versteckt hatte.
Bis heute gehört die Operation Nimrod zu den am meisten beachteten Waffentaten gegen den internationalen Terrorismus. Who Dares Wins!