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Dienstag, 18. Juni 2019

F125 BADEN WÜRTTEMBERG in Dienst gestellt

Wilhelmshaven (ww) Gestern sprachen wir über eine neue Gefechtssystemgeneration in der Luft (FCAS), heute geht es auf See: Zum 150 Stadtjubiläum des Heimathafens Wilhelmshaven hat die Deutsche Marine am Montag, den 17. Juni 2019 ihre erste von insgesamt vier Fregatten der Klasse F125 in Dienst gestellt. Die F222 BADEN WÜRTTEMBERG ist das Typ-Schiff der neuen Klasse und zugleich das modernste Schiff der Fahrenden Flotte – auch wenn es aufgrund technischer Schwierigkeiten mit Verspätung kam.
Die F222 BADEN WÜRTTEMBERG, Typschiff der Fregatte 125er-Klasse (Foto: Bundeswehr)

Mit der F125 beginnt zweifellos eine neue Ära in der Deutschen Marine. So wird die BADEN WÜRTTEMBERG die erste Fregatte sein, die mit einem Mehrbesatzungskonzept betrieben wird, statt eine feste Besatzung an Bord zu haben. Acht Crews – Alpha bis Hotel -  können sich im Einsatz ablösen, da die F125 dank hochmoderner und dennoch robuster Technik eine Intensivnutzung mit bis zu zwei Jahren Stehzeit im Einsatzgebiet ohne planmäßigen Werftaufenthalt erlaubt. Dank des hohen Automatisierungsgrads können die Schiffe zudem mit einer Besatzungsstärke von nur 120 Männern und Frauen zur See fahren. Zum Vergleich: die „älteren“ Fregatten der Deutschen Marine benötigen noch fast doppelt so viel an Besatzung. Zusätzlich zur Stammbesatzung können bis zu 70 weitere Personen eingeschifft werden.
Die F125 ist 149,60 Meter lang, 18,80 Meter breit und hat einen Tiefgang von 5,40 Metern. Ihre Einsatzverdrängung liegt bei 7.100 Tonnen. Mit ihrem CODLAG-Antrieb (Combined Diesel eLectric And Gasturbine) erreicht sie eine Geschwindigkeit von über 26 Knoten.
Zur Bewaffnung gehören ein 127-mm Marinegeschütz zur Seeziel- und Landbekämpfung, auch im Verbund mit dem Heer, zwei automatisierte 27-mm Marineleichtgeschütze (MLG), fünf automatisierte 12,7-mm Maschinengewehre, zwei Vierfachstartgeräte für Flugkörper Harpoon, zwei  Nahbereichflugabwehrsysteme RAM, vier Täuschkörperwurfanlagen (MASS) sowie diverse Handwaffen und Maschinengewehre.
Das 127mm-Geschütz von Oto Melara, an der Back- und Steuerbordseite sind zwei MLG27 erkennbar (Foto: Bundeswehr)

Mit den Fregatten der Klasse 125 gewinnt die Marine die Fähigkeiten zur weitreichenden taktischen Feuerunterstützung von Heereskräften an Land sowie zur Abwehr asymmetrischer Bedrohungen. Ein neuartiges Sensor-Waffen-Konzept bietet dem Schiff flexible Handlungsoptionen. Dabei ist die Waffenwirkung von leichten Handwaffen bis zum Geschützturm mit 127 mm und Flugkörpern zur See-und Luftzielbekämpfung abgestuft. Fast alle Waffen an Bord sind ferngesteuert, sodass sich der Schütze bei Beschuss keiner unmittelbaren Gefahr aussetzt. Hinzu kommen automatisierte Überwachungssysteme für die Systeme an Bord sowie für den unmittelbaren Umkreis des Schiffes auf Reede und im Hafen.
Mit den vier rund zehn Meter langen BUSTER-Festrumpf-Schnellbooten (Besatzung: 3 + 12) und den zwei Sea-Lynx-Bordhubschraubern verfügt jede Fregatte neben einer erweiterten Aufklärungs- und Waffenreichweite über umfassende Verbringungsmittel, um eigene Spezial- bzw. spezialisierte Kräfte zur Rettung und Evakuierung, zur bewaffneten Rückführung sowie zu Operationen gegen gegnerische Kräfte einsetzen zu können.
Die BUSTER-Festrumpfboote können bis zu 15 Personen transportieren, haben hohe Reichweiten und lassen sich vielseitig einsetzen (Foto: Kim Brakensiek/Bundeswehr)
Mit den eingeschifften Marinehubschraubern sind sie zudem in der Lage, in einen modernen U-Jagd-Verbund eingebunden zu werden. Das erscheint bemerkenswert, da eigene U-Jagd-Fähigkeiten offenbar nicht so stark ausgeprägt sind – man fühlt sich an die Heeresflugabwehrtruppe erinnert. Durch ihre großzügigen Einschiffungskapazitäten – wie erwähnt 70 Mann – eignen sich die Schiffe wiederum gut zur Verbandsführung. Mehr Komfort gibt es für die Wechselbesatzungen: Die Marine setzt mit den Kammern für die Besatzung neue Maßstäbe. Jede Kammer ist eigens mit einer angrenzenden Nasszelle ausgestattet und verfügt über eine Internetverbindung, die es den Seeleuten ermöglicht, auch während längerer Abwesenheiten mit ihren Angehörigen in Verbindung zu bleiben.
„Die Freude ist sehr groß, allen voran bei den Erstbesatzungen. Sie haben in den letzten Jahren enorm viel Energie und Arbeit aufgewendet, um diese neue Schiffsklasse in Fahrt zu bringen. Sie haben dabei sehr wertvolle und tiefgehende Expertise für die Flotte aufgebaut. Es freut mich persönlich für diese Männer und Frauen, dass sie nun endlich die Früchte ihrer Arbeit ernten können und die erste Einheit in den Dienst der Flotte bringen“, so Flottillenadmiral Ralf Kuchler.
In Anwesenheit der aus Paris angereisten Bundesministerin der Verteidigung stellte der  Kommandant der Besatzung F125 Alpha, Fregattenkapitän Markus Venker, das Schiff in Dienst.
„Am heutigen Tage läuten wir mit der Indienststellung der Fregatte BADEN WÜRTTEMBERG eine neue Ära in der Deutschen Marine ein. Für meine Besatzung und mich ist es ein ganz besonderer Tag und wir freuen uns, die Indienststellung stellvertretend für alle Besatzungen durchzuführen zu können. In der Vergangenheit haben vor allem die motivierten Besatzungen, das 4. Fregattengeschwader, die ARGE, das BAAINBw sowie unzählige weitere helfende Hände in enger Zusammenarbeit viele Hürden gemeistert und somit dafür gesorgt, daß die erste Fregatte F125 heute an die fahrende Flotte übergeben werden kann“, so Fregattenkapitän Markus Venker.
Der Tag der Indienststellung fällt nicht zufällig genau auf das 150. Stadtjubiläum Wilhelmshavens. Damit soll auch die enge Verbundenheit zwischen der Marine und dem Heimatstützpunkt aller Fregatten zum Ausdruck gebracht werden.
Nach der F222 werden noch drei weitere Fregatten der Klasse 125 zulaufen: Die F223 NORDRHEIN WESTFALEN, die F224 SACHSEN ANHALT, und die F225 RHEINLAND PFALZ. 
Der S&T-Blog gratuliert zur Indienststellung und wünscht allezeit gute Fahrt und stets eine Handbreit Wasser unter dem Kiel!